• 19.03.2006 19:13

  • von Marco Helgert

Rosberg: "Das macht ihn verrückt"

Nico Rosberg erklärt die besondere Beziehung zu seinem Vater, redet über geöffnete Türen, seine Stärken und die Formel 1 der heutigen Zeit

(Motorsport-Total.com) - Bereits zwei Söhne großer Formel-1-Rennfahrer haben es auch selbst zu Ruhm und Ehre gebracht: Damon Hill und Jacques Villeneuve. Doch Nico Rosberg startete mit anderen Voraussetzungen in seine Formel-1-Karriere. Damon Hills Vater Graham starb bei einem Flugzeugabsturz, Jacques Villeneuves Vater Gilles kam bei einem fürchterlichen Unfall 1982 im Training zum Großen Preis von Belgien ums Leben. Keke Rosberg, Vater von Nico, aber hat seine aktive Zeit überstanden und kann nun mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg glaubt an seine mentale Stärken, vor allem an seinen Ehrgeiz

Doch der Williams-Pilot möchte eigentlich keine Tipps seines Vaters. "Ich habe ihm gesagt, dass er mir bloß keine Tipps geben soll", erklärte er im Interview mit der 'Welt am Sonntag'. Vielmehr träumt er von der Trennung von Privat- und Berufsleben, doch mit seinem Vater fällt das schwer. "Manchmal, wenn ich nach Hause komme, löchert er mich schon noch mit Fragen zum Rennfahren, wenn ich meine Ruhe haben will. Das macht ihn verrückt."#w1#

Abgesehen von diesen Details die Vater-Sohn-Beziehung jedoch ungestört. "Wir sind beide ziemlich komplizierte Menschen", so der junge Rosberg, der sofort nachschoss: "Besonders er." Doch Streit gib es selten. "Wenn es mal eskaliert, dann dreht sich einer von uns um und geht." Wenig später kläre man das Problem dann völlig ruhig.

Keke und Nico Rosberg - mehr als eine Vater-Sohn-Beziehung

"Wir sind uns sehr ähnlich. Wir brennen darauf zu gewinnen und haben gelernt, unsere Gefühle zu kontrollieren", fuhrt er fort. Nico hat also nicht nur das Talent des Vaters, sondern auch einige Wesenszüge. Dabei übernimmt Vater Rosberg in einigen Teilen der Karriere des Sohnes auch die Regie, denn er managt Nico, der sich nichts Besseres vorstellen kann, "weil ich ihm voll und ganz vertraue und es keinen Besseren gibt".

Nico und Keke Rosberg

Keke Rosberg darf Sohn Nico nur manchmal den Weg zeigen Zoom

Dabei war die Formel 1 in der aktiven Zeit von Keke Rosberg völlig anders. "Damals war Rennfahren noch etwas Besonderes", so Sohn Nico. "Viele Leute vermissen diese Fahrertypen wie Lauda, Senna, Prost, Hunt oder auch meinen Vater. Sie waren glamourös und viel freier als heute." Doch das System hat sich geändert. "Du musst ein großes technisches Verständnis haben, Diagramme und Kurven lesen können. Und du musst viel kommunikativer sein, ein Teamplayer."

Fahrer der heutigen Generation sind anders

Dazu gehört auch ein rigoroses Fitnessprogramm, wofür sich Keke Rosberg nie interessierte, wohl aber Nico. "Ich gehe gern ins Fitnessstudio, weil ich weiß, dass mein Körper ein wichtiger Faktor ist, um zu gewinnen", erklärt er. Doch hätte ein Fahrer der heutigen Generation auch vor 20 Jahren schon Freude und Erfolg in der Formel 1 gehabt? "Juan-Pablo Montoya vielleicht. Er ist der Einzige, der mir einfällt. Aber Montoya ist nicht Senna. Er ist keiner, zu dem du aufschaust."

Nico Rosberg möchte seinen eigenen Weg suchen und finden, dabei helfen ihm Eigenschaften, die er sich selbst zuschreibt. "Ich bin sehr ehrgeizig", erklärte er, worauf der Vater einwarf: "krankhaft ehrgeizig". Dabei hatte er zunächst einen anderen Lebenstraum. Er hätte am Imperial College in London Raumfahrtechnik studieren können. "Aber mit 17 durfte ich zum ersten Mal einen Williams-Formel-1-Rennwagen testen. Danach hatte ich den Traum von der Formel 1."

Dass der Name Rosberg hilft, sich im Rennsport die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen, bestreitet Rosberg junior ist, doch man vergesse leicht, dass er die Leistung dennoch bringen muss. "Er hat einige Türen geöffnet und mir viele Möglichkeiten eröffnet", erklärte er über die Hilfe seines Vaters. "Aber durchgegangen bin ich durch diese Türen selber."