• 15.10.2004 09:28

Rémi Taffin: Power für Fernando Alonso

Der 29-jährige Motoreningenieur Rémi Taffin beschreibt seinen Job im Renault-Team und seinen beruflichen Werdegang

(Motorsport-Total.com) - Er wollte dem Motorsport nah sein - aber nicht zu nah: Als Fahrer die berühmt berüchtigte Eau Rouge in Spa-Franchorchamps voll zu nehmen oder vor jeder Kurve inmitten des Fahrerfeldes den spätestmöglichen Bremspunkt zu finden, fand Rémi Taffin nicht wirklich spannend. Dennoch ließ sich der Franzose bereits als Jugendlicher kein Formel-1-Rennen im Fernsehen entgehen. Besonders die technische Komponente interessierte den jungen Mann. Die Funktionsweise der Motoren, die unentwegte Entwicklungsarbeit in noch so unbedeutend erscheinenden Bereichen sowie die unglaubliche Präsizion - all das faszinierte Rémi.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Rémi Taffin

Fernando Alonso und Rémi Taffin in Hockenheim vor einem Jahr

Dies bekam nicht zuletzt sein geliebtes Motorrad zu spüren, mit dem er mehr Zeit schraubend als fahrend verbrachte. Immer fand Rémi etwas, das er austauschen oder verbessern konnte. In Fachzeitschriften suchte er immer nach interessanten Artikeln, die ihm halfen, seinen Motor zu tunen. Einige dieser Magazine finden sich auch heute noch in seinem Büro. Und wenn Rémi die Zeit findet, schmökert er nur zu gerne in ihnen. "Es war nur logisch, dass ich nach meinem Schulabschluss eine Karriere im Automobilbereich einschlug", lächelt er. Er schrieb sich an einer Ingenieursschule ein. Eines seiner ersten Projekte entstand im Rahmen des 'Shell Marathons', bei dem es darum geht, ein Fahrzeug zu entwerfen, dass mit einem minimalen Treibstoffvorrat eine möglichst lange Strecke zurücklegt. "Wir mussten alles selber machen - planen, entwickeln und bauen", erinnert sich Rémi. "Das war eine fantastische Erfahrung."#w1#

1998 erster Kontakt mit dem Formelsport

Während der gesamten Zeit ließ seine Faszination für den Motorsport nicht nach: Direkt nach seiner Ausbildung heuerte Rémi 1998 beim Signature-Team in der französischen Formel 3 an. Doch bereits nach einer Saison suchte er nach neuen Herausforderungen. Als er seine Fühler ausstreckte, kam er mit dem Renault-Team in Kontakt. Die 'Equipe Jaune' suchte gerade einen Ingenieur für das Motorenprogramm des Formel-1-Projekts. Da konnte Rémi natürlich nicht nein sagen. Er wurde dem BAR-Team zugeteilt, das zu jener Zeit mit den auf Renault-Motoren basierenden Supertec-Triebwerken fuhr.

Als Motoren-Ingenieur des damaligen Neulings Ricardo Zonta erlebte Rémi 1999 seine erste Formel-1-Saison. Zwar verfügte er bereits über einige Rennsporterfahrungen, doch lernte er schnell, dass die Königsklasse des Motorsports eine ganz eigene Liga darstellt. "Ich hatte das Glück, für einen Motor verantwortlich zu sein, der sozusagen 'unkaputtbar' war", lacht Rémi. "Das kam meinem Lernprozess zugute, denn ich wusste, dass kleinere Fehler nicht unmittelbar schwer wiegenden Konsequenzen nach sich ziehen würden." Und kleinere Unachtsamkeiten konnten ihm bei seinen ersten Kontakten mit dem glamourösen Umfeld der Formel 1 durchaus unterlaufen, wie er heute zugibt. "Natürlich lasse ich mich davon heute nicht mehr beeindrucken", erklärt er. "Aber ein gewisses Lampenfieber stellt sich doch immer noch ein. Am Sonntagmorgen vor dem Rennen wächst die Spannung in dir ins Unermessliche. Jedes einzelne Teammitglied ist sich über die Herausforderung Formel 1 bewusst."

Heute ist Taffin Motoreningenieur von Fernando Alonso

In dieser Saison arbeitet Rémi gemeinsam mit Fernando Alonso: Sein Job besteht darin, den Renault-RS24-Zehnzylinder im Heck des Boliden mit der Startnummer acht so abzustimmen, dass er perfekt zum Fahrstil des jungen Spaniers passt. Dazu muss Rémi eine Vielzahl Parameter wie zum Beispiel Ansprechverhalten, Einstellungen der Traktionskontrolle oder Getriebeübersetzungen im Auge behalten. Absolut nichts wird dem Zufall überlassen. "Heutzutage kümmert sich ein Motoreningenieur um weit mehr als nur um das Triebwerk", so Rémi. "Einige Dinge geschehen dabei im Hintergrund, so dass noch nicht einmal der Fahrer allzu viel davon mitbekommt. Aber die Rundenzeiten sind schließlich ein untrüglicher Gradmesser für die Qualität meiner Arbeit."

Fernando weiß diesen Arbeitseifer des Renault-F1-Workshops in Viry-Châtillon zu schätzen und lobt vor allem das diesjährige Triebwerk. "Neben dem deutlich weiteren Winkel der Zylinderbank besitzt das Triebwerk im Vergleich zur vergangenen Saison sehr viel mehr Drehmoment", so der derzeitige WM-Vierte. "Auch die Leistung ist höher und lässt sich über das gesamte Drehzahlband gleichmäßiger abrufen. Der progressive Charakter des Motors hilft uns zum Beispiel bei der Ausfahrt aus Kurven. Schließlich haben unsere Motorenspezialisten im Laufe der Saison einen enormen Entwicklungsprozess beschritten." Im nächsten Jahr soll diese Entwicklung zu regelmäßigen Siegen führen. Daran arbeitet Rémi Taffin mindestens genauso intensiv wie Fernando Alonso...