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Red-Bull-Ring-Ombudsmann: Anrainer wurden übergangen

Warum Red-Bull-Ring-Ombudsmann Karl Arbesser den Politikern vorwirft, das Formel-1-Rennen rücksichtslos durchgeboxt zu haben, und ob er Stolpersteine sieht

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und Dietrich Mateschitz im Sommer 2013 einen Vertrag über die Austragung des Grand Prix von Österreich unterzeichneten, schien das Comeback des Rennens in Spielberg lange an einem seidenen Faden zu hängen. Ursache: Der Red-Bull-Ring wurde nach der nicht bestandenen Umweltverträglichkeits-Prüfung und dem Wiederaufbau in abgespeckter Form nicht für Formel-1-Rennen genehmigt, sondern nur für kleinere Veranstaltungen.

Titel-Bild zur News:

Nicht mehr aufzuhalten: Die Formel 1 wird nach Spielberg zurückkehren

Daher musste rasch eine nachträgliche Genehmigung her. Eine erneute Umweltverträglichkeits-Prüfung (UVP) hätte den Zeitrahmen deutlich gesprengt, daher wurde das Rennen rasch über das Veranstaltungsgesetz genehmigt. Diese Vorgehensweise stößt Anrainer-Ombudsmann Karl Arbesser sauer auf.

Ombudsmann Arbesser: Anrainerinteressen wurden ignoriert

"Das erinnert ein bisschen an Nordkorea", ärgert er sich im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Sein Hauptkritikpunkt: Die Anrainerinteressen spielen durch eine Novellierung des angewendeten Veranstaltungsgesetzes, die vor der Ski-WM in Schladming 2013 durchgeführt wurde, keine Rolle mehr - die Menschen aus der Region können also keinen Einspruch gegen die Entscheidung einlegen, wenn sie der Ansicht sind, dass gegen die Rechtslage verstoßen wurde.

Da es zu keiner erneuten UVP kam, spielten auch die Umweltinteressen keine Rolle, wirft Arbesser den Verantwortlichen vor: "Das einzige, was überprüft wurde, ist die Sicherheit der Zuschauer. Die Umweltanwaltschaft wird im Rahmen des Veranstaltungsgesetzes gar nicht herangezogen - die Auswirkungen auf Luft, Lärm und Verkehr wurden also nicht angeschaut. Nur Feuerwehr, Polizei und Rettung wurden eingebunden."

"Das erinnert ein bisschen an Nordkorea." Karl Arbesser

Die Bürgerbewegung sehe laut dem Österreicher keinen realistischen Weg mehr, das Rennen zu verhindern: "Wir gehen alle davon aus, dass dieses Rennen dieses Jahr stattfinden wird. Auch wenn noch ein paar Genehmigungen ausständig sind, schließlich müssen die Bauarbeiten erst abgenommen werden, wenn alles fertig ist. Da sehe ich aber keine Stolpersteine mehr."


Fotos: Ricciardo fährt Formel 1 in Spielberg


Arbesser sieht "positive Seiten" des Formel-1-Rennens

Grundsätzlich stellt er klar, dass er mit der Rückkehr der Formel 1 keine Probleme habe, sondern "mit der Art und Weise, wie sie kommt". Am Grand-Prix-Wochenende plane man keine Protestaktionen, der Anrainer-Ombudsmann werde aber "aus persönlichem Interesse" mit seiner eigenen Messstation Dezibelmessungen vornehmen.

Für den Ring-Kritiker sind diese Werte auch von Interesse, weil laut der früheren UVP zwar einzelne Testtage "für zwei Formel-1-Autos" bewilligt worden waren, dies aber nicht für die Lärmbelastung eines ganzen Rennens gelte. "Außerdem sind laut UVP-Bescheid nur 25.000 Zuschauer vorgesehen."

"Durch das Rennen wird kein einziges der strukturellen Probleme gelöst, die wir in der Gegend haben." Karl Arbesser

Auf die Frage, ob das Formel-1-Rennen nicht ein wichtiger Impulsgeber für die Krisenregion Oberes Murtal sei, antwortet Arbesser: "Die Veranstaltung hat selbstverständlich ihre positiven Seiten, und die Region profitiert, es wird dadurch aber kein einziges der strukturellen Probleme gelöst, die wir in der Gegend haben. Kein Hotel kann hier bestehen, weil es drei Tage lang ausgelastet ist."