Ricciardo: Vettel hat mir eine Menge Respekt entgegengebracht

Daniel Ricciardo findet für seinen scheidenden Teamkollegen Sebastian Vettel nette Worte und lobt den professionellen und respektvollen Umgang miteinander

(Motorsport-Total.com) - Wirft man einen Blick auf die vergangenen Jahre in der Formel 1, dann wird man nicht um die Feststellung herumgekommen, dass Sebastian Vettels Verhältnis zu seinem ehemaligen Teamkollegen Mark Webber nicht das beste gewesen sein dürfte. Immer wieder gerieten der viermalige Weltmeister und der Australier aneinander. Umso erstaunlicher erscheint es da, dass das Verhältnis zwischen Vettel und seinem neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo 2015 offenbar relativ unproblematisch war.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo, Sebastian Vettel

Respektvolles Verhältnis: Sebastian Vettel gratulierte Daniel Ricciardo immer fair Zoom

"Es ist wirklich ein toller Kerl", lobt Ricciardo den nächstjährigen Ferrari-Piloten bei 'Sky Sports F1' und ergänzt: "Ich wusste vom ersten Tag an, dass er auf der Strecke eine Herausforderung sein würde. Aber abseits der Strecke kamen wir immer klar und hatten Respekt voreinander." Eine Aussage, die man von Landsmann Webber so wohl nicht mehr zu hören bekommen wird.

Das angespannte Verhältnis zwischen Webber und Vettel, die zwischen 2009 und 2013 fünf Jahre gemeinsam für Red Bull fuhren, geht bis ins Jahr 2007 zurück. Beim Großen Preis von Japan räumte Vettel, damals noch in Diensten von Toro Rosso, den zweitplatzierten Webber während einer Safety-Car-Phase von der Strecke. Es sollte nicht das letzte unliebsame Aufeinandertreffen der beiden bleiben.

Ricciardo kein "zweiter Webber"

2010 berührten sich die beiden beim Rennen in der Türkei, als Vettel seinen Teamkollegen überholen und die Führung übernehmen wollte. Im gleichen Jahr trug das Team nur einige Wochen später in Großbritannien nicht gerade zur Deeskalation bei, als man Webber einen neuen Frontflügel wegnahm und ihn an Vettels Auto verwendete, nachdem dessen neuer Flügel im Training zuvor beschädigt worden war.

Als Webber Red Bull am Ende der Saison 2013 verließ, hatten daher viele den Eindruck, dass Vettel den Australier mehr oder weniger aus dem Team gedrängt hatte. "Ich habe versucht, ohne irgendwelche Vorurteile zu kommen", berichtet Ricciardo dennoch. Tatsächlich kam es zwischen den beiden dann auch während keinem der 19 Rennen zu einem größeren Zwischenfall.

"Ich glaube in China gab es diese Sache, die er im Funk gesagt hat. Das kam vielleicht ziemlich defensiv rüber, aber es war einfach in der Hitze des Gefechts. Nach dem Rennen kam er zu mir und hat mir gratuliert", berichtet Ricciardo. In Schanghai hatte Vettel sich der Anweisung widersetzt, seinen Teamkollegen überholen zu lassen, obwohl dieser auf frischeren Reifen unterwegs war. "Pech gehabt", reagierte der Heppenheimer über Funk.


Fotostrecke: Vettel über seine sechs Red-Bull-Boliden

Viele Zuschauer fühlten sich gleich an eine ähnliche Situation im Jahr 2013 erinnert. Da hatte Vettel Webber in Malaysia entgegen der Anweisung des Teams überholt und sich damals sogar per Funk von Teamchef Christian Horner eine Abmahnung eingehandelt, der die Aktion als "silly" bezeichnete, zu Deutsch also "dumm" oder "dämlich". 2014 war Horner nicht zu so einem Einschreiten gezwungen.

Vettel muss Niederlage eingestehen

Denn im Laufe der Saison wurde recht schnell deutlich, dass Ricciardo mit dem RB10 beziehungsweise den neuen Regeln besser zurecht kam als sein Teamkollege. Immer wieder sah Vettel die Zielflagge nach dem Australier, der sogar drei Rennen gewinnen konnte, während Vettel in dieser Hinsicht komplett leer ausging. Vettel musste in diesem Jahr das Verlieren lernen - und offenbar hat er das getan.

"Er hat mir eine Menge Respekt entgegengebracht, es war schön", freut sich Ricciardo und fügt hinzu: "Es ist nicht einfach, denn wir sind Sportler und keiner von uns verliert gerne. Wenn du keinen guten Tag hast, dann ist es manchmal hart und eine bittere Pille. Aber er ist sehr gut damit klargekommen." Vielleicht war Vettel 2014 allerdings auch zu sehr mit anderen Gegnern beschäftigt.

Sebastian Vettel, Mark Webber

Das Verhätnis zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber war viel angespannter Zoom

Immer wieder haderte er vor allem mit seinem RB10, der gerade zu Saisonbeginn einfach nicht das zu machen schien, was er wollte. Und so blieb Vettel quasi gar keine andere Möglichkeit, als die Niederlage gegen seinen Teamkollegen einzugestehen. 238 Punkte hatte Ricciardo am Saisonende auf dem Konto, Vettel brachte es nur auf 167 Zähler. Lange kann der Australier diesen Triumph allerdings nicht auskosten. Da Vettel 2015 zu Ferrari wechselt, bleibt 2014 zunächst einmal die einzige Saison der beiden als Teamkollegen.