• 11.09.2015 18:20

  • von Dominik Sharaf

Red Bull in Singapur: Vermasselt Renault wieder ein Podium?

Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat haben ihre Antriebsstrafen so gemanagt, dass sie auf der RB11-freundlichen Bahn in Topform sind - Doch es macht sich Frust breit

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich war mit Blick auf den Formel-1-Grand-Prix in Singapur am nächsten Wochenende alles angerichtet für ein Red-Bull-Erfolgserlebnis: eine aerodynamisch fordernde Strecke, die den Autos nicht allzu viel Antriebspower abverlangt. Klar, dass Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat ihre Antriebsstrafen so managten, dass sie auf dem Stadtkurs mit frischen Teilen in die Hitzeschlacht ziehen und im Idealfall ein Wort bei der Vergabe der Podestplätze mitsprechen. Doch der Plan ist in Gefahr.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Ricciardo in der Hitze der Nacht: Wenn er nicht gerade fährt, springt er in den Pool Zoom

Auch wenn Renault dementierte, dass nach zahlreichen Defekten die Antriebseinheiten ausgehen würden und erst neue V6-Hybridstränge gebaut werden müssten: Die Lage bleibt angespannt. "Auf kurze Sicht können wir uns auf Singapur freuen", sagt Ricciardo und wittert offenbar die letzte Chance, sich 2015 noch einen Pokal zu sichern. Zumal Red Bull möglicherweise auf ein Update seines französischen Partners in Russland freiwillig verzichtet. "Danach habe ich keinen Überblick, was wir noch erhalten. Ich möchte da nicht zu optimistisch rangehe", hält Ricciardo den Ball flach.

Er klingt frustriert, schließlich plagen sich die Österreich nicht erst seit Beginn der laufenden Saison mit den Krankheiten des Renault-Antriebs. "Nach dem vergangen Jahr ist viel Hoffnung entstanden, dass wir mehr PS bekommen. Das ging von Rennen zu Rennen so. Wir haben auch ein wenig mehr bekommen, aber es war nie so viel, wie uns versprochen wurde", greift er den wohlmöglich scheidenden Erfolgspartner vergangener Tage an. Die Motivation geht flöten: "So lange ich nicht ins Auto steige und mehr Power spüren kann, werde ich deswegen nicht mehr allzu aufgeregt sein."

Ricciardo erwähnt die Hitze und die Luftfeuchtigkeit, die sich in den Häuserschluchten Singapurs stauen: "Es ist die körperlich größte Herausforderung im ganzen Jahr. Aber ich liebe sie", meint er. "Nur bei diesem Rennen öffnet man das Visier für Frischluft und wünscht sich, man hätte es nicht getan, weil es draußen noch heißer ist." Der Australier bemerkt auch, dass sich ein kühles Getränk ganz schnell in "einen frisch aufgebrühten Tee" verwandeln würde. Dennoch ist Ricciardo Fan der Strecke, weil es sich über die Randsteine springen lässt und die Mauern sich küssen lassen.

Den verschobenen Tagesrhythmus beim Nachtrennen nutzt er gerne, um nachts um vier Uhr am Pool des Hotels zu entspannen. Party gibt es trotzdem nicht, auch wenn das Angebot groß ist: "Je länger es das Rennen gibt, desto mehr passt sich die Stadt dem Zeitplan an und umso mehr Restaurants oder Bars haben länger geöffnet. Es ist erstaunlich, was man nachts in Singapur alles anstellen kann." Obwohl er sich für australische Verhältnisse nahe seiner Heimatstadt Perth befindet, wird Ricciardo im Anschluss keinen Abstecher unternehmen - anders als 2014.


Fotostrecke: GP Singapur, Highlights 2014

Teamkollege Kwjat hat mit den Extrembedingungen schon bei seinem Debüt - damals noch in Diensten Toro Rossos - seine Erfahrung gemacht: "Im vergangen Jahr war es extrem hart, weil meine Trinkflasche nicht funktionierte. Also wurde das Rennen schwierig. Ich bin aber besser vorbereitet und körperlich gesehen sollte alles glatt laufen", blickt der Russe voraus und konzentriert sich im glitzernden Stadtstaat lieber auf Motorsport als auf Sightseeing. "Man schaut sich ein wenig die Einkaufszentren an, aber viel Gelegenheit gibt es dazu nicht", sagt Kwjat.