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  • 04.07.2012 16:18

Renault: Richtige Übersetzung in Silverstone entscheidend

Renault-Einsatzleiter Remi Taffin erklärt, worauf es auf der "Power-Strecke" in Silverstone aus Motorensicht ankommt

(Motorsport-Total.com) - Der Kurs in Silverstone war ursprünglich eine echte Power-Strecke: Der traditionsreiche Kurs wurde auf einem ehemaligen Militärflughafen angelegt, der im Zweiten Weltkrieg von großer Bedeutung war. Bei den ersten Rennen gegen Ende der 40er Jahre fuhren die Rennwagen noch über die Runways, die langen Geraden wurden lediglich durch Heuballen voneinander getrennt. Im Laufe der Jahrzehnte veränderte sich das Layout der Rennstrecke mehrfach. Der typische Silverstone-Charakter mit zahlreichen langen Geraden und schnellen Kurven blieb jedoch erhalten.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber durfte sich bereits über einen Sieg in Silverstone freuen

Auch heute noch ist dieser Grand Prix-Kurs einer der schnellsten im gesamten Formel 1-Kalender, obwohl mittlerweile ein langsamerer Streckenabschnitt integriert wurde. Der Vollgasanteil ist mit rund 65 Prozent sehr hoch, ebenso wie die Durchschnittsgeschwindigkeit von 215 km/h. Für die vier Partnerteams von Renault Sport F1 ist der Große Preis von Großbritannien ein Heimrennen. Und auch für Renault hat dieser Grand Prix eine große Bedeutung: Mit nicht weniger als elf Siegen zählt Renault hier zu den erfolgreichsten Herstellern überhaupt.

Den Anfang dieser Siegesserie machte Alain Prost im Jahr 1983 am Steuer des Renault RE40. 1991 trug sich Williams-Renault Fahrer Nigel Mansell in die Siegerliste ein. Auch in den folgenden Jahren waren die Motoren von Renault in Silverstone kaum zu schlagen. Zusammen mit den Partnerteams Williams und Benetton sicherten sich die erfolgreichen V10-Triebwerke zwischen 1991 und 1997 sieben Siege in Folge. 2006 fuhr Fernando Alonso für das Renault F1 Team als Erster über die Ziellinie, in den Jahren 2009 und 2010 war Red Bull Racing in Silverstone nicht zu schlagen.

Motor wird in allen Bereichen gefordert

2010 durfte sich Webber in die Siegerliste eintragen - im Vorjahr sicherte er sich die Pole-Position: "Ich freue mich wirklich sehr auf den britischen Grand Prix - da ich praktisch um die Ecke wohne, ist das Silverstone-Rennen für mich so etwas wie ein zweites Heimspiel." Er weiß, dass der Kurs nicht nur an die Fahrer, sondern auch an die Motoren hohe Anforderungen stellt: "Die Strecke zählt zu den wenigen im Kalender verbliebenen Formel-1-Kursen alter Prägung: schnell, mit einem schönen Rhythmus und eine echte Herausforderung, wenn eine perfekte Runde gefragt ist. Hinzu kommen vier lange Geraden, auf denen wir optimale Motorleistung für kraftvolle Beschleunigung und eine möglichst hohe Endgeschwindigkeit benötigen."

"In den schnellen Kurven wie Copse oder der Maggotts-Becketts-Passage steht ein spontanes, sauberes Ansprechverhalten der Achtzylinder und eine gleichmäßige Drehmoment-Entwicklung im Vordergrund, um keinen Schwung zu verlieren. Die neue, langsame Schleife stört den Fluss ein wenig, wir fahren sie mit vergleichsweise geringen Drehzahlen - deswegen muss der Motor auch in diesem Bereich genügend Schub zur Verfügung stellen."

Worauf es in Silverstone bei den Motoren ankommt

Remi Taffin, Leiter des Renault-Einsatzteams, will dafür sorgen, dass der "Aussie" diesen Schub bekommt: "Silverstone ist eine fantastische Rennstrecke, die unsere Motoren speziell im oberen Drehzahlbereich sehr fordert - trotz der neuen engen Schleife. Der Kurs zählt ganz klar zu den Power-Strecken. 66 Prozent der Runde laufen die V8 im Qualifying unter Vollgas, während des Rennens immerhin noch zu 61 Prozent. Die Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht dabei locker einen Wert von über 200 km/h."

In Silverstone ist ein Kompromiss nötig, wie Taffin erklärt: "Für uns ist es wichtig, die optimale Getriebe-Abstimmung zu finden - also eine möglichst gute Beschleunigung mit optimaler Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden zu kombinieren. Hinzu kommt, dass sich das Wetter in England kaum vorhersagen lässt. Auch wenn unsere britischen Kollegen natürlich etwas anderes behaupten ... Aber im Ernst: Dies kann für die Getriebe-Abstufung ebenfalls ein sensibler Parameter sein. Weil Silverstone ein flacher Flugplatzkurs ist und auch die umgebende Landschaft ohne markante Höhen auskommt, müssen wir auch starke und schnell drehende Winde berücksichtigen."

Die neu hinzugefügte Passage macht es nicht einfacher: "Sie stört den Rhythmus der Strecke etwas. Die Kurven sind sehr eng, das Tempo sinkt auf unter 200 km/h. Damit rückt für uns die Fahrbarkeit des Motors, also sein Ansprechverhalten und die Kraftentwicklung bei geringeren Drehzahlen, mehr in den Mittelpunkt des Interesses."