• 21.05.2002 10:43

  • von Reinhart Linke

Renault für Monte Carlo zuversichtlich

Das Renault-Team blickt zuversichtlich zum Grand Prix von Monaco, da man erwartet, dass der R202 zur Strecke passt

(Motorsport-Total.com) - Gespannt und zugleich zuversichtlich blickt das Renault-Team auf das "Formel-1-Rennen des Jahres", den Grand Prix von Monaco, der am 26. Mai in Monte Carlo ausgetragen wird. Zuletzt hatte das Team wie erwartet ein schwieriges Wochenende beim Österreich-Grand-Prix in Spielberg. Nach den enttäuschenden Startplätzen 13 und 16 für Jenson Button und Jarno Trulli kam im Rennen nur der Brite bis ins Ziel. Jarno Trulli war 27 Runden vor der schwarz-weiß-karierten Flagge mit einem Motorschaden ausgerollt.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli im Renault R202

Hofft auf seine ersten WM-Punkte in Monaco und in diesem Jahr: Jarno Trulli

Um für das Rennen im Fürstentum optimal vorbereitet zu sein, hat sich das Renault-Team in der vergangenen Woche bei intensiven Testfahrten im spanischen Valencia auf das Rennen in Monte Carlo vorbereitet. Die 4,005 Kilometer lange Strecke von Valencia bietet auf Grund ihrer Charakteristik und der zahlreichen Kurven ideale Vorbereitungsbedingungen für das Rennen in Monte Carlo.

Das Renault-Team war mit Testfahrer Fernando Alonso und den beiden Stammfahrern Jarno Trulli und Jenson Button insgesamt an fünf Tagen in Spanien unterwegs. Von Dienstag bis Samstag legten die drei Renault-Fahrer insgesamt über 2.100 Kilometer zurück. Auf dem Programm standen neben den Vorbereitungen auf den Monaco-Grand-Prix und Arbeiten an den Reifen Tests neuer aerodynamischer Elemente und die Erprobung einer neuen Motorausbausstufe.

Jarno Trulli hatte in Monaco bisher wenig Glück

Jarno Trulli hatte auf der 3,370 Kilometer langen Strecke in Monte Carlo bisher wenig Glück. Nach einem Dreher 1997 stoppte ihn im Jahr drauf ein Getriebeschaden. 1999 sah er zum ersten und bisher einzigen Mal auch die Zielflagge, als er im Prost-Peugeot auf Platz sieben das Ziel erreichte. Nach Startposition zwei im Jahr 2000 war es erneut ein Getriebeschaden, der den 27-Jährigen aus dem Rennen warf. Im vergangenen Jahr stoppte ihn ein Hydraulikschaden.

In diesem Jahr blickt der Wahlmonegasse zuversichtlich auf den Grand Prix von Monaco. Obwohl er bisher mit dem Renault R202 noch keine WM-Punkte sammeln konnte, hofft er nun in Monte Carlo auf ein Ergebnis unter den ersten Sechs. "Wir wissen, dass das Auto gut ist. Ich bin hinsichtlich dieses Wochenendes wirklich zuversichtlich. Man muss die positiven Dinge von einem Wochenende wie Österreich mitnehmen und obwohl ich ein Problem im Qualifikationstraining hatte, lag ich im Rennen auf Punktekurs, ehe ich einen Motorschaden hatte. Es ist merkwürdig, weil ich merke, dass wir als Team an den Problemen arbeiten und fast alles unter Druck erledigen. Ich habe zu allen eine gute Beziehung. Ich bin für sie traurig, weil sie arbeiten, um mir ein zuverlässiges Auto zu geben. Ich bin zuversichtlich, endlich meine ersten Punkte für das Team und mich selber zu holen. Sobald die Ergebnisse kommen, wird das Verhältnis noch besser."

