• 29.04.2006 17:50

  • von Adrian Meier

Reifentests für Monaco: eine schwierige Herausforderung

Monaco unterscheidet sich stark von allen übrigen Grand-Prix-Kursen, was Vergleichstests auf anderen Strecken deutlich erschwert

(Motorsport-Total.com) - Eines der Highlights einer jeden Formel-1-Saison ist der Grand Prix von Monaco. Der enge 3,340 Kilometer lange Stadtkurs stellt jedoch nicht nur die Teams vor schwierige Arbeitsbedingungen - auch die Reifenhersteller haben mit dem Traditionskurs Probleme. Im Gegensatz zu anderen Strecken im Formel-1-Kalender besteht die komplette Strecke aus abgesperrten öffentlichen Straßen, außerdem ist die Durchschnittsgeschwindigkeit aufgrund der zahlreichen engen Passagen extrem niedrig.

Titel-Bild zur News: Reifenabrieb auf dem Asphalt

Der Asphalt Monacos ist eine Herausforderung für die Reifenhersteller

Damit benötigen die Teams für das Rennwochenende einen Reifen, der sich deutlich von den auf allen anderen Strecken eingesetzten Pneus unterscheidet: "Man muss in Monaco eine sehr weiche Reifenmischung verwenden", erklärt Hisao Suganuma, Bridgestones Technischer Manager, die grundsätzliche Richtung in der Reifenentwicklung für den Grand Prix im Fürstentum.#w1#

Glatter Asphalt und langsame Geschwindigkeiten

"Die Strecke ist sehr glatt, und es ist kein permanenter Kurs, daher ist es sehr schwierig, die Bedingungen zu simulieren, weil sie sich von Jahr zu Jahr verändern", erläutert der Japaner weiter, dass man auch beim Heranziehen von Vergleichswerten aus den Vorjahren vorsichtig sein muss. Daher verwendet der japanische Reifenhersteller diese Daten vor allem für grundsätzliche Entwicklungen im Vorfeld in der Fabrik.

"Es ist sehr schwierig, während dem Testen aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen." Hisao Suganuma

Da das Rennen in dieser Saison in rund einem Monat ansteht, haben die Japaner außerdem in dieser Woche bereits die Erprobung der Reifen für Monaco auf der Strecke aufgenommen. Ferrari und Toyota testeten hierzu in Paul Ricard. Der Asphalt der französischen Teststrecke ist ebenfalls sehr glatt und kommt damit der Oberfläche in Monaco näher als alle anderen Strecken in Europa.

Doch auch wenn man auf diesem Kurs zwar die Beschaffenheit des Asphalts simulieren kann, gestalten sich aussagekräftige Versuche als äußerst schwierig: "Wir müssen in Monaco sehr weiche Mischungen verwenden. Das Resultat davon ist jedoch, dass die Vorderreifen auf anderen Strecken sehr schnell verschleißen - sogar in Paul Ricard - weil die Geschwindigkeiten wesentlich höher sind", erläutert Suganuma. "Es ist sehr schwierig, während dem Testen aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen."

Vergleichstestfahrten auf anderen Strecken im Vorfeld

Reifentestfahrten für andere Strecken sind für die Pneu-Hersteller normalerweise ein geringeres Problem, da alle permanenten Rennstrecken mehr Gemeinsamkeiten aufweisen. Auf einigen permanenten Kursen können die Rennställe einige Wochen vor dem jeweiligen Grand Prix Tests durchführen und somit die Reifen vor Ort aussortieren.

Michelin-Reifen

"Schwarzes Gold": Die Reifen spielen in der Formel 1 eine wichtige Rolle Zoom

Allerdings ist dies nicht auf allen Strecken möglich, da das sportliche Reglement die zur Verfügung stehenden Testschauplätze limitiert. Grundsätzlich müssen alle Strecken, die als Teststrecken verwendet werden dürfen, vom Automobilweltverband FIA abgenommen sein, doch während der Saison dürfen nur auf den Kursen von Barcelona, Monza und Silverstone Versuchsfahrten stattfinden. Bei Wintertests bestand zudem 2006 die Möglichkeit, in Bahrain und Imola zu fahren. Doch auch auf Kursen, auf denen kein Test im Vorfeld möglich ist, findet sich für die Vorbereitungen zumeist eine andere Anlage mit vergleichbarem Asphalt.

Reifenhersteller entscheiden mit über Testorte

Auch die Teams wissen um die Wichtigkeit des "schwarzen Goldes": "Die Reifen sind ein wichtiger Aspekt unserer Testfahrten, und wenn wir darüber nachdenken, wo wir testen werden, ziehen wir auch den Ratschlag von Bridgestone in unsere Überlegungen mit ein", erläutert Ross Brawn, Technischer Direktor von Ferrari. Im derzeit herrschenden Reifenkrieg seien die passenden Reifen zudem besonders wichtig.

Als Vorbereitung für den Grand Prix von San Marino testeten die Bridgestone-Teams Toyota, Williams und Ferrari beispielsweise im italienischen Vallelunga nahe Rom. Beide Strecken weisen eine sehr ähnliche Charakteristik der Oberfläche auf. Und obwohl Rundenzeiten und Durchschnittsgeschwindigkeiten auf beiden Strecken sehr unterschiedlich sind, konnten sich die Reifentechniker der Japaner dadurch ein genaues Bild über die Performance der verschiedenen Reifenspezifikationen machen.