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  • 15.11.2005 15:14

Renaults erster Schlüsselmoment: Melbourne

Mit zwei unterschiedlichen Strategien fuhr Renault in Melbourne zum Erfolg und erkannte, dass McLaren langsamer als erwartet ist

(Motorsport-Total.com) - Wenige Stunden vor dem Start zum Großen Preis von Australien 2005 herrschten beim Renault-Team gemischte Gefühle vor - zu unterschiedlich präsentierten sich die Startplatzierungen, die die beiden Piloten der "Equipe Jaune" im zweiten Qualifying am Sonntagvormittag herausgefahren hatten.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella und Fernando Alonso

Fisichella und Alonso feierten in Melbourne einen tollen Saisoneinstand

Giancarlo Fisichella durfte sich von der Pole Position aus berechtigte Hoffnungen auf ein sehr gutes Rennergebnis machen - umso mehr, da viele seiner härtesten Konkurrenten weit hinter ihm im Mittelfeld standen.#w1#

Fernando Alonso hingegen hatte aufgrund von Pech in der Regenlotterie des Qualifikationstrainings lediglich Startposition 13 erreichen können. Das Team entschied sich für eine Strategie mit zwei langen Turns zu Beginn und einem deutlich kürzeren gegen Rennende. Auf diese Weise rechneten sich die Renault-Verantwortlichen die besten Chancen aus, den jungen Spanier bis zum Ziel möglichst weit nach vorne zu bringen. "Aber ob es die Zauberlösung ist...?", fragte Chefingenieur Pat Symonds. Das Rennen würde es zeigen.

Siegfahrt im Schongang

"Fisico" erwischte einen optimalen Start und konnte sich schnell von seinen Verfolgern absetzen. Sein Vorsprung erlaubte ihm, schonend mit den Reifen und dem Motor umzugehen - ein wichtiger Vorteil angesichts der noch fehlenden Erfahrungswerte mit den Auswirkungen des neuen Reglements.

In den Runden 23 und 42 fuhr der Italiener zu seinen beiden planmäßigen Boxenstopps vor. Bis zur 50. Runde behauptete der Renault-Pilot einen Vorsprung von zwölf Sekunden auf den zweitplatzierten Rubens Barrichello. In den letzten sieben Umläufen nahm Fisichella deutlich das Tempo raus, um die Technik seines Renault R25 zu schonen. Er gewann schließlich mit einem Vorsprung von über fünf Sekunden.

Alonsos Rennen war wesentlich turbulenter

Für Alonso verlief das Rennen nicht ganz so einfach: Von der 13. Startposition aus musste er sich auf zahlreich Duelle mit Konkurrenten einlassen und Risiken eingehen. Mehrfach blieb er während seiner Aufholjagd hinter langsameren Autos stecken - aber er gab nie auf. Bereits nach der ersten Runde hatte sich der Spanier bis auf Rang zehn nach vorne gearbeitet.

"Schon während seines ersten Turns zeichnete sich ab, dass der Reifenverschleiß sehr gering war und sich der Renault R25 sehr konkurrenzfähig präsentierte", erklärt Symonds. "Wir entschlossen uns daher, Fernandos zweiten Turn zu verlängern. Auch wenn unsere Erkenntnisse zu Thema Reifenverschleiß lediglich auf den ersten Runden basierten, wussten wir, dass er in punkto Renntempo keinerlei Nachteile gegenüber seinen Konkkurrenten haben würden, wenn er länger draußen blieb."

Alonso stoppte in den Runden 25 und 45. Nach der ersten Runde der Boxenstopps hatte sich Alonso bis auf Rang sieben verbessert. Nachdem sich das zweite Boxenstopp-Fenster wieder geschlossen hatte, fuhr er auf Position drei. "Spätestens zu diesem Zeitpunkt realisierte ich, wie gut der Renault R25 tatsächlich war", so der schnelle Mann aus Oviedo.

Australien-Grand-Prix stimmte Alonso für die Saison optimistisch

"Es war natürlich noch viel zu früh, um an den WM-Titel zu denken. Aber an jenem Abend im März wusste ich, dass wir ganz vorne mit dabei sein würden. Der Grand Prix von Australien war einfach tolles Rennen für mich. Ich musste hart kämpfen und wurde mit einem Podestergebnis belohnt. Perfekt." Kleines Detail am Rande: Beide Renault-Fahrer erzielten zudem noch die zwei schnellsten Rennrunden.

Auch Pat Symonds erinnert sich gerne an den Saisonauftakt 2005 zurück: "Neben den beiden Podestplätzen nahmen wir vor allem auch die Erkenntnis mit, dass unsere so genannte 'rückwärts gerichtete' Strategie vor dem Hintergrund des neuen Reglements sehr gut funktionierte", erinnert er sich."

Kalkulierte Risiken bei Fernando Alonso

"Dies erkannten wir, als wir bei Fernando ein paar kalkulierte Risiken eingingen. Die größte Überraschung für uns an diesem Wochenende war, wie wenig konkurrenzfähig sich McLaren präsentierte. Fernando startete hinter den beiden Silberpfeilen, passierte sie während der Boxenstopps und kam vor ihnen ins Ziel..."

Schwieriges Rennen für Fisichella

Ganz besondere Anerkennung verdiente vor allem die Leistung von Giancarlo Fisichella. Was viele nicht wussten: Der Italiener gewann sein Debütrennen für mit Renault unter für ihn schwierigen Bedingungen. Er war während des Wochenendes mit seinen Gedanken bei seinem kleinen Sohn, der in Italien ins Krankenhaus eingeliefert wurde."

"Fisico" verhielt sich absolut professionell und erledigte seinen Job. Nach einer ganz kurzen Feier mit dem Team bestieg er ein Flugzeug und eilte in Richtung Heimat. Erst nachdem er sich davon versichert hatte, dass es seinem Sohn gut ging, konnte er seinen Australien-Erfolg wirklich genießen.