• 07.10.2002 15:54

  • von Fabian Hust

Renault für Japan-Rennen zuversichtlich

In Suzuka will Renault in der Lage sein, McLaren und Williams wieder etwas dichter auf die Pelle zu rücken

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei Platzierungen in den Punkten in Folge will Jarno Trulli auch in Suzuka in die WM-Zähler fahren: "Die Punkte der letzten Rennen sprechen für sich. Es scheint so, als würde das ganze Team nun richtig in Schwung kommen. Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen, wie das Team arbeitet und wie ich am besten mit meinen Ingenieuren arbeite, aber wir arbeiten jetzt sehr gut. Wir haben die Balance des Autos in den letzten Rennen sehr gut hinbekommen und jeder kann die Ergebnisse sehen."

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Jarno Trulli

Jenson Button ist in Suzuka zum letzten Mal Jarno Trullis Teamkollege

"Suzuka ist eine wunderbare Strecke", fährt der Italiener fort. "Sie ist sehr technisch und definitiv eine Strecke, die ich sehr mag. Sie ist eine der herausforderndsten Strecken die ich kenne." Teamkollege Jenson Button ergänzt: "Suzuka ist eine sehr harte Strecke. Man muss zu 100 Prozent körperlich und mental fit sein. Jede Kurve ist eine Herausforderung und jede von ihnen ist wichtig. Mental ist Suzuka vielleicht die schwierigste Strecke überhaupt."

Nach dem Rennen in Amerika, wo alles so übermäßig groß ist, scheint Japan ein unpassender Saisonabschluss zu sein, doch der Brite sieht das nicht so: "Die Fans sind unglaublich! Ich weiß, dass Japan das Land der aufgehenden Sonne ist, aber es die einzige Strecke, auf der ich die Sonne während meine Anfahrt an die Strecke nicht sehen kann ? es gibt so viele Fans und diese sind dem Auto so nahe, dass sie das Sonnenlicht blockieren! Sie stehen um dich herum, weil sie ein Autogramm wollen, das ist schon eine sehr surrealistische Erfahrung!"

Jarno Trulli hat viele gute Erinnerungen an das asiatische Land: "Einige meiner besten Erinnerungen hängen an Suzuka. In jedem Jahr hält mein japanischer Fanclub eine Party für mich ab und ich besuche diese jedes Jahr. Es ist ein Abend voller Spaß, bei dem ich mit einigen der Fans Zeit verbringen kann. Dies ist immer eines meiner Lieblingsrennen."

Die Strecke selbst ist herausfordernd, vor allem die Kurven drei bis sieben, die als 'Esses' bekannt sind: "Was die Strecke so schwierig und technisch macht ist die Tatsache, dass jede Kurve Auswirkungen auf die nächste hat", so der Italiener. "Von der ersten Kurve an muss man richtig unterwegs sein, um den Rest hinzubekommen, die Linie muss stimmen. Sie alle hängen zusammen, es ist wie der Gang auf einem Drahtseil, wo jeder Schritt kritisch ist."

Jenson Button erklärt, worauf es beim Setup des Autos ankommt: "Man braucht in den 'Esses' ein Auto, das sehr schnelle Richtungswechsel mitmacht. Die Balance muss natürlich stimmen, man darf das Auto aber auch nicht zu weich abstimmen. Manchmal rollt das Auto, wenn es zu langsam reagiert und das kostet Zeit. Auf diesem Teil der Strecke kann man Zeit gutmachen aber ebenso verlieren."

Für den Briten wird es das letzte Rennen für Renault sein, im nächsten Jahr fährt er bei BAR: "Natürlich wäre es schön, ein gutes Ergebnis herauszufahren. Teilweise war es eine harte Zeit, vor allem im letzten Jahr, aber ich möchte weitere Punkte holen und Siebter werden."

Und auch Trulli hat viel vor, der im nächsten Jahr weiterhin bei den Franzosen fahren wird: "Wir hatten eine gute Saison, unser Ziel war es, Vierter in der Meisterschaft zu werden und dieses Ziel haben wir erreicht. Damit will ich sagen, dass wir alle nach vorne schauen und wissen, dass wir im nächsten Jahr mit den ganzen Elementen unseres Paketes besser abschneiden können."

Mike Gascoyne, der Technische Direktor von Renault, gibt sich zuversichtlich: "Ich denke, dass Suzuka eine Strecke ist, die unserem Auto am meisten liegt. Der R202 war auf Strecken konkurrenzfähig, die über viele Hochgeschwindigkeitskurven verfügen, die eine gute Aerodynamik verlangen und ich erwarte, dass uns Michelin mit einem konkurrenzfähigen Reifen ausstattet. Wir sollten eine starke Leistung abliefern und wollen die Top-3-Teams stärker herausfordern als im letzten Rennen."

Chefingenieur Pat Symonds analysiert den Kurs: "Es ist eine großartige Strecke! Nicht nur braucht man ein Auto, das in der Vielfalt der Kurven gut funktioniert, es ist auch eine jener wenigen Strecken, auf denen ein Fahrer den größten Unterschied ausmachen kann. Die Ortskenntnis jener Fahrer, die früher in ihren Karrieren in Japan gefahren sind, zählt eine Menge, besonders in den 'Esses' wo es ein leichtes ist, das Auto zu überfahren und Zeit zu verlieren."

Der Brite geht davon aus, dass dem R202 der Kurs liegen wird: "Das Auto ist dennoch sehr wichtig und man braucht nicht nur eine präzise Balance sondern wie auf Strecken wie Barcelona muss das Auto auch über eine sehr gute aerodynamische Effizienz verfügen. Da der R202 über diese Eigenschaft zu verfügen scheint, sollten wir auf dieser Strecke gut sein."

Gascoyne verrät, dass man bei Renault in den letzten Wochen nicht untätig war: "Wir werden am Auto weitere aerodynamische Verbesserungen haben und hoffentlich auch neue Entwicklungen für den Qualifying-Motor. Wir werden schauen, dass wir beide Autos in den Top 8 und im Idealfall eines in die Top 6 stellen können."

Um mit den 18 Kurven der Strecke gut zurechtzukommen wird das Auto mit mittlerem Abtrieb ausgestattet sein und wegen des hohen Reifenabriebs wird man auf zwei Stopps setzen. Hinzu kommt die Schwierigkeit des schwer vorhersehbaren Wetters: "Das Wetter im Oktober kann in Suzuka ziemlich kühl sein", so Symonds. "Und auch Regen kann man nicht ausschließen. Die von Michelin in letzter Zeit gemachten Fortschritte bei den Regenreifen lassen uns auf diese Bedingungen viel zuversichtlicher blicken."

Schon vor dem letzten Rennen zieht Technikdirektor Mike Gascoyne ein kleines Saisonfazit: "Unser Ziel war es gewesen, in der WM-Wertung Vierter zu werden und wenn nicht etwas ganz Unglückliches passiert, werden wir dieses Ziel erreichen. Dennoch hat uns die Zuverlässigkeit im Stich gelassen, die uns definitiv mehr Punkte gekostet hat. Des Weiteren war der Abstand auf die Top-3-Teams teilweise zu groß und wir müssen ihnen näher kommen. Das ist das Ziel für das letzte Rennen, bevor wir in der nächsten Saison McLaren und Williams häufiger herausfordern wollen."

Das letzte Rennen steht gerade einmal vor der Tür, da ist die Saison 2003 für das Team schon praktisch in greifbarer Nähe: "Das neue Auto ist schon deutlich weiter als es der R202 im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt war. Wir werden schauen, dass wir dies uns im November zunutze machen, wenn die Testfahrten wieder beginnen."