• 20.03.2006 17:18

  • von Adrian Meier

Renault jubelt mit neuen Gesichtern auf dem Podium

Renault gibt Einblicke, wer sich hinter dem Namen "Bat" versteckt, was es mit der Nummer 3873 auf sich hat und wieso man weitere Tests bestreiten wird

(Motorsport-Total.com) - Für Renault verliefen die beiden ersten Rennen überaus positiv - nach Fernando Alonsos Auftaktsieg in Bahrain sprang am vergangenen Wochenende sogar ein Doppelerfolg heraus. Der französische Rennstall erklärt ihnen heute in seinem Debriefing, was es mit "Bat" auf sich hat, was die ominöse Nummer 3873 bedeutet und wieso die Formel-1-Testfahrten doch gar nicht so umfangreich sind.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Friede, Freude, Eierkuchen: Giancarlo Fisichella gewann für Renault in Malaysia

Renault-Teamchef Flavio Briatore hat bei Renault ein ähnliches Prinzip eingeführt, das schon Ferrari in den Jahren der Dominanz eingeführt hatte: Das Teammitglied, das mit auf dem Podium steht und die Trophäe für das siegreiche Team entgegennehmen darf, ist jedes Mal eine andere Person. Damit soll den 800 Teammitgliedern immer wieder gezeigt werden, dass jeder einzelne wichtig ist und Anteil an den Erfolgen hat.#w1#

"Bat" kommt nur nachts aus der Fabrik

Am Sonntag stand Alan Permane, der Renningenieur von Giancarlo Fisichella, mit auf dem Podest. Unter seinem richtigen Namen jedoch wird Permane innerhalb des Renault-Teams nur äußerst selten angesprochen, sein Spitzname lautet "Bat". Als er neu ins Team kam, arbeitete er so viele Stunden, dass Kollegen davon überzeugt waren, dass Permane ähnlich wie die Comicfigur "Batman" nur nachts nach draußen kommt. Deshalb tauften sie ihn kurzerhand "Bat".

Nach seinem Besuch auf dem Podium äußerte sich Permane dann auch überschwänglich: "Was für ein Gefühl", meinte er. "Während der letzten Runde meldete sich Flavio am Funk und meinte, dass ich mit hoch gehen sollte, wenn 'Fisi' gewinnen sollte. Es war ein großartiges Gefühl: das ganze Team unten zu sehen, die Hymnen, die Pokale - und dann die Fahrer, die mich mit Champagner geduscht haben..."

Was steckt hinter der Nummer 3873?

Eine wichtige Rolle spielte bei Renault an diesem Wochenende darüber hinaus die ominöse Nummer 3873. Diese Ziffernfolge, die sich fast wie eine Gefangenennummer anhört, steht dabei für einen internen Code des Teams. Die Nummer identifiziert den Motor von Fernando Alonso, mit dem der Spanier in Bahrain und Malaysia unterwegs war. Dieser Motor hat ganz nebenbei einen extrem guten Start in die V8-Ära der Formel 1 hingelegt: Von 20 möglichen Punkten gewann Alonso mit diesem Aggregat das Auftaktrennen in Bahrain und wurde in Malaysia Zweiter, holte also 18 Punkte. Dies entspricht einer Quote von 90 Prozent.

"Den Siegermotor des vergangenen Wochenendes ein zweites Mal auf dem Podium zu sehen, war ein großartiger Moment." Rob White

Auch der Schwestermotor im Auto von Fisichella, der in Malaysia aufgrund des Ausfalls in Bahrain sein erstes Rennwochenende erlebte, startete mit einem Sieg in seinen Lebenszyklus. Nachdem Renault mit dem WM-Finale 2005 in China den letzten Sieg mit einem V10-Motor einfahren hatte können, gingen nun auch die ersten beiden Siege in der V8-Ära auf das Konto der Franzosen.

Entsprechend zufrieden äußerte sich Motorenchef Rob White: "Wir waren sehr glücklich, das erste Rennen unter den neuen Regeln am vergangenen Wochenende in Bahrain gewonnen zu haben. Aber unsere Befriedigung wurde durch den Ausfall gemildert, den Giancarlo erlitt, besonders, weil dieser nur von einem kleinen Problem verursacht worden war", so der Brite. "Den Siegermotor des vergangenen Wochenendes ein zweites Mal auf dem Podium zu sehen, und für Giancarlo, der das Resultat von seinem V8 bekam, das er verdient hat, war das ein großartiger Moment."

50.000 Testkilometer ist nicht so viel

Doch trotzdem wird man bei Renault in dieser Woche wieder die Testfahrten aufnehmen. Im vergangenen Jahr spulten die französischen Boliden zwischen Januar und Dezember etwa 50.000 Kilometer ab. Das jedoch sei überhaupt nicht so viel - zumindest verglichen mit dem in Malaysia geliehenen Kleinbus eines Renault-Ingenieurs, der geschlagene 520.000 Kilometer auf dem Buckel hatte.

Bisher hat Renault seit Beginn des Jahres 2006 etwa 15.000 Kilometer zurückgelegt, was man jedoch in dieser Woche mit Testfahrer Heikki Kovalainen am Steuer an drei Testtagen in Le Castellet aufstocken möchte, um im erwarteten engen Kampf um die Weltmeisterschaft die Weiterentwicklung voranzutreiben.

Chefingenieur Pat Symonds zeigte sich zwar bisher mit dem Verlauf der Saison sehr zufrieden, aber: "Es gab da auch einige Faktoren, die es uns einfacher gemacht haben. Erstens die Tatsache, dass Fernando viel von seinem Qualifying-Nachteil schon in der ersten Kurve wettmachen konnte, als er von Platz sieben auf Platz drei vorfuhr. Und zweitens hat Räikkönens Ausscheiden in der ersten Runde einen der größten Widersacher unseres Erfolges beseitigt." Deshalb werde sich keiner im Team auf den Lorbeeren ausruhen, sondern weiterkämpfen. Nach einigen kleineren Neuerungen, die man schon in Malaysia in den Autos verbaut hatte, möchte man bei nächsten Rennen in Australien neue Aerodynamikteile nachschieben, um die eigene Leistung weiter zu verbessern.

Auch für das Motorenteam steht die Testarbeit und Weiterentwicklung niemals still, wie White erklärt: "Die Arbeit an der Zuverlässigkeit ist nie beendet, und mit jeder neuen Entwicklung bleibt das Ziel gleich: keine Ausfälle. Zuverlässig zu sein allein ist nicht genug, man muss schnell und zuverlässig sein, und wenn wir den Motor verbessern, werden wir die ganze Zeit die kritische Balance zwischen Leistung und Haltbarkeit feintunen", meint er abschließend.