• 21.07.2006 11:20

  • von Adrian Meier

Richards: Formel 1 sollte von der Serienproduktion lernen

David Richards ist der Meinung, die Formel 1 sollte vom in der Serienfertigung praktizierten gemeinsamen Nutzen von Plattformen und Komponenten lernen

(Motorsport-Total.com) - Seit einiger Zeit steht fest, dass Prodrive 2008 als zwölftes Team in die Formel 1 einsteigen wird. Zwar dauert es bis zum ersten Rennen des neuen Rennstalls im März 2008 noch einige Zeit, doch die Vorbereitungen sind beim Team von David Richards bereits voll angelaufen. In den vergangenen Tagen wurde darüber spekuliert, dass Prodrive möglicherweise als B-Team von McLaren-Mercedes mit Chassis und Motoren des britisch-deutschen Rennstalls antreten könnte.

Titel-Bild zur News: David Richards und David Lapworth

David Richards und David Lapworth tüfteln am Formel-1-Einstieg von Prodrive

Dass man sich tatsächlich ein komplettes Paket aus Auto und Motor kaufen wird, will Richards jedenfalls "nicht ausschließen", wie er gegenüber 'SpeedTV.com' erklärte. Auch die Möglichkeit, nur bestimmte Komponenten bei anderen Teams einzukaufen, stehe zur Debatte, eine Entscheidung ist laut dem Briten jedoch noch nicht gefallen: "Ich denke, dass wir in diesem Punkt pragmatisch sein müssen, und wir werden uns dieser Frage zu gegebener Zeit annehmen. Aber wenn uns ein komplettes konkurrenzfähiges Paket zur Verfügung stehen würde, dann würde ich das sicher in Betracht ziehen", erklärte er.#w1#

Kostenvorteile durch gemeinsame Komponenten

"Die Formel 1 ist in dieser Hinsicht nicht auf der Höhe der Zeit." David Richards

Die Verwendung von bereits vorhandenen und von anderen Teams erfolgreich eingesetzten Technologien sei schließlich eine interessante Alternative zum Entwickeln eines völlig neuen eigenen Chassis: "Das ist sicherlich eine der Optionen, und es gibt eine Menge Elemente an den Autos, die unserer Meinung nach keinen Wettbewerbsvorteil bringen, und ich denke, dass viele Teams dies bestätigen werden", erläuterte Richards. "Daher bieten sich hier Kostenvorteile. Die Autoindustrie wendet bereits seit sehr langer Zeit das Prinzip gemeinsamer Plattformen und Komponenten an", meinte der Brite, dass die Formel 1 diesbezüglich von der Serienproduktion lernen müsse. "Die Formel 1 ist in dieser Hinsicht nicht auf der Höhe der Zeit."

Das Bestreben von FIA-Präsident Max Mosley, die Formel 1 wieder interessanter in Bezug auf Synergien mit der Serienproduktion zu machen, sieht Richards daher ebenfalls als positiv: "Wir schauen bereits auf die neuen Technologien, über die derzeit diskutiert wird und die für 2009 und 2010 geplant sind. Diese liegen exakt auf dem Gebiet, auf dem unsere Automobilabteilung bereits heute aktiv ist", berichtete Richards und zeigte sich erfreut darüber, dass die Formel 1 mit der Einführung der angedachten Regeln auch für Prodrive ein Schaufenster für die entsprechenden Technologien sei.

Fahrerfrage derzeit noch zweitrangig

"Jeder denkt, dass man Dinge tun muss, weil alle anderen das Gleiche machen." David Richards

Man stehe neuen Technologien und Entwicklungen jedenfalls positiv gegenüber, überdies dürfe man bei den Vorbereitungen auf den Einstieg in die Königsklasse des Motorsports nicht überstürzt nur konventionelle Entscheidungen treffen: "Es gibt eine Menge zu tun, aber die Hauptsache ist denke ich, dass wir nicht loshetzen und Dinge tun, die konventionell sind", kündigte Richards an. "Jeder denkt, dass man Dinge tun muss, weil alle anderen das Gleiche machen. Für uns ist jedoch zentral wichtig, alle Arten, Dinge zu erledigen, auf den Prüfstand zu stellen und zu überlegen, ob man auch anders vorgehen könnte."

Dabei strebe man nun zunächst verschiedene Partnerschaften an, bevor man dann mittelfristig gesehen konkurrenzfähig sein möchte. Mit welchen Piloten Prodrive in die Formel 1 einsteigen wird, steht indes laut dem 54-Jährigen noch nicht fest, dennoch habe man die Fühler bereits ausgestreckt: "Wir stehen für andere Programme, an denen wir arbeiten, die ganze Zeit mit jungen Fahrern in Kontakt, aber das ist derzeit nicht der oberste Punkt auf unserer Dringlichkeitsliste", erklärte Richards abschließend.