• 11.09.2009 21:42

  • von Fabian Hust

Reifen-Rätsel: Brauchen die Teams noch zwei Jahre?

Die Team-Verantwortlichen philosophieren über das überraschende und wechselhafte Kräfteverhältnis in der aktuellen Formel-1-Saison

(Motorsport-Total.com) - Die umfangreichen Veränderungen am Reglement haben die Formel 1 in dieser Saison tüchtig durcheinandergewirbelt. Nicht nur sind einige Teams stärker oder schwächer, als man dies erwartet hätte, das Kräfteverhältnis ändert sich in diesem Jahr teilweise von einem Rennen auf das andere gewaltig.

Titel-Bild zur News: Aldo Costa, Vijay Mallya, Franz Tost und Ross Brawn

Die Teamverantwortlichen rätseln über die Formel-1-Saison 2009

Unter anderem dürfte dies mit der Tatsache zusammenhängen, dass das Reglement umfangreich verändert worden ist: "Wenn wir die Antwort darauf wüssten, dann würden unsere Leistungen nicht zu sehr schwanken, wie dies der Fall ist", so Ross Brawn. "Besonders im Falle eines neuen Reglements fokussiert man sich auf ein Gebiet der Leistung. Man nimmt den Level an Abtrieb, man nimmt das Niveau an Luftwiderstand und entwickelt das Auto rund um dieses Ziel."#w1#

"Wenn man auf Kurse wie Spa oder hierher kommt, und man in einen völlig anderen Flügel-Bereich kommt, dann können andere Faktoren prominent hervorstechen. Das ist meiner Meinung nach das, was passiert ist", so der Brite auf den unglaublichen Leistungsprung von Force India angesprochen.

"Hinzu kommt, dass wir meiner Meinung nach immer noch nicht alle die Reifen verstehen. Dies kommt zur Herausforderungen zu. Diese Slicks verstehen wir noch nicht komplett, warum wir sie auf manchen Strecken zum Arbeiten bekommen und auf manch anderen nicht. Dies müssen wir beheben, und wir arbeiten an Lösungen für das kommende Jahr. Es könnte jedoch ein oder zwei Jahre dauern, bevor wir vollständig verstehen, wie die Slicks arbeiten."

"Ich weiß jedoch, dass einige meiner Kollegen genauso über das Rätsel verwundert sind, die bei einigen Rennen schnell und bei anderen langsam waren. Wer dieses Rätsel als Erster löst, wird derjenige sein, der den Vorteil genießt."

"Alle haben mit einem brandneuen Regel-Satz begonnen, was die Aerodynamik betrifft", so Aldo Costa, Technischer Direktor bei Ferrari. "Die Entwicklungsgeschwindigkeit ist während der Saison bei allen ziemlich groß, aus diesem Grund verändern sich die Ergebnisse, weil man sieht, dass bei bestimmten Rennen ein Upgrade-Paket verwendet wird, das im Vergleich zu den anderen Autos einen großen Unterschied ausmachen kann. Diese Entwicklung von Paketen zwischen den Autos lässt die Ergebnisse ein wenig mehr schwanken als üblich."

"Als wir die Saison begannen, da wurde mir von meinem technischen Team gesagt, dass wir uns im Hinblick auf den Diffusor nicht im Klaren sind", so Force India-Teamchef Vijay Mallya. "Wir entwickelten das Auto mit der Möglichkeit, einen solchen Diffusor zu haben, sollte die Regel klargestellt werden, sodass wir in der Lage sind, in Bahrain sehr schnell einen Interims-Diffusor einzuführen, und dann darauf aufbauend zu entwickeln."

"Wir hatten schon immer ein beträchtliches Aerodynamik-Update für Valencia geplant, das wir auch einführten. Das Auto ist schnell und konkurrenzfähig, aber wenn wir zu Beginn des Jahres mit etwas mehr Klarheit begonnen hätten, dann hätten wir die Dinge vielleicht anders gemacht, vielleicht auch nicht. Aber im Hinblick auf 2010 hoffe ich, dass es von Anfang an Klarheit gibt, sodass jeder weiß, was er macht, und es nicht viel Überraschungen gibt."

"Meiner Meinung nach gibt es dafür zwei Hauptgründe", so Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. "Der erste ist das KERS, denn jene Teams, die sich entschieden, mit KERS zu fahren, hatten eine andere Philosophie, wie sie das Auto entwickelten, als jene Teams, die nicht mit KERS fuhren, und dies hatte einen großen Einfluss auf die Aerodynamik."

"Der zweite Grund ist meiner Meinung nach der Diffusor, da dieser die Design-Philosophie verändert hat, besonders am Heck des Autos. Während der Saison entschieden sich einige Teams dazu, nicht mehr mit KERS zu fahren, was bedeutet, dass man das Design des Autos ändern musste."

"Und alle Teams, die sich entschieden haben, mit einem Doppeldecker-Diffusor zu fahren, mussten das Heck des Autos komplett neu entwickeln. Da wir keinerlei Tests mehr fahren können, kommen wir an die Rennstrecken und es ist wirklich schwierig, das Auto richtig abzustimmen."

"Abgesehen davon liegen alle Teams sehr eng beieinander. Wenn du dir bei der Abstimmung des Autos den kleinsten Fehler erlaubst oder sich der Fahrer einen kleinen Fehler erlaubt, dann kann man um drei, vier oder fünf Positionen weiter hinten liegen. Denn in der Vergangenheit lagen im Qualifying fünf oder sechs Autos innerhalb von anderthalb Zehntelsekunden. Meiner Meinung nach war die Leistung in der Formel 1 nie so stark wie heute."