Renault-Doppelsieg bei Materialschlacht in Malaysia

Giancarlo Fisichella fuhr in Malaysia einen souveränen Sieg vor Alonso und Button nach Hause - Michael und Ralf Schumacher in den Punkterängen

(Motorsport-Total.com) - Die erwartete Hitzeschlacht fand dank einiger Wolken nur in abgeschwächter Form statt - maximal 34 Grad Lufttemperatur waren für die 22 Formel-1-Piloten durchaus erträglich -, der befürchtete Monsunregen blieb ebenfalls aus: Malaysia 2006 präsentierte sich von den Bedingungen her eher zahm - und brachte mit Giancarlo Fisichella einen Überraschungssieger hervor.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella

Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella dominierten den Grand Prix von Malaysia

Der Renault-Pilot lieferte auf dem 5,543 Kilometer langen 'Sepang International Circuit' bei Kuala Lumpur eine seiner souveränsten Vorstellungen überhaupt ab: Schon am Start münzte er seine Pole Position gefahrlos in die Führung um, gefolgt von Jenson Button (Honda) und Fernando Alonso (Renault), der sich mit einem Raketenstart aus der vierten Startreihe nach vorne katapultierte. Erst dahinter folgte mit Mark Webber der erste Williams-Cosworth.#w1#

Klien schuld an der Kollision mit Räikkönen

Ein paar Kurven später krachte es das erste Mal, als Christian Klien (Red-Bull-Ferrari) im Mittelsektor an Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) vorbeigehen wollte, dabei aber etwas zu optimistisch war und den Finnen hinten hart traf. Der "Iceman" flog daraufhin mit gebrochener Radaufhängung von der Strecke, während Klien mehrere Male zu Reparaturen an die Box kommen musste, im Rennen aber keine Rolle mehr spielte und schlussendlich mit Hydraulikschaden aufgeben musste.

Aus deutscher Sicht verlief der Start durchaus ermutigend, denn Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) schob sich bis auf Platz sechs nach vorne, lag damit zunächst sogar vor Youngster Nico Rosberg (Williams-Cosworth), der nicht gut weggekommen war - und nach einem Überholmanöver gegen "Quick Nick" schon nach wenigen Runden mit einem spektakulären Motorschaden aufgeben musste. Dafür rückte Michael Schumacher (Ferrari) von Startplatz 14 aus rasch in die Punkteränge auf.

Fisichella und Button hatten wenig Benzin an Bord

An der Spitze des Feldes setzten sich Fisichella und Button in den ersten Runden von Alonso ab, was darauf hindeutete, dass die beiden etwas früher als der Rest an die Box kommen könnten - und genau so sollte es auch eintreten: Zwar setzte das Feld mehrheitlich auf eine Zweistoppstrategie, doch Alonso kam wesentlich später zum Service als die Führenden. Lediglich Felipe Massa (Ferrari) und Rubens Barrichello (Honda) waren auf nur einen Stopp ausgerichtet.

In der elften Runde wurde plötzlich auch David Coulthards Red-Bull-Ferrari langsamer, doch der Schotte war damit in guter Gesellschaft: Auch Räikkönen, Klien, Rosberg, Webber (Hydraulikschaden), Yuji Ide (Super-Aguri-Honda/Defekt), Scott Speed (Toro-Rosso-Cosworth/Defekt) und Heidfeld (Motorschaden) sahen die Zielflagge nicht. Letzterer steuerte einem starken fünften Platz entgegen, schied aber in der Schlussphase mit einem gewaltig rauchenden Heck aus.

Michael Schumacher schob sich in Runde 14 an Jarno Trulli vorbei, dessen Toyota immer weiter nach hinten durchgereicht wurde, während drei Umläufe später der führende Fisichella zum Nachtanken und Reifenwechseln an die Box kam. Der Italiener konnte trotz seiner Standzeit von mehr als elf Sekunden die Führung in die zweite Rennphase übertragen, weil Button immer langsamer wurde, je länger der Grand Prix dauerte. Alonso holte dank seines langen ersten Stints jedoch immer mehr auf.

Fisichella kontrollierte das Rennen ganz geschickt

Nico Rosberg

Nico Rosberg schied nach schlechtem Start sehr früh mit Motorschaden aus Zoom

Gegen Rennhalbzeit legte Fisichella weiter zu, vergrößerte den Vorsprung auf Button auf zehn Sekunden und hatte auf Alonso schon 14 Sekunden Vorsprung, als er zum zweiten und letzten Mal an die Box kommen musste. Durch die frühen Stopps der beiden Führenden ging Alonso kurzzeitig in Führung - und kam als Zweiter hinter Fisichella, aber ein paar Sekunden vor Button wieder auf die Strecke. Letzterer hatte zuvor etwas Zeit beim Überrunden von Speed verloren.

Zwischendurch bekam Barrichello wegen zu hoher Geschwindigkeit in der Boxengasse eine Stop-and-Go-Strafe aufgebrummt, doch auch ohne diese hätte er wohl keine Punkte geholt - am Ende Platz zehn für den wieder einmal enttäuschenden Brasilianer. Unmittelbar vor ihm kam Trulli ins Ziel, der ebenfalls nicht allzu gut aussah und mit einer Runde Rückstand auf seinen soliden Teamkollegen Ralf Schumacher undankbarer Neunter wurde.

Ferrari lotste Schumacher nicht an Massa vorbei

Indes fuhr vorne Fisichella seinen Sieg problemlos nach Hause, obwohl Alonso kurz vor Schluss die schnellste Runde im Rennen drehte - und hinter den beiden Renaults kam Button als Dritter ins Ziel. Vierter wurde Montoya vor den beiden Ferraris, zwischen denen es am Ende noch einmal spannend wurde: Nach Schumachers letztem Boxenstopp kam der Deutsche hinter Massa auf die Strecke, doch Ferrari verzichtete unter genauer Beobachtung der TV-Kameras auf eine Stallorder.

Zwischen Jacques Villeneuve (BMW Sauber F1 Team), der heute ein tapferes Rennen fuhr, und Ralf Schumacher wurde es noch einmal eng, doch Villeneuve rettete einen Vorsprung von 0,8 Sekunden über die Ziellinie und holte damit die ersten beiden WM-Punkte in der Geschichte seines Rennstalls. Insgesamt kamen 14 von 22 Autos ins Ziel, darunter zur Überraschung vieler auch Takuma Sato (Super-Aguri-Honda), der diesmal nur drei Runden Rückstand aufgebrummt bekam.

Ferrari in Malaysia nicht so stark wie Renault

Was das Kräfteverhältnis angeht, wirkte Renault heute eindeutig am stärksten, wurde dafür auch mit dem ersten Doppelsieg der Saison 2006 belohnt. Wie stark Ferrari ohne Rückversetzungen gewesen wäre, steht in den Sternen, fest steht aber, dass die Roten aus Maranello heute ohnehin kein Siegespotenzial gehabt hätten. Erstaunlich stark mischte dafür das BMW Sauber F1 Team bis zu Heidfelds Ausfall in den vorderen Regionen des Mittelfeldes mit.

In der Weltmeisterschaft hat indes Alonso (18) mit seinem zweiten Platz den Vorsprung auf Michael Schumacher auf sieben Punkte ausgebaut. Dritter ist nun Button (11), gefolgt von Fisichella (10), Montoya (9) und Räikkönen (6). In der Wertung der Konstrukteure hat Renault nach zwei von 18 Wochenenden bereits 28 Zähler auf dem Konto und liegt damit souverän vor Ferrari (15), McLaren-Mercedes (15), Honda (11) und Williams-Cosworth (5).