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Robertson: "Kimi ist wie ein Sohn für mich"

Manager Steve Robertson spricht über seinen Schützling Kimi Räikkönen, den ersten WM-Titel und das falsche Image in der Öffentlichkeit

(Motorsport-Total.com) - Als Kimi Räikkönen den Grand Prix von Brasilien gewann und sich damit erstmals den WM-Titel in der Formel 1 sicherte, standen unten in der Boxengasse seine beiden Manager Steve und David Robertson, Vater und Sohn, die seine Karriere von Anfang an begleitet haben. Die Robertsons sind so etwas wie der doppelte Willi Weber für den Nachfolger von Michael Schumacher bei Ferrari.

Titel-Bild zur News: David Robertson

Steve Robertson hat mit Kimi Räikkönen ein goldenes Näschen verdient

Zum ersten Mal auf ihr Radar nahmen die beiden Briten den jungen Finnen Ende der 1990er-Jahre, als sie von Formel-1-Urgestein Peter Collins auf ihn aufmerksam gemacht wurden. Räikkönen fuhr damals in verschiedenen Kartserien allen Konkurrenten um die Ohren, obwohl er meistens schlechtes Material hatte, weil seine Eltern nicht gerade im Geld schwammen. Speziell im Regen wusste er zu überzeugen.#w1#

Beeindruckender erster Test

Die Robertsons kamen Collins' Bitte nach und schauten sich den Blondschopf mit den eindringlichen blauen Augen genau an, ermöglichten ihm einen Test in einem richtigen Rennwagen. Räikkönen wurde allen Vorschusslorbeeren gerecht, brannte Rundenzeiten in den Asphalt, mit denen keiner gerechnet hatte, und konnte diese Leistungen dann auch in der Formel Renault umsetzen. Anschließend wurde ein gewisser Peter Sauber auf ihn aufmerksam - der Rest ist Geschichte.

Bemerkenswert am Verhältnis zwischen den Managern und dem Nachwuchsfahrer war aber schon damals das außergewöhnliche Vertrauen, das sich entwickelte: "Für mich", erinnerte sich Robertson sen. in einem Interview mit 'formula1.com', "war er wie ein weitere Sohn und für Steve wie ein Bruder. Wenn wir ihm eine Karte schreiben, schreiben wir immer noch, dass sie von einer englischen Familie kommt, und ich glaube, dass er von uns auch so denkt."

Noch mehr zusammengeschweißt wurden die Robertsons und Räikkönen durch die schwierigen Zeiten in der Formel 1: Erst wurden ihm viele Stolpersteine in den Weg gelegt, hätte er beinahe gar keine Superlizenz bekommen, dann schrammte er 2003 und 2005 jeweils knapp am WM-Titel vorbei. Umso größer war die Erleichterung, als 2007 mit dem Wechsel zu Ferrari nicht nur ein Millionenvertrag kam, sondern auch der sportliche Durchbruch.

2003 und 2005 sind nicht vergessen

Kein Wunder, dass den Robertsons in São Paulo ein Stein vom Herzen fiel: "Man hat schon glauben müssen, dass es nie passieren würde, daher war es einfach unglaublich, es auf so dramatische Art und Weise und entgegen aller Wahrscheinlichkeiten zu schaffen. Denn wie jeder weiß, wäre er bereits ein dreifacher Weltmeister, wenn die Zuverlässigkeit gestimmt hätte", gab Robertson sen. zu Protokoll.

Dass Räikkönen nicht gerade in Tränen ausbrach, als er den Siegerpokal in São Paulo erhielt, störte ihn nicht, schließlich kannte er den "Iceman" nie anders: "Wir waren so stolz auf ihn, als er die Interviews nach dem Rennen gab. Man hätte es nicht besser niederschreiben können, als er es gemacht hat - das war perfekt. Das Gute an Kimi ist, dass er jedes Wort, das er sagt, auch wirklich so meint", so Robertson.

Kontrast zu Schumacher

"Kimi ist keiner, der sein Herz auf einem Silbertablett trägt, aber genau das war eine Sache, die Ferrari an ihm interessant fand. Sie hielten Kimi für anders. Unterm Strich war er Kimi, nicht Michael (Schumacher; Anm. d. Red.). Das hat aber keinen Unterschied gemacht und das Team ist schon sehr angetan von ihm, weil er nie meckert, keine Entschuldigungen sucht und sich einfach auf seinen Job konzentriert", sagte er weiter.

Dass aus dem leidenschaftlichen Ferrari-Team und dem kühlen Nordländer eine solche Liebesbeziehung werden würde, war nicht von Anfang an klar, aber geschätzte 25 Millionen Euro Schmerzensgeld versüßten den Robertsons die Entscheidung. Außerdem war Räikkönen selbst natürlich auch begeistert von der Idee, einmal für Ferrari zu fahren - und im Nachhinein hat sich Schumachers Schatten ja nicht als zu groß herausgestellt.

Außerdem war selbst in der Post-Schumacher-Ära eine Konstante gegeben: "Jean Todt", so Robertson. "Ich kenne niemanden, der so hart arbeitet wie er. Wenn er nicht geblieben wäre, hätten wir uns vielleicht anders entschieden. Wie bei jedem großen Führer habe ich auch bei ihm herausgefunden, dass sich seine Arbeitsmoral bei allen durchzieht und dass alle Mitarbeiter seinem Vorbild folgen."

Kimi Räikkönen, Steve und David Robertson

Kimi Räikkönen im Fahrerlager mit seinen beiden Managern, den Robertsons Zoom

Keine neue Ferrari-Krise

Das sei letztendlich auch der Grund dafür gewesen, dass sich Räikkönen für die Variante Ferrari begeistern ließ, obwohl mit Ross Brawn und Co. einige der wichtigsten Führungsfiguren das Handtuch warfen. Robertson redete seinem Schützling aber ein, dass das Kollektiv viel wichtiger sei und dass es sicher nicht wieder 21 Jahre bis zum nächsten Ferrari-Titel dauern werde, wie es zwischen 1979 und 2000 schon einmal der Fall war.

Und dann nahm er auch noch zum trinkfesten Image des Weltmeisters Stellung, das "ein bisschen von der Wahrheit entfernt" sei: "Tatsache ist", gab Robertson zu, "dass er ein junger Mann ist und gerne auf Partys geht, aber das hat noch nie - ich betone: noch nie - seinen Job beeinträchtigt. Als Profi, der er ist, stellt er immer sicher, dass er bei Testfahrten und an Rennwochenenden in bestmöglicher Verfassung auftaucht."