Rosberg-Bestzeit im Regen von Jerez

Ein McLaren-Sensor stahl am ersten Tag in Jerez allen die Show - Red Bull, Virgin und Force India erstmals mit Konkurrenz unterwegs

(Motorsport-Total.com) - Auftakt zur zweiten Testwoche dieses Winters: Zehn Teams versammelten sich heute im südspanischen Jerez de la Frontera, um ihre Vorbereitungen auf die am 14. März beginnende Formel-1-Saison vorzubereiten. Schlechtes Wetter war dabei ein Spielverderber, dennoch gab es wieder jede Menge interessanter Neuerungen zu beobachten.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Bestzeit für Nico Rosberg: Der Deutsche nutzte die Bedingungen am besten

Obwohl Red Bull und Force India am Rande des Geschehens ihre neuen Autos präsentierten, stahl McLaren allen die Show. Der MP4-25 von Neuzugang Jenson Button war mit zwei aerodynamischen Messgeräten ausgestattet, die es so davor noch nie gegeben hat: Sofort ins Auge stach die seitliche Sensorenleiste, die von der Form her stark an einen Balkenmäher erinnert, während ein vergleichbares Instrument hinter dem Frontflügel nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen war.#w1#

Innovation bei McLaren

Der seitliche "Balkenmäher" wurde von den Ingenieuren mit zahlreichen Aerosensoren versehen, die Luftverwirbelungen hinter den Vorderrädern genau protokollieren können. Der Clou dabei: Das Element ist höhenverstellbar und kann somit Messwerte von verschiedenen Ebenen aufzeichnen. Auf diese Weise erhält McLaren erstmals hundertprozentig zuverlässige Praxisdaten, die mit den Erkenntnissen aus Simulation und Windkanal abgeglichen werden können.

Jenson Button

Jenson Buttons MP4-25 war mit einem skurrilen Aerosensor ausgestattet Zoom

Schneller wurde Button dadurch freilich nicht - der amtierende Weltmeister belegte mit 4,020 Sekunden Rückstand den sechsten Platz. Damit verlor McLaren das heutige Duell mit Ferrari deutlich, denn Fernando Alonso wurde Vierter. Der Spanier rückte zunächst noch mit Trockenreifen vom Valencia-Test aus, ließ dann wegen des Regens geplante Arbeiten am Getriebe vorziehen, sah später aber ein, dass die Bedingungen nicht mehr besser werden, und ging wieder auf die Strecke.

Eigentlich hätte nicht ein "Balkenmäher", sondern der neue Red-Bull-Renault RB6 der Star des Tages sein sollen, mit dem Mark Webber die Jungfernfahrt absolvierte. Doch nach den ersten 47 Runden wurde der Australier von der Technik im Regen stehen gelassen, als er wegen eines Öllecks ausrollte und zu Fuß zurück an die Box kommen musste. Am Nachmittag absolvierte er drei weitere Umläufe, diesmal ohne Probleme. 5,575 Sekunden Rückstand bedeuteten unterm Strich den neunten Rang.

Permanent feuchte Bedingungen

Repräsentativ waren die Zeiten wegen des Wetters nicht, denn der Regen erreichte zwar nie weltuntergangsartige Stärken, wie man das etwa aus Kuala Lumpur kennt, aber die Strecke war permanent feucht und ließ am Nachmittag keine Verbesserungen mehr zu. Das kleine Zeitfenster, in dem mit Trockenreifen gefahren werden konnte, nutzte Nico Rosberg trotz eines Defekts in den Schlussminuten am besten: Der Mercedes-Pilot stellte in 1:20.927 Minuten die Tagesbestzeit auf.


Fotos: Testfahrten in Jerez, Mittwoch


Landsmann Timo Glock hatte beim zweiten Test mit dem Virgin-Cosworth VR-01, der wegen spät in der Nacht eingetroffener Teile erst am frühen Nachmittag beginnen konnte, weniger Wetterglück: Kurz nach 13:00 Uhr ging der ehemalige Toyota-Pilot bereits mit Regenreifen erstmals für eine Installationsrunde auf die Strecke, ehe er später ein richtiges Testprogramm aufnahm. Den letzten Platz konnte er nicht mehr abschütteln, immerhin brachte er es aber auf fünf Runden.

Premiere auch für Force India

Der Schweizer Sébastien Buemi (Toro Rosso) belegte trotz eines Ausritts - er war damit in bester Gesellschaft, wie zum Beispiel auch Alonso gestehen muss - den zweiten Platz, unmittelbar gefolgt von Nico Hülkenberg im Williams mit Cosworth-Power. Hinter Alonso belegte Kamui Kobayashi im Sauber-Ferrari den fünften Platz. Doch Platzierungen und Zeitabstände hatten heute noch weniger Bedeutung als zuletzt in Valencia.

Mark Webber

Mark Webber bei der Jungfernfahrt mit dem neuen Red-Bull-Renault RB6 Zoom

Schon eher ging es um die Eindrücke der Fahrer, etwa jenen von Vitantonio Liuzzi: "Im Trockenen fühlte sich das Auto gut an, aber bei solchen Bedingungen ist es schwierig, das richtig zu beurteilen", so der Force-India-Pilot. "Wir haben zuerst ein paar Systemchecks absolviert und am Nachmittag arbeitete ich auch ein bisschen an der Balance." In Abwesenheit von Teamkollege Adrian Sutil wurde Liuzzi mit 4,041 Sekunden Rückstand Siebter.

Abgerundet wurde das heutige Klassement von Rookie Vitaly Petrov, der aufgrund der schwierigen Bedingungen von Renault nur wenig auf die Strecke gelassen wurde, Webber, der nach der Reparaturpause erst um 16:44 Uhr wieder aus der Box fahren konnte, und Glock. Nun hoffen die anwesenden Teams auf besseres Wetter. Die Prognose für morgen ist besser, zum Wochenende hin könnte es aber wieder regnen.