Romain Grosjean: Kritik der Konkurrenten hinterließ Narben

Haas-Pilot Romain Grosjean spricht über seine schwierige Saison 2012, räumt Fehler ein und verrät, dass ihm das Leben nicht einfach gemacht wurde

(Motorsport-Total.com) - "First lap nutcase"- frei übersetzt: "Der Verrückte aus Kurve eins" - so haben ihn die Kollegen getauft, als Romain Grosjean in der Formel-1-Saison 2012 hauptsächliche durch seine Unfälle auf sich aufmerksam machte. Fast vier Jahre danach sitzt der Stachel bei dem neuen Haas-Piloten noch tief. Doch der Franzose konnte sich trotz der vielen Kritiker in der Königsklasse halten, sich gut entwickeln und aus seinen Fehlern lernen. Das Kapitel ist geschlossen, bleibt aber ein Teil des Rennfahrers.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean hätte sich seine Formel-1-Karriere beinahe selbst verbaut Zoom

"2012 war für mich wirklich hart", gibt er gegenüber 'Motorsport.com' zu. "Ich war am Ende. Es war sehr schwierig. Es ist nicht einfach, vor allem, wenn man auf die Startaufstellung kommt und alle Blicke auf einen gerichtet sind."

Zu Beginn der Saison 2012 war Grosjean noch ein halber Rookie. 2009 war er zwar bereits für Renault zum Einsatz gekommen, allerdings nur für eine halbe Saison und ohne nennenswerte Erfolge. Nachdem er sich zwischenzeitlich den Titel in der GP2 gesichert hatte, erhielt er bei Lotus eine zweite Chance an der Seite von Kimi Räikkönen. Sein Stammcockpit-Comeback gestaltete er jedoch etwas zu übermotiviert.

Grosjean: "Andere Fahrer haben es ausgenutzt"

Unter seinen zahlreichen Rennvorfällen stach vor allem der von ihm verursachte Crash in Spa-Francorchamps heraus, bei dem er mit Lewis Hamilton kollidierte, selbst abhob und nur knapp den Helm von Fernando Alonso verfehlte. Für dieses Manöver wurde er scharf kritisiert und für ein Rennen gesperrt. Seinen "Nutcase"-Stempel bekam er dann von Mark Webber aufgerückt, nachdem er dem Red Bull in Japan hinten draufgefahren war.

"Andere Fahrer haben es ausgenutzt, dass ich unter Druck stand und ich konnte nichts dagegen tun", so Grosjean. "Am Montag nach Spa ging ich zu meinem Psychologen und wir arbeiten daran zu verstehen, was schiefgelaufen ist und warum ich die falschen Entscheidungen traf. Das war sehr wichtig, vor allem für mich. Es hat mir geholfen, zurückzukommen und mich wieder aufzurichten, wenn ich von anderen Fahrern kritisiert wurde. Spa bleibt aber ein Teil meiner Geschichte. Ich habe daraus gelernt und bin daran gewachsen."

Es hätte das Ende seiner Karriere bedeuten können. Doch sein Team hielt an ihm fest und Grosjean zahlte es ihnen schon im darauffolgenden Jahr zurück. 2013 gelangen ihm sechs Podiumsplatzierungen und Gesamtplatz sieben. Lotus wurde viertbestes Team. "Als Lotus mit mir verlängert hat, war das eine große Erleichterung. Ich konnte wieder von Neuem beginnen. 2013 konnte ich dann auch in der ersten Runde wieder mehr attackieren und auf ein vernünftiges Level kommen."


Fotostrecke: Startunfall Belgien-Grand-Prix

Nachdem allerdings Lotus selbst erst technische Probleme 2014 und dann finanzielle Nöte 2015 bekam, verabschiedete sich Grosjean nun in Richtung des Neueinsteiger-Teams Haas, wo er seine Erfahrungen als reflektierter Pilot einbringen soll.