Rechenspiele: Holt Verstappen schon in Singapur den Titel?

"Der Abstand ist jetzt wirklich groß", weiß Charles Leclerc - Wir rechnen vor, wie er zumindest rein theoretisch noch Formel-1-Weltmeister 2022 werden kann

(Motorsport-Total.com) - 109 Punkte Rückstand hat in der Geschichte der Formel-1-WM noch nie ein Fahrer aufgeholt. Sieben Grands Prix vor Ende der Saison 2022 dämmert Charles Leclerc: "Ich habe schon in Spa gesagt, dass der Abstand jetzt wirklich groß ist. Wir schauen von Rennen zu Rennen und werden versuchen, unser Potenzial maximal auszuschöpfen. Und dann schauen wir, was noch möglich ist."

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc, Max Verstappen

Max Verstappen hat eine Hand bereits am WM-Pokal für die Saison 2022 Zoom

Die bisher größte Aufholjagd, seit 2010 ein neues Punktesystem mit 25 statt zehn Zählern für den Sieg eingeführt wurde, hat Sebastian Vettel 2012 auf Red Bull hingelegt, als er 44 Punkte Rückstand auf Fernando Alonso im Ferrari aufholen konnte. Allerdings hatte Vettel für seinen Turnaround bