Renault: Wenig Interesse an Marussia und HRT

Jean-Francois Caubet erklärt, unter welchen Umständen Renault mehr Teams beliefern würde, reißt sich aber nicht um Marussia und HRT

(Motorsport-Total.com) - Sollte sich Cosworth Ende 2013 tatsächlich aus der Formel 1 zurückziehen (was Branchenkenner als fast sicher betrachten, Cosworth selbst aber dementiert), müssten die zwölf Teams auf drei Motorenhersteller aufgeteilt werden. Renault rüstet schon jetzt vier Teams aus und ist damit im Soll, Ferrari und Mercedes müssten jedoch um ein Team aufstocken - und scheinen darauf nicht allzu viel Lust zu haben.

Titel-Bild zur News: Jean-Francois Caubet

Jean-Francois Caubet würde am liebsten bei den derzeitigen vier Teams bleiben Zoom

Vor allem ist die Rede von den beiden Cosworth-Teams Marussia und HRT, um die sich die Motorenhersteller nicht gerade reißen. "Ich glaube nicht, dass Force India oder Toro Rosso wechseln werden, also reden wir vom hinteren Feld", erklärt Jean-Francois Caubet, Geschäftsführer von Renault Sport, gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Bei diesen Teams sieht er aber zwei Probleme, die eine Partnerschaft für einen Motorenhersteller wenig attraktiv machen.

Erstens: "Unsere Kosten für die Motoren bleiben gleich, aber man hat wenig Nutzen, was das Image angeht", erläutert der Franzose. "Normalerweise rechnen wir Werbung für Renault, Marketing und Image auch in unsere Preisberechnung ein. Wenn du aber die hinteren Teams belieferst, hast du außer dem Preis keinen Nutzen. Es macht keinen Sinn für Renault, ein kleines Team zu finanzieren. Das haben wir Jean Todt und Bernie Ecclestone auch erklärt."

2014: Kein Cosworth, kein PURE?

Denn die beiden haben das Problem, dass sie sicherstellen müssen, alle Teams auch nach 2013 mit Motoren zu versorgen. Durch einen Cosworth-Ausstieg würde ein Loch entstehen, weil Craig Pollocks PURE-Projekt gescheitert ist. Renault könnte theoretisch bis zu sechs Teams ausrüsten, müsste von den kleinen Teams aber einen Preis verlangen, der kostendeckend ist. Und, zweitens: "Wir wissen ja nicht einmal, ob Marussia und HRT das Geld haben", seufzt Caubet.

Dass Ferrari und Mercedes zusätzliche Partner aufnehmen, glaubt er nicht, "weil sie ihre eigenen Teams haben. Es ist klar, dass die für sie am wichtigsten sind." Dabei wäre es grundsätzlich reizvoll, bis zu sechs Teams zu beliefern: "Du hast ja Fixkosten, unabhängig von der Anzahl der gebauten Motoren. Die teilen sich dann durch sechs statt durch vier." Klar ist aber auch: Ein Topteam wie Red Bull bedeutet für Renault mehr Arbeit und höhere Kosten als zum Beispiel Caterham.

Red Bull anspruchsvoller als Caterham

"Es hängt vom Team ab", gibt Caubet zu Protokoll. "Wir wenden für Lotus und Red Bull viel mehr Zeit auf - mit der Installation, mit dem Auspuff. Selbst wenn die Motoren grundsätzlich gleich sind, gibt es spezifische Entwicklungen. Solange wir also nur zwei Topteams haben, geht das relativ leicht, aber bei einem dritten wird es schwierig. Wenn wir bei Lotus, Red Bull, Williams und Caterham bleiben, können wir noch einen Kunden mehr akzeptieren - vielleicht zwei."

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Das wäre aber kein Wunschszenario: "Die beste Lösung für Renault ist, Motoren für vier Teams zur Verfügung zu stellen. Dafür haben wir die Kapazität", legt sich Caubet fest. "Wir produzieren heute acht Motoren für jedes Auto eines Teams. Das wird auf fünf reduziert. Früher haben wir in Viry-Chatillon 400 Motoren gebaut, 400 weitere für den Prüfstand. Heute bauen wir 120 - alles zusammen, für Rennen, Prüfstand und Tests. Die Kapazität ist also da."

Mehr als vier Teams zu beliefern, notfalls auch mit weniger attraktiven Partnern, würde Renault nur dann in Betracht ziehen, wenn Ecclestone mehr Mitspracherecht anbietet: "Bernie könnte uns die Tür öffnen und uns wie den Teams eine Stimme geben", schlägt Caubet vor. "Wir wollen keine TV-Gelder, denn wir sind ein Motorenhersteller, aber wir geben mehr Geld aus als so manches Team. Das Budget von Viry-Chatillon beträgt 130 Millionen, glaube ich."

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