• 05.07.2008 20:06

  • von Dieter Rencken / Fabian Hust

Rosberg: Kein Bock auf den springenden Bock

Nico Rosberg und das Williams-Teams sind am Samstag verzweifelt, denn man weiß nicht, warum das Auto wie ein zickiger Bock springt

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg erlebte am Samstag in Silverstone unfreiwillig ein alles andere als erfolgreiches Qualifying, das er am Ende auf dem 18. Rang beendete - weil er ein unerklärliches Problem mit seinem FW28 hat: "Seit gestern Morgen habe ich ein Springen im Auto. Gestern war es noch nicht ein solch großes Problem."

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg hat es mit einem bockigen Williams zu tun

"Ich habe es gestern erwähnt und sie haben dann danach geschaut", berichtet der Deutsche. "Zuerst haben sie es nicht gesehen, dann haben sie es gesehen, aber das Problem nicht gefunden. So hat es sich dann hingezogen. Es wurde immer schlimmer. Gestern am Ende des Tages wurde es schon ganz schön schlimm."#w1#

"Wir haben daraufhin über Nacht ein paar Teile ausgewechselt, wo wir dann schon sicher waren, dass es das ist. Morgens war es im Training zunächst schwierig, das zu sehen, da es nass war. Dann war es noch schlimmer. Sie haben dann noch einmal geschaut und andere Sachen ausgetauscht, von denen sie dachten, dass es daran liegt."

"Mitten in der Kurve war das Auto in der Luft!" Nico Rosberg

"Im Qualifying war es dann noch einmal schlimmer", klagt der 23-Jährige. "Denn auf dem Außenreifen, wo man in der Kurve nun einmal die Belastung drauf hat, hatte ich null Druck drauf, weil das Auto in der Luft war. Mitten in der Kurve war das Auto in der Luft! Es geht los, indem es anfängt zu springen - einmal, zweimal, dreimal, viermal - und dann hebt es ab. Wenn man sich jetzt die Onboard-Aufnahmen anschaut, dann kann man das regelrecht sehen. Das war in jeder Kurve so, unterschiedlich stark."

Am Ende des Qualifyings bat das Team seinen Fahrer, aus dem Auto auszusteigen, anstatt einen weiteren Versuch zu unternehmen: "Aus Teamsicht verstehe ich das, weil ich morgen sowieso aus der Boxengasse starten werde, da sie das Auto umbauen müssen. Aus persönlicher Sicht verstehe ich es nicht ganz, denn ich hätte trotzdem das Beste aus dem gemacht, was ich habe."

"Zu diesem Moment wusste ich noch nicht, dass ich aus der Boxengasse starten werde." Nico Rosberg

"Aber sie haben mir gesagt, dass es nass ist, dass es nichts mehr bringt. Dann bin ich ausgestiegen. Zu diesem Moment wusste ich noch nicht, dass ich aus der Boxengasse starten werde. Das Team hat deshalb für sich entschieden, dass es sich nicht lohnt, noch einmal einen Versuch zu starten, da wir sowieso aus der Boxengasse losfahren. Aber als Fahrer ist das natürlich etwas anderes, da möchte man schon noch einmal fahren, selbst wenn das Auto drei Räder hat..."

Teamkollege Kazuki Nakajima war im Zeitenfahren zum Großen Preis von Großbritannien nicht wirklich schnell unterwegs, aber zumindest hatte er das Problem nicht: "Wir haben exakt die identischen Autos, aber er hat keine Probleme. An einem Auto befinden sich tausende Komponenten, und wenn eine kaputt ist... Irgendetwas ist kaputt."

"Wir sind nur gut in Melbourne, Monaco und Montréal." Nico Rosberg

Hinzu kam, dass im Vorfeld dem Team schon klar war, dass man in Silverstone nicht besonders stark sein wird: "Es ist einfach so, dass wir hier auf diesen normalen Strecken schwach sind. Wir sind nur gut in Melbourne, Monaco und Montréal. Aber wir waren vom ersten Moment der Saison an schwach auf Strecken wie zum Beispiel Malaysia. Ich habe bei dieser Art von Rennen, sechs an der Zahl, nur zwei Punkte sammeln können, und das auch nur durch Ausfälle bedingt."

Vor dem kommenden Rennen in Deutschland wird Rosberg am Steuer des Autos sitzen: "Ich werde am Dienstag und Mittwoch in Hockenheim testen. Das ist auch wichtig, denn ich bin der Anführer in Sachen Entwicklung für das Team. Da ist es wichtig, dass ich jetzt mehr Tage teste, um dem Team eine bessere Richtung zu geben."

Und kann er den Fans Hoffnung machen, dass es bei seinem Heimrennen besser laufen wird? "Ich würde sagen, dass uns die Strecke wiederum nicht entgegen kommen wird - aber halbwegs schon, ja. Das ist einfach eine normale Strecke. Wir brauchen Rennen wie Singapur und Valencia."

"Ich finde es schade, dass wir so weit hinten sind." Nico Rosberg

Kann der Wahl-Monegasse sagen, an was es liegt, dass das Auto auf nur so wenigen Strecken gut funktioniert? "Da kommen einfach viele Sachen zusammen: Das Gewicht des Autos, die Aerodynamik, vielleicht nicht so sehr der Abtrieb, aber ihre Charakteristik. Ich finde es schade, dass wir so weit hinten sind, denn das hatte ich mir natürlich dieses Jahr nicht erhofft."

Das Team kommt den Problemen langsam aber sicher auf die Spur - nur das hilft nicht viel: "Auch ich komme immer mehr dahinter, woran es liegt. Zum Beispiel in Bezug auf die aerodynamischen Teile. Das Problem ist, dass man nicht zu viel in dieses Jahr investieren kann, denn man muss ja auch an das kommende Jahr denken. Um dieses Jahr voran zu kommen, müsste man ja komplett umdenken."

"Auf jeden Fall ist es für mich im Moment sehr interessant", sieht Rosberg die aktuelle Situation positiv. "Ich bin im Team der erfahrenste und man hört auf mich. Ich bin da im Moment wirklich sehr gut, auch was das Hineindenken in kompliziertere Dinge betrifft. Das ist schon eine interessante Phase, weil ich den Respekt aller genieße. Sie wissen dass ich Ahnung habe und weiß, was Sache ist."