Richards will die Formel 1 "sparsam" angehen

David Richards will Prodrive als Partner eines bestehenden Teams in die Formel 1 bringen - Verhandlungen mit Herstellern bereits abgebrochen

(Motorsport-Total.com) - 2008 wird sich David Richards mit seinem eigenen Formel-1-Team einen lange gehegten Lebenstraum erfüllen, doch bei aller Leidenschaft für die Königsklasse des Motorsports geht der ehemalige Benetton- und BAR-Teamchef doch sehr nüchtern an dieses Projekt heran. In erster Linie soll es nämlich profitabel werden.

Titel-Bild zur News: David Richards

David Richards will keine Unmengen in sein Formel-1-Projekt investieren

"Die Entscheidung, in die Formel 1 zu gehen beziehungsweise in die Formel 1 zurückzukehren", so Richards in einem Interview mit der Internetseite 'formula1.com', "war eine sehr geschäftsorientierte Entscheidung. Auf unserer Suche nach Wachstum und nach Bereichen, in denen wir eventuell neue Geschäftszweige eröffnen könnten, kamen wir zu dem Schluss, dass an der Formel 1 ganz einfach kein Weg vorbei führt."#w1#

Richards wirft kein Geld zum Fenster raus

Dieses sparsame Geschäftsmodell zieht sich wie ein roter Faden durch das Prodrive-Konzept, denn abgesehen von der neuen Fabrik in Honiley, die jedoch nicht nur für die Formel 1 genutzt werden soll, hat sich das britische Motorsportunternehmen bisher keinen Luxus geleistet. Dies liegt daran, dass Richards kein eigenes Auto bauen, sondern mit einem bestehenden Team zusammenarbeiten will - auf einer Basis, wie sie laut Reglement frühestens ab 2008 erlaubt sein dürfte.

"Ich werde die Sache sehr sparsam angehen." David Richards

Daher sieht er auch keinen Sinn darin, schon jetzt wie wild Leute zu engagieren: "Aus meinen Erfahrungen, als ich in der Vergangenheit Organisationen aufgebaut habe, habe ich gelernt, dass es eine Tendenz gibt, Leute überhastet einzustellen und Dinge aufzubauen, die sich im Endeffekt als überflüssig herausstellen - Leute, die man nicht braucht. Ich werde die Sache daher sehr sparsam angehen", hielt der Brite fest.

Und weiter: "Wenn Rennteams von Ingenieuren geleitet werden, tendieren sie dazu, kreuz und quer vermischt zu werden. Sie wollen jedes Ausstattungsstück, aber wenn so ein Ausstattungsstück nur 30 Tage im Jahr im Einsatz ist, dann sehe ich keinen Sinn darin. Ich hingegen komme aus dem Business, ich leite ein Business - und unterm Strich muss jedes Business funktionieren. Es muss also profitabel und erfolgreich sein", so Richards.

Großes Team könnte von Kooperation profitieren

Dass sich ein bestehendes Team darauf einlassen wird, mit Prodrive zusammenzuarbeiten, kann er sich übrigens gut vorstellen, schließlich ist anzunehmen, dass durch die neuen Regeln ab 2008 viele der momentan noch sinnvollen Ressourcen überflüssig werden. Anstatt diese einfach nicht mehr zu nutzen, könne man jedoch ebenso gut ein Projekt wie Prodrive unterstützen und damit auch noch Geld verdienen - eine Win/Win-Situation für beide Beteiligten.

"Ich persönlich wäre dafür nicht geduldig genug." David Richards

Richards möchte sogar ein klassisches Kundenchassis einsetzen, weshalb er auch die Idee fallen gelassen hat, mit einem neuen Automobilhersteller wie zum Beispiel Hyundai einen Vertrag abzuschließen. Zwar bestätigte er, mit zwei asiatischen Unternehmen verhandelt zu haben, doch daraus sei nichts geworden: "Ich persönlich wäre dafür nicht geduldig genug", begründete er mit Verweis auf die langen Aufbauphasen von Honda oder Toyota.

Mit seinen 54 Jahren sieht er sich außerdem dazu gezwungen, in der Formel 1 möglichst rasch zum Erfolg zu kommen, denn allzu lange möchte er sich nicht mit einem Mittelfelddasein herumschlagen. Warum eigentlich die Eile, David? "Ich möchte das noch drei Jahre machen, das Team solide aufbauen, sehen, wie es losgeht - und dann will ich damit aufhören", kündigte er noch vor dem ersten Grand Prix seinen Rücktritt an.