Die Strecke von Monte Carlo, auf der das Getriebe besonders hart beansprucht wird, weil während des 78 Runden langen Rennens über 3.000 Schaltvorgänge durchgeführt werden müssen, stellt auch an die Fahrer besondere Ansprüche. "Das Wichtige auf der Strecke ist meiner Meinung nach, dass das Auto sehr gut reagieren muss und man braucht in den schnellen Kurven ein gutes Gefühl für das Auto", weiß der Rennfahrer aus Pescara. "Es ist eine merkwürdige Strecke zum Fahren, verglichen mit anderen Strecken, und alle Dinge müssen richtig passen, weil du überall Zeit gutmachen kannst. Man muss aufpassen und gleichzeitig schnell sein. Die physikalischen Faktoren sind wichtig, weil das Rennen wirklich eine Herausforderung ist und es ist schwierig, die Konzentration beizubehalten. Es ist ein langes Rennen und es gibt viele Kurven, aber für mich ist der schnelle Teil beim Schwimmbad die aufregendste Passage."

Button: "Es ist schwierig, in Monaco zu arbeiten"

Jenson Button trat bisher zwei Mal im Fürstentum an. In seinem Debütjahr 2000 schied er mit einem Motorschaden schon nach 17 Runden aus. Im letzten Jahr verpasste er als Siebter nur knapp einen WM-Punkt.

Trotzdem ist der 22-Jährige kein Freund von der Strecke: "Tatsächlich denke ich, dass es vermutliche das schlimmste (Wochenende; d. Red.) von allen ist. Wir sind immer sehr beschäftig und es ist richtig schwer zu arbeiten, wegen dem Abstand zwischen dem Fahrerlager und den Boxen. Aber ich bin optimistisch ? für die Öffentlichkeit ist das Wochenende großartig ? sie kommen sehr nah an die Autos und es ist ein aufregender Ort, um schnell zu fahren!" Am besten gefällt dem Briten "die letzte Kurve, bevor die karierte Flagge kommt. Aber im Ernst, der Casino-Platz ist erstaunlich. Er ist sehr, sehr schnell und wenn man einen Fehler machst, ist man draußen".

Auch Jenson Button wohnt in Monaco und weiß, wie er sich auf das Rennen vorbereiten kann: "Körperlich ist die Strecke für die Arme und Hände sehr hart. Die Steuerung des Autos über die Unebenheiten ist wirklich schwierig, weil es so viele gibt und es dauert zweifellos mehr Zeit, um die Strecke kennen zu lernen, weil jede Kurve blind geht und wenig Grip vorhanden ist. Aber immerhin haben wir am Freitag einen Tag frei! Das ist eine großartige Idee, weil es der einzige Tag sei dem Österreich-Grand-Prix ist, den ich frei habe ? darüber bin ich glücklich! Es ist schön, eine Pause zu haben."

Gascoyne: "Der R202 hat viel mechanischen Grip"

Technikdirektor Mike Gascoyne glaubt, dass die Strecke in Monte Carlo zum Renault R202 passt: "Die Strecke passt definitiv zu unserem Auto. Wir haben immer gewusst, dass es bei mechanischem Grip gut ist und dies ist das Wichtigste bei diesem Rennen. Wir erwarteten, in Österreich etwas weniger konkurrenzfähig zu sein, aber insgesamt war das Wochenende trotzdem enttäuschend. Wir holten nicht das Beste aus dem Auto heraus. Die Chassiseinstellungen an den ersten beiden Tragen war konkurrenzfähig, obwohl wir unser Rennsetup testeten. Dieses Mal schauen wir im Qualifikationstraining, dass wir uns unter den ersten Sechs qualifizieren können. Letztes Jahr war es zur Hälfte der Saison unser stärkstes Rennen. Wir haben einige aerodynamische Entwicklungen am Auto, die eine Verbesserung darstellen, so dass die gesamte Leistung, auch unsere Konkurrenzfähigkeit, verbessert wird."

Chefingenieur Pat Symonds fügte hinzu: "Monaco ist eine Klasse für sich. Es gibt erschwerte Bedingungen, weshalb wir andere Arbeitsmethoden bei diesem Rennen einsetzen müssen. Der entscheidende Bereich in Monaco ist das Qualifikationstraining, weil es die schwierigste Strecke des Jahres zum Überholen ist. Das bedeutet, dass wir dazu neigen, die meiste Zeit am Wochenende damit zu verbringen, das Auto für das Qualifikationstraining abzustimmen und am Sonntag dann schauen, im Rennen konkurrenzfähig zu sein. Das bedeutet, dass das Trainingsprogramm anders ist und man viel längere Versuche fährt als sonst. Aber die Ingenieure müssen Acht geben, wie sie die Änderungen am Auto auswerten: Die Strecke wird über das Wochenende viel schneller, die Rundenzeiten zeigen möglicher Weise keine Verbesserungen am Setup. Wichtiger ist, dass der Fahrer sich mit der Strecke vertraut machen kann."

Während die Leistungsfähigkeit des Motors auf der engen Strecke weniger eine Rolle spielt, kommt es auf andere Faktoren um so mehr an. "Die Gangschaltung und das Getriebe sind die Schlüsselfaktoren", weiß der Chefingenieur. "Es ist eine sehr holprige Strecke und es gibt viele Feinabstimmungen, um sicherzustellen, dass das Getriebe über den Unebenheiten nicht überbeansprucht wird. Aber die Wirkung der Reifen ist ebenfalls ein Kriterium in Monaco, da die Reifen einen größeren Prozentsatz an der Leistung als üblich darstellen ? in Folge der glatten Oberfläche. Dies ist die einzige Strecke, auf der sie eine größere Auswirkung auf die Leistung haben als die Aerodynamik."

Auch der Motor muss besonders abgestimmt werden

Dennoch muss der Motor besonders für die langsamen Kurven, in denen die Drehzahl auf unter 5.000 U/Min. sinkt, besonders eingestellt werden, da er gleichzeitig auch bei 17.000 U/Min. am Ausgang des Tunnels optimale Leistung produzieren muss. "Es ist eine sehr langsame Strecke, mit einem extrem kleinen Vollgasanteil von etwa 35 Prozent pro Runde", erläuterte Rémi Taffin, Renningenieur von Jenson Button. "Wir müssen die Motorkonfiguration in Monaco ändern. Anstelle der maximalen Power schauen wir mehr auf den niedrigen Drehzahlbereich. Es ist die einzige Strecke, wo die Motorendrehzahlen so niedrig ausfallen."

Unterdessen wartet auf die Fahrer abseits der Strecke ein umfangreiches PR-Programm. Am heutigen Dienstag besuchen Jarno Trulli und Jenson Button das 55. Cannes Film Festival, wo sie die Premiere des neuen Ken-Loach-Films 'Sweet Sixteen' sehen wollen. Am Mittwoch werden die Fahrer zusammen mit Teamchef Flavio Briatore das Hauptquartier von Mécachrome im französischen Aubigny-sur-Nère, nordwestlich von Magny-Cours, besuchen. Mécachrome ist bereits seit 1974 Partner von Renault Sport und setzte zuletzt Ende der 1990er-Jahre die Triebwerke der Franzosen, als diese sich aus der Formel 1 zurückgezogen hatten, weiter ein.

Renault mit vier Autos in Monte Carlo

Am Donnerstag steht für das Renault-Team dann das erste Freie Training in Monte Carlo auf dem Programm. Im zwei Mal einstündigen Training wird man sich erstmals in diesem Jahr mit der Strecke vertraut machen können, ehe der Freitag dann wie gewöhnlich in Monte Carlo "Formel-1-frei" ist. Am Samstag setzt sich dann das Programm mit dem Freien Training und dem Qualifikationstraining wie bei den anderen Grand Prixs fort. Unterdessen wird auch bei Renault beiden Fahrern ein Ersatzauto zur Verfügung stehen, so dass man mit insgesamt vier Chassis in Monte Carlo antreten wird.