• 07.12.2001 18:19

  • von Fabian Hust

Renault will revolutionären Motor 2002 einsetzen

Nach Aussage von Renault-Entwicklungschef Jean-Jacques His will Renault 2002 mit einem Motor ohne Nockenwelle antreten

(Motorsport-Total.com) - In diesem Jahr experimentierte Renault noch unter dem "Decknamen" Benetton-Renault mit einem neuen Motor, der über einen Zylinderkopföffnungswinkel von rund 110 Grad verfügte. Zum Vergleich, die Konkurrenz arbeitete in dieser Saison mit Zylinderkopföffnungswinkeln von 72 bis 90 Grad. Der Vorteil eines solchen Motors ist der niedrigere Schwerpunkt. Probleme ergeben sich durch die geringere Verwindungssteifheit und die Breite des Motors, die zu Problemen bei der Unterbringung des Auspuffs führen kann.

Titel-Bild zur News: Jenson Button bei der Ausfahrt aus der Garage

Renault macht um den Formel-1-Motor ein großes Geheimnis

Renault hatte mit dem neuen Motor bei den Wintertests extrem große Probleme, kaum ein Triebwerk überstand eine Renndistanz. Seltsamerweise gehörte das Team dann in den Rennen zu den zuverlässigeren Teams, Motorschäden gab es nur sehr wenige. "Renaults Motor sollte eigentlich viel revolutionärer sein, als er das schlussendlich wurde. Man plante den Einsatz eines Motors ohne Nockenwelle, doch der zeigte sich bei den Testfahrten zu anfällig, weswegen man im Rennen auf das konventionelle Konzept zurückgriff", so die Erklärung eines Insiders vergangenen Monat gegenüber F1Total.com für das seltsame "Auf und Ab".

Im kommenden Jahr soll die Nockenwelle aus dem schweren Edelstahl endgültig einem elektronischen System weichen. Die Nockenwelle dient dazu, die Einlass- und Auslassventile der Zylinder zu steuern. Bei Renault werden die Ventile dann über Elektromagneten gesteuert werden. BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen meinte allerdings noch in diesem Jahr, dass man durch die schweren Magnetspulen keinen Gewichtsvorteil habe.

Scheinbar hat Renault nun das System auf dem Prüfstand perfektionieren können und verspricht sich vor allem den Vorteil, dass die Ausmaße des Motors geringer werden. Damit wäre es Renault einmal mehr gelungen, ein revolutionäres Motorkonzept in die Formel 1 einzubringen, nachdem man einst die Turbomotoren und die pneumatische Ventilsteuerung in die Königsklasse des Motorsports brachte. Sollte Renault mit dem Motorkonzept Erfolg haben, so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis alle anderen Hersteller nachziehen werden.

Viele Experten bezweifelten, ob die Berichte um die Abschaffung der Nockenwelle bei Renault Glauben geschenkt werden kann, unter anderem ein britisches Fachmagazin, das die Berichte als "abenteuerlich" beschrieb. Entsprechenden Bericht dementierte Renaults Entwicklungschef Jean-Jacques His in einem Interview mit dem 'F1Racing'-Magazin höchstpersönlich. Demnach werde man alles versuchen, dieses System schon 2002 zum Einsatz zu bringen. His glaubt ferner zu wissen, dass auch andere Hersteller an einem solchen System experimentieren.

Die Aussage von His deutet darauf hin, dass Renault bemüht ist, das System 2002 einzuführen, dass man sich aber momentan nicht sicher ist, ob man rechtzeitig fertig werden wird. Das deckt sich mit der Aussage von Renault-Teammanager Flavio Briatore, der vor kurzem verriet, dass das Team die ersten vier Rennen mit dem modifizierten Vorjahresmotor zu bestreiten plant. Bis eben das gewagte Projekt einsatzbereit ist.

Damit lösen die Franzosen zumindest ein wenig den Schleier um die hoch-geheime Entwicklungsgangart. Bis heute warten die Fans vergeblich auf ein Foto des letztjährigen Motors. Geheim ist immer noch der Zylinderkopföffnungswinkel, den die Presse Anfang des Jahres auf 111 Grad deklarierte. Nach Aussage von His ist diese Zahl "ungenau, der Wahrheit aber sehr nahe".