Ricciardo über Barcelona: "Für mich schwer zu verkraften"

Beim Großen Preis von Spanien musste sich Daniel Ricciardo seinem jüngeren Teamkollegen geschlagen geben - Eine Niederlage, die noch immer an ihm nagt

(Motorsport-Total.com) - Auf sein erstes Podium in der Formel-1-Saison 2016 wartet Daniel Ricciardo nach fünf Rennen noch immer. Zuletzt musste der Red-Bull-Pilot beim Großen Preis von Spanien sogar seinem neuen Teamkollegen Max Verstappen beim Siegen zuschauen - und das, obwohl Ricciardo selbst das Rennen lange angeführt hatte, bedingt durch eine falsche Strategie und einen Reifenschaden jedoch auf Rang vier zurückfiel. Eine Tatsache, die der Australier auch einige Tage nach der bitteren Niederlage noch nicht richtig verwunden hat.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Daniel Ricciardo hat seine Niederlage in Barcelona noch nicht ganz verdaut Zoom

"Auch ein paar Tage nach dem Rennen wache ich auf und denke noch daran. Ich gehe zwar ins Bett, ohne darüber nachzudenken, wache aber damit auf. Das braucht noch ein bisschen Zeit", gibt Ricciardo im Interview mit seinem Rennstall zu. Dabei gehe es nicht nur um das "frustrierende" Ergebnis in Barcelona, sondern um die vergangenen drei Rennen, in denen der 26-Jährige einmal Elfter (Russland) und zweimal Vierter (China und Bahrain) wurde. "Wir haben dort nicht das Endresultat bekommen, das wir verdient hätten. Da denkt man manchmal: 'Ach, komm schon.' Aber das ist eben Racing und gehört dazu", so Ricciardo.

Dabei hatte zuletzt in Barcelona alles so gut angefangen. Hinter Mercedes konnte sich der Australier im Red Bull nach dem Qualifying als erster Verfolger etablieren. Noch heute schwärmt er davon: "Die Runde in Q3 war eine der besten in meiner Karriere", sagt Ricciardo. "Der Sprung, den ich von Q2 aus machen konnte, was die Zeit angeht, konnte sich sehen lassen. Der Grip war hoch, man konnte wirklich pushen und das Auto am Limit fahren. Als ich die Linie überquerte, wusste ich, dass es gut war. Ich wusste auch, dass die Mercedes vorne sein würden, war mir aber sicher, dass es für den Dritten reicht."

Ricciardo: "Max ist meine neueste Herausforderung"

Schon da habe sein Teamkollege Verstappen in den Sessions ordentlich Druck gemacht. Der Niederländer, der erst wenige Tage zuvor als Ersatz für Daniil Kwjat von Toro Rosso zu Red Bull gewechselt hatte, qualifizierte sich hinter Ricciardo als Vierter: "Ich wollte mich von dem jungen Wilden natürlich nicht gleich beim ersten Mal schlagen lassen", erklärt der Australier, der seit 2014 für Red Bull fährt. Umso bitterer war dann das Rennergebnis: Verstappen krönte sich nach dem Mercedes-Doppelausfall und dank cleverer Strategie zum jüngster Formel-1-Sieger aller Zeiten, für Ricciardo blieb wieder nur der vierte Platz.

"Ein Teil von mir ist glücklich, dass das Team wieder gewinnt, dass alle supermotiviert und selbstbewusst sind. Das ist positiv und ich versuche, mich davon beflügeln zu lassen", gibt sich der 26-Jährige solidarisch. Dennoch wäre natürlich lieber er selbst derjenige gewesen, der für Red Bull 2016 zum ersten Mal siegt: "Es ist hart. Klar, ist es ein Teamsport. Aber am Ende fährst du auch für dich selbst. Diese Balance ist schwer zu managen." Deshalb macht Ricciardo aus seiner persönlichen Enttäuschung über das Barcelona-Resultat auch keinen Hehl, versucht aber dennoch, nach vorn zu blicken.

So kann er auch in seinem starken Teamkollegen etwas Gutes sehen. "Max ist ein ernstzunehmender Formel-1-Fahrer. Das ist auch gut für mich, es ist eine gute Motivation", glaubt Ricciardo und blickt zurück: "Als ich zu Red Bull kam, bin ich gegen Seb (Sebastian Vettel; Anm. d. R.) gefahren. Ich wollte gegen die Besten antreten und mich selbst herausfordern. Jetzt ist Max die neueste Herausforderung für mich, und zwar ein große", schätzt der Red-Bull-Pilot den niederländischen Überflieger ein. "So gesehen ist es gut, dass er solch einen Erfolg hat. Wenn ich ihn schlagen kann, ist es gut für mich."

Formel 1 2016: Red Bull wieder konkurrenzfähig

Gut verlief auch der Test im Anschluss an den Großen Preis von Spanien. Red Bull hatte dafür eine neue Ausbaustufe des Renault-Antriebs und neue Teile bei der Aerodynamik mit nach Barcelona gebracht. "Es war ein guter Tag, alles hat sich gut angefühlt. Wir sind fast 100 Runden gefahren. Die Entwicklung zeigt: Wir werden stärker und stärker. Die Erfahrungen aus den Tests werden uns der Spitze noch näher bringen", resümiert Ricciardo die Neuerungen an seinem Auto. So soll der überarbeitete Motor bis zu 35 PS mehr liefern als bisher.

Der Australier hofft, damit endlich jene Ergebnisse erzielen zu können, die er verdiene. Denn: "Bisher war die Saison besser als erwartet. Die Resultate auf dem Papier - vier vierte Plätze in fünf Rennen - spiegeln das vielleicht nicht so wieder", sagt Ricciardo. "Die ersten zwei vierten Plätze waren wir wirklich gut, danach hätten wir eigentlich besser sein müssen. Wir haben nicht die Punkte eingefahren, die wir hätten haben können. Was die Konkurrenzfähigkeit angeht, sind wir dennoch besser, als wir dachten." Der Red-Bull-Pilot glaubt daher, in diesem Jahr noch um viel mehr Podien kämpfen zu können.


Fotos: Daniel Ricciardo, Großer Preis von Spanien