• 19.02.2009 12:53

  • von Stefan Ziegler

Rom-Rennen: "Baut den Circus Maximus wieder auf!"

Die mögliche Austragung eines Grand Prix' in den Straßen von Rom schlägt in Italien große Wellen - Politiker befürchten Einbußen beim Monza-Rennen

(Motorsport-Total.com) - Superbike-Promoter Maurizio Flammini stößt mit seiner Idee, einen Formel-1-Grand-Prix in der italienischen Hauptstadt Rom abzuhalten, nicht überall auf offene Ohren. Das Rennen am Rande der Millionenstadt findet vor allem bei Anhängern der Partei Lega Nord keinen Zuspruch, denn die Politiker machen sich sorgen um den klassischen Grand Prix im Königlichen Park von Monza. Während die Stadt Rom noch immer das Für und Wider abwägt, wird die Zahl der Renngegner immer größer.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Felipe Massa

Starten die Formel-1-Boliden schon bald in Rom? Noch gibt es viele Hürden...

"Wenn die Stadt mehr Aufmerksamkeit erregen will, dann sollte man sich dort viel mehr Gedanken darüber machen, wie man die Infrastruktur, die Sicherheit und die Beleuchtung verbessern kann", wird Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo vom 'Guardian' zitiert. Der Italiener nahm damit direkt Bezug auf die jüngsten Ereignisse in der "ewigen Stadt", wo vor kurzem ein junges Mädchen einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war.#w1#

Auch Politiker Fabio Desideri konnte einem Formel-1-Rennen in Rom gegenüber dem 'Corriere della Sera' nicht viel Gutes abgewinnen: "Ein Autorennen in Rom abzuhalten wäre einfach paradox, gilt Rom doch als Hauptstadt von Staus und Schlaglöchern", meinte Desideri. Bei Claudio D'Amico hält sich die Begeisterung ebenfalls in überschaubaren Grenzen: "Ich möchte die Politiker von Rom daran erinnern, dass Autorennen in diesem Land schlichtweg Monza bedeuten."

"Wo Rom doch ohnehin gerade nach neuen Ideen sucht - hier ist eine weitere: Baut den Circus Maximus wieder auf und veranstaltet Wagenrennen", witzelte D'Amico und fügte an: "Das wäre ein großartiger Erfolg und würde den Norden überhaupt nicht belästigen." Und gerade der Widerstand Norditaliens könnte dafür sorgen, dass es keinen Rom-Grand-Prix geben wird - die Lega-Nord-Partei läuft Sturm gegen die mögliche Austragung des Rennens.

Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Monza, Autodromo di Monza

Das Herz des Motorsports in Italien schlägt auf den langen Geraden von Monza Zoom

"Nicht nur die Lega Nord ist dagegen, auch die Investoren von Monza befürchten, ihr Sponsoring zu verlieren, wenn ein zusätzlicher Grand Prix in Rom veranstaltet wird", erläuterte Parlamentarier Claudio Barbaro. Diese Haltung kann Ideengeber Flammini aber nicht nachvollziehen: "Die Lega Nord besteht darauf, dass jede Region sich selbst finanziert. Gerade der Norden sollte daher doch froh über diesen Vorschlag sein", meinte der ehemalige Rennfahrer.

"Eine solche Businessidee bedeutet doch, dass der Norden weniger öffentliche Gelder an den Süden weiterleiten muss", erklärte Flammini, der im Stadtrat von Rom allerdings auch Fürsprecher hat. Alessandro Cochi, zuständig für sportliche Belange der italienischen Hauptstadt, sagte dazu: "Die Einkünfte bei einer jährlichen Austragung des Rennens würden Geldmittel für soziale Einrichtungen, Sport und Kultur der Stadt bedeuten."

Stattfinden soll das Rennen allerdings nicht etwa im Herzen der "ewigen Stadt" und im Schatten der antiken Bauwerke, sondern vielmehr im modernen Business-Zentrum der Metropole - dem EUR-Vorort, was den Reiz eines weiteren Stadtrennens sicherlich vermindern dürfte. Bei einem geschätzten finanziellen Aufwand von über 130 Millionen Euro sollen etwa 350.000 Zuschauer das Rennen in Rom besuchen - sollte es tatsächlich zur Austragung kommen.