• 09.03.2011 18:56

  • von Stefan Ziegler & Dieter Rencken

Red Bull: Vettel experimentiert und fährt Bestzeit

Sebastian Vettel und Red Bull geben weiter das Formel-1-Tempo vor: Am zweiten Testtag von Barcelona sicherte sich der Titelverteidiger Platz eins

(Motorsport-Total.com) - Beim vierten und letzten Gruppentest der Formel 1 belegt Red Bull weiterhin den ersten Platz. Die Titelverteidiger kamen dank Sebastian Vettel auch am zweiten Tag der Probefahrten auf eine neue Bestzeit und liegen nun mit 1:21.865 Minuten an der Spitze des Feldes. Vettel spulte am Mittwoch insgesamt 112 Runden ab und legte dabei eine Distanz von über 500 Testkilometern zurück.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel und das Red-Bull-Team reisen als Favoriten nach Melbourne

Nennenswerte Probleme hatte der 23-Jährige nicht zu vermelden und konnte sein Programm daher ohne größere Unterbrechungen durchführen. Auf dem Tagesplan von Red Bull standen neben einigen Longruns auch diverse Experimentalfahrten, wobei Vettel nach eigenen Aussagen "mit dem Auto spielte", um dessen Potenzial auszuloten. Dies gelang augenscheinlich wieder einmal hervorragend.

Dies musste auch die Konkurrenz anerkennen: "Die drehen hier einsam ihre schnellen Runden. Ich sehe momentan keinen echten Gegner für die Bullen", wird Sauber-Teamchef Peter Sauber vom 'Blick' zitiert. Vettel selbst zeigt sich freilich etwas zurückhaltender: "Es war nicht schlecht. Alles in allem war es ein guter Tag für uns. Wir brachten nämlich über einhundert Runden zustande."


Fotos: Red Bull, Testfahrten in Barcelona


"Dabei hatten wir keine größeren Probleme mit dem Auto. Wir probierten Verschiedenes aus, um das Ganze noch etwas schneller zu machen. Ich denke, dabei konnten wir einiges lernen. Ob wir schneller geworden sind, müssen wir über Nacht schauen", meint der Deutsche. Er habe sich hauptsächlich mit der Balance seines Red Bull RB7 beschäftigt und habe dessen Einstellungen kontinuierlich verfeinert.

Das Kräfteverhältnis ist noch immer unklar

"Man spricht ja immer von der Balance. Diese muss man erst einmal finden. Sie läuft im Fahrerlager herum, doch es ist nicht ganz einfach, sie jedes Mal zu erwischen", witzelt Vettel. Und was hat das für das große Gesamtbild zu bedeuten? Der Titelverteidiger gibt sich bedeckt: "Wie immer ist es nach einem Testtag sehr schwierig zu sagen, was passiert ist. Für sich selbst weiß man es natürlich."

"Ein Siegerauto ist es erst, wenn es ein Rennen gewonnen hat." Sebastian Vettel

"Man ist ja informiert darüber, wie viel Sprit man im Tank hatte, welche Reifen am Auto waren und zu welchem Zeitpunkt man auf der Strecke war", erläutert Vettel. Im Hinblick auf die Konkurrenz tappe man dabei allerdings im Dunkeln. Aus diesem Grund könne man derzeit auch noch nicht sagen, wie das Kräfteverhältnis aussehe. Von einem "Siegerauto" will Vettel deshalb erst einmal nicht reden.

"Ein Siegerauto ist es erst, wenn es ein Rennen gewonnen hat. Bis jetzt haben wir noch keinen Grand Prix gefahren, also bleibt das vorerst abzuwarten", erklärt Vettel. "Meiner Meinung nach können wir so weit aber zufrieden sein. In diesem Winter legten wir sehr viele Runden zurück - mehr als in jeder anderen Vorsaison-Phase bisher. Das spricht für die Zuverlässigkeit. Das ist sehr, sehr wichtig."

Vettel fährt nach wie vor auf Sieg

"Was den Speed angeht, waren wir beim Test in Valencia auf Anhieb einigermaßen zufrieden. Bis jetzt konnten wir uns in dieser Hinsicht steigern und es sieht ganz gut aus. Die reine Geschwindigkeit kann man nur schwer herauslesen. Ich denke aber, wir sind ziemlich gut dabei", gibt der Champion von 2010 zu Protokoll. Er gehe zuversichtlich, allerdings nicht zu zuversichtlich ins erste Rennen.

"Ich will nach wie vor gewinnen - und dazu muss man alle Anderen schlagen." Sebastian Vettel

"Die Erwartungshaltung ist nun vielleicht eine etwas andere. Das Ziel ist aber das gleiche. Ich will nach wie vor gewinnen - und dazu muss man alle Anderen schlagen. Das wird schwierig genug", sagt Vettel und merkt an: "2011 ist es bei den ganzen Neuerungen und auch den neuen Reifen doch ein bisschen wie ein Pokerspiel. Wir müssen schauen, dass wir halt am Ende die Nase vorne haben."

Aus diesem Grund freut sich Vettel "absolut" darauf, dass die Saison bald endlich ihren Auftakt nimmt. "Schade, dass wir nicht in Bahrain gefahren sind, aber so hatten wir nun etwas mehr Zeit für uns und konnten das Auto in Ruhe in Europa vorbereiten. Jetzt freue ich mich allerdings darauf, dass es wieder losgeht", meint der Red-Bull-Pilot. Bis zum 27. März 2011 muss er sich aber noch gedulden.
Red Bull trainiert für den Ernstfall

Chef-Renningenieur Ian Morgan teilt die Zuversicht und die Vorfreude seines Piloten. "Es war klasse, am Dienstag und am Mittwoch das Rennteam vor Ort zu haben und ein Boxenstopp-Training zu absolvieren. Normalerweise würde man so etwas nur einmal während der Wintertests durchführen. Wir hatten bei den vergangenen Probefahrten aufgrund des Wetters aber etwas Zeit eingebüßt."

"Unser Tempo sieht im Augenblick sehr gut aus." Ian Morgan

"Dieser neuerliche Test war daher eine gute Möglichkeit, noch etwas mehr Training vor dem Rennen in Melbourne zu bekommen", meint Morgan und kommt auf das Tagesprogramm seines Red-Bull-Teams zu sprechen: "Im Prinzip deckte es sich mit den Vorgängen vom Dienstag. Seb legte 112 Runden zurück und hatte dabei keine wirklichen Probleme", fasst Morgan den Mittwoch zusammen.

"Das ist natürlich eine sehr dankbare Entwicklung. Man tut sich aber immer schwer damit, vor dem Saisonstart eine genaue Einschätzung abzugeben, wo man in Wirklichkeit steht. Unser Tempo sieht im Augenblick allerdings sehr gut aus, was vielversprechend ist", findet Morgan. Laut Vettel dauere es aber "vielleicht bis Malaysia", bis sich die neue Hackordnung der Formel 1 endlich herauskristallisiere.