• 03.04.2002 11:11

  • von Marcus Kollmann

Richards: Imagewechsel bei BAR dringend notwendig

Der Teamchef rechtfertigt im Gespräch seine radikalen Maßnahmen, mit denen er das Team konkurrenzfähiger machen will

(Motorsport-Total.com) - Neid kann man sich nicht erkaufen, sondern den muss man sich erarbeiten. Genau nach dieser Tatsache will sich David Richards, Teamchef von BAR-Honda, in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten verstärkt richten. Denn beneiden tut den Engländer um dessen derzeitige Aufgabe und die schlechte Erfolgsbilanz die BAR-Honda seit dem Einstieg in die Königsklasse vorzuweisen hat ganz bestimmt niemand - bemitleiden schon eher.

Titel-Bild zur News: David Richards

Richards glaubt, dass er das Team auf die Siegerstraße führen kann

Der auf Wunsch von British American Tobacco die Nachfolge von Craig Pollock angetretene Engländer sorgte zuletzt bereits für Schlagzeilen als er den Technischen Direktor, Malcolm Oastler, sowie den Chefaerodynamiker, Andy Green, entließ. Aber das Ende der Fahnestange ist noch nicht erreicht, denn das Team aus Brackley hat nach Ansicht von Richards das Image ein gemütlicher, netter Rennstall zu sein dem der Biss fehlt es bis an die Spitze der Formel 1 zu schaffen. Damit soll bald Schluss sein, denn in der prestigeträchtigsten und konkurrenzfähigsten Motorsportserie der Welt kann man sich so ein Image und eine lasche Arbeitseinstellung schlicht und ergreifend nicht leisten, verriet der BAR-Teamchef in einem 'Reuters'-Gespräch.

"Das Team hat, gemessen an den zur Verfügung stehenden Ressourcen und finanziellen Mitteln, ganz einfach eine zu schwache Leistung abgeliefert und wurde dafür bislang nicht zur Verantwortung gezogen. Jetzt bin ich der Teamchef und werde die Leute zur Verantwortung ziehen", nahm der 49-jährige kein Blatt vor den Mund und kündigte an, dass weitere 50 Angestellte wohl demnächst ihren Hut nehmen müssen.

"Wir müssen die Arbeitseinstellung der gesamten Belegschaft in Frage stellen, denn die passt einfach nicht zum Image der Formel 1."

Kritik an Pollock

Der Belegschaft von BAR-Honda erklärte Richards bei einem Meeting, dass ihre Jobs keinesfalls auf Dauer sicher sind. Das bekamen die versammelten 250 Mann zuletzt schon durch die Gespräche die in Brackley geführt wurden mit und die Pleite von Reynard Motorsport, eines der erfolgreichsten Unternehmen im Motorsport überhaupt, tat ihr Übriges, um den Angestellten den Ernst der Lage vor Augen zu führen.

Aber nicht nur an der gesamten Einstellung des Teams hat Richards etwas zu bemängeln, sondern auch an der Arbeit die sein Vorgänger, Craig Pollock, leistete: "Natürlich ist es im Nachhinein einfach das jetzt zu sagen, doch Tatsache ist, dass ich genau über die gleichen Vollmachten verfüge wie er im letzten Jahr und ich hätte damals genau die gleichen Dinge getan die ich jetzt tue, doch es ist auch eine Tatsache, dass man damals die Entscheidungen nicht getroffen hat und deshalb mache ich das jetzt", rechtfertigt Richards seine radikalen "Reform-Maßnahmen". Darüber hinaus erklärte er, dass er weiterhin an seinem Plan festhalten wird BAR-Honda in eine "konkurrenzfähige Organisation" zu verwandeln und "umzustrukturieren".

Die Formel 1 ist nämlich nicht nur ein Sport bei dem alle zwei, drei Wochen 11 Teams und 22 Rennfahrer gegeneinander antreten, um ihre Kräfte miteinander zu messen, sondern in der heutigen Zeit ein knallhartes Geschäft, weiß der BAR-Teamchef. Und in diesen Zeiten passt es nun einmal nicht zu dem Image eines Formel-1-Teams lieb und nett zu sein, vor allem wenn man keine Ergebnisse auf der Rennstrecke vorweisen kann.

2003 soll es besser werden

Allein durch radikale Maßnahmen - wie zum Beispiel Entlassungen - auf den Erfolgszug aufspringen zu können scheint unter heutigen Gesichtspunkten betrachtet aber ebenfalls fragwürdig. Das Erfolgsgeheimnis der ganz oben an der Spitze der Königsklasse mitmischenden Teams besteht nach Aussagen jener Teams schließlich darin eine gewisse Stabilität in den eigenen Reihen zu haben. Und was passieren kann wenn ein Rennstall zu viele personelle Veränderungen in kurzer Zeit vornimmt, kann man gegenwärtig am Beispiel Jaguar Racing beobachten. Doch David Richards sieht in seinen Maßnahmen den einzigen Weg, wie man BAR-Honda in ein erfolgreiches Team verwandeln kann.

Dieses Jahr sollten Fans von Villeneuve und Panis jedoch nicht mit zu großen spürbaren Veränderungen in sportlicher Hinsicht rechnen, denn laut Richards geht es 2002 vornehmlich darum die Grundlagen für die Zukunft zu schaffen. Das schließt in den Augen des schon 1998 einmal als Teamchef von Benetton in der Königsklasse aktiven Engländers die personelle Seite - die Moral - als auch die technische Seite - das Auto - ein.

"Im nächsten Jahr werden wir hoffentlich die ersten Früchte des Erfolges ernten können und 2004 sind wir dann hoffentlich konkurrenzfähig", erklärte der 49-Jährige, dem durch den Ausfall beider Fahrer beim Brasilien-Grand Prix wieder einmal vor Augen geführt wurde wie viele Änderungen noch nötig sind, abschließend. Ob die neuen Maßnahmen greifen, wird wie immer nur die Zeit zeigen.