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Red Bull dominiert Qualifying in Melbourne

Nur Fernando Alonso kann das Red-Bull-Duo Vettel/Webber im Albert-Park einigermaßen fordern - Lewis Hamilton als einziger Mitfavorit früh k.o.

(Motorsport-Total.com) - Fast so, als würde sich die Formel 1 für den langweiligen Saisonauftakt in Bahrain entschuldigen wollen, wurde den europäischen Frühaufstehern heute ein hochspannendes Qualifying aus Australien auf die TV-Bildschirme geliefert. Aus deutscher Sicht hat am Ende auch der Ausgang gestimmt, denn die Pole-Position ging an Sebastian Vettel!

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Sebastian Vettel und Fernando Alonso

Kollektives Lächeln: Webber, Polesetter Sebastian Vettel und Alonso

Der Heppenheimer entschied damit ein teaminternes Red-Bull-Duell um den ersten Platz für sich, denn außer Mark Webber hatte Vettel im Top-10-Finale keinen echten Gegner: "Mark war heute eine harte Nuss", jubelte der Pechvogel von Bahrain, der sich über das Ergebnis ganz besonders freuen konnte, denn: "Mark hat hier Heimrennen, aber bei meinem am Nürburgring stand er letztes Jahr auf der Pole. Das ist meine späte Revanche!"#w1#

Heißes Duell der Red-Bull-Stars

Und was für eine! Webber legte im ersten Run des letzten Abschnitts 1:24.035 Minuten vor und hob die Messlatte damit schon sehr hoch an, doch Vettel kam mit fast zwei Zehntelsekunden Vorsprung zur zweiten Zwischenzeit - und verspielte diese im letzten Sektor beinahe noch! Doch mit ein bisschen Glück rettete "Super-Seb" 116 Tausendstelsekunden Vorsprung über die Ziellinie, die Webber auch im zweiten Run nicht mehr wettmachen konnte.

"Beide Fahrer haben einen Superjob gemacht", lobt Teamchef Christian Horner, während Vettel selbstkritisch analysiert: "Meine erste Runde war die schnellste, obwohl ich in den letzten Kurven ein bisschen Zeit verloren habe. Trotzdem klasse, vorne zu stehen! Wie es mit dem Wetter und mit dem Safety-Car wird, weiß ich nicht, aber umso wichtiger ist es, ganz vorne zu stehen und freie Fahrt zu haben. Da ist das Risiko am geringsten."

Mark Webber

Mark Webber vergab die Pole-Position im Mittelsektor der letzten Runde Zoom

Am Ende konnte er von Glück reden, dass ihm Webber die Pole-Position nicht mehr streitig gemacht hat, denn der Australier fuhr im ersten und dritten Sektor absolute Bestzeit, ließ aber im Mittelabschnitt drei Zehntelsekunden liegen: "Meine Runde war okay, auch wenn noch was drin gewesen wäre", seufzt der Lokalmatador. "Der Mittelsektor war ein Eiertanz, den ich im entscheidenden Moment nicht getroffen habe. Aber die Performance stimmt, insofern bin ich für das Rennen optimistisch."

Nur Alonso annähernd auf Red-Bull-Niveau

Als einziger Gegner halbwegs mit den Red Bulls mithalten konnte Fernando Alonso - dem Ferrari-Piloten fehlten lediglich 76 Tausendstelsekunden auf die erste Startreihe: "Es war ein gutes Qualifying, aber wir wussten schon vorher, dass wir zaubern müssen, um Red Bull zu schlagen", gesteht er ohne Umschweife ein. "Der dritte Platz war das Maximum - heute. Im Rennen sollten wir etwas näher dran sein, glaube ich."

Alonso feierte damit einen klaren Sieg im Stallduell gegen Felipe Massa, der sich im Finish immerhin noch auf Platz fünf nach vorne schieben konnte. Mittendrin im Ferrari-Sandwich: Jenson Button. Der amtierende Champion war damit "nicht ganz zufrieden, denn ich hätte gerne mehr Grip gehabt, aber so schlecht ist das nicht. Schade, dass wir das gestrige Ergebnis nicht wiederholen konnten", spielt er auf die McLaren-Doppelspitze am Freitag an.

Fernando Alonso

Fernando Alonso war der einzige echte Gegner des Red-Bull-Duos Zoom

Immerhin erging es ihm deutlich besser als Lewis Hamilton, denn der zweite McLaren-Weltmeister schied bereits im zweiten Qualifying aus und wird morgen nur als Elfter ins Rennen gehen. Der Brite hatte seinen ersten Run in Q2 an 17. und letzter Stelle liegend abgebrochen, ging dann fünf Minuten vor Schluss noch einmal auf eine schnelle Runde - aber letztendlich fehlten 62 Tausendstelsekunden auf den rettenden zehnten Platz von Robert Kubica (Renault).

Rosberg stellt gegen Schumacher auf 2:0

Die Mercedes-Silberpfeile hatten solche Sorgen nicht und brachten beide Autos ins Top-10-Finale, wo Nico Rosberg als Sechster wiederum um 43 Tausendstelsekunden schneller war als Michael Schumacher. "Nicht ganz das, was wir angepeilt hatten", sagt Sportchef Norbert Haug. "Platz vier war hier bestenfalls erreichbar - Red Bull und Alonso im Ferrari sind derzeit außer Reichweite. Nico und Michael haben geschafft, was derzeit mit unserem Auto erreichbar ist."

Rosberg selbst sieht das anders: "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Meine schnellste Runde war nicht gut - ich habe drei, vier Zehntel liegen gelassen. Aber Platz sechs ist zumindest okay", analysiert der Deutsche. Schumacher präsentierte sich seinerseits schon heute Morgen deutlich besser als zuletzt in Bahrain, auch wenn er im entscheidenden Moment wieder nicht ganz auf Augenhöhe mit seinem um 17 Jahre jüngeren Teamkollegen war.


Fotos: Großer Preis von Australien, Samstag


Schumacher keineswegs unzufrieden

Dennoch wirkt er zufrieden: "Ich habe hier generell ein besseres Wochenende, weil die Entrostung weiter vonstatten geht", berichtet der siebenfache Weltmeister. "Wir haben gut am Auto gearbeitet. Zum Schluss haben wir noch mal einen Rückschritt gemacht, aber insgesamt bin ich sehr zuversichtlich. Es geht voran - wie schnell, das wird sich von Grand Prix zu Grand Prix zeigen. Es gibt doch immer wieder Neuigkeiten, auf die ich mich einstellen muss."

Obwohl er früher als "Regenmeister" galt, konnte er den nach dem Qualifying fallenden Regentropfen nichts Gutes abgewinnen: "Regen würde mit Sicherheit die Spannung etwas heben. Ich habe in der Vergangenheit gute Regenresultate erzielt, das ist richtig, aber gemocht habe ich diese Rennen nicht immer", so Schumacher. Aber Testfahrer Nick Heidfeld glaubt: "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es morgen regnet. Da haben wir mit Michael und Nico zwei heiße Eisen im Feuer."

Michael Schumacher

Ist noch immer nicht komplett "entrostet": Superstar Michael Schumacher Zoom

Der große Überraschungsmann in den Top 10 war sicherlich Rubens Barrichello (Williams) auf Platz acht, gefolgt vom Freitagsschnellsten Kubica und Adrian Sutil (Force India), der sich für den Finaleinzug mehr strecken musste, als er das im Vorfeld gehofft hatte. Als Achter in Q2 setzte er sich aber neuerlich souverän gegen seinen Stallkollegen Vitantonio Liuzzi durch, der heute hinter Hamilton und dem starken Schweizer Sébastien Buemi (Toro Rosso) Zwölfter wurde.

Petrov als erster "Etablierter" out

Nico Hülkenberg (Williams) landete auf Platz 15 und war damit nicht sonderlich zufrieden, liegt im Qualifyingduell gegen Barrichello nun schon mit 0:2 zurück. Zumindest blieb ihm aber die Schmach erspart, als einziger Fahrer eines etablierten Teams schon nach den ersten 20 Minuten die Segel streichen zu müssen - diese fragwürdige "Ehre" wurde Vitaly Petrov (Renault) zuteil, der die Top-17-Grenze trotz mehrerer Versuche nicht knacken konnte.

Ganz hinten herrschten klare Fronten: Heikki Kovalainen (Lotus) gewann das Qualifying der neuen Teams; Lotus lag in der Hackordnung der "zweiten Liga" vor Virgin und HRT, wo sich Bruno Senna ordentlich strecken musste, um Karun Chandhok zu knacken. Virgin-Pilot Timo Glock hätte unter normalen Umständen wohl schneller sein können, aber sein Auto muss aufgrund von Tankproblemen derzeit stets mehr Benzin mitschleppen, als eigentlich notwendig wäre.

Heikki Kovalainen

Lotus ist das beste der drei neuen Teams: Heikki Kovalainen auf Rang 19 Zoom

Für morgen rechnet 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer mit einem Zweikampf "Red Bull gegen Alonso - aber dahinter wird es drunter und drüber gehen!" Wer sich den Grand Prix, der vielen Wetterprognosen zufolge auf nasser Strecke abgehalten werden könnte, live verfolgen möchte, der muss übrigens beim Stellen des Weckers aufpassen, denn in der Nacht auf Sonntag wird von Winter- auf Sommerzeit umgestellt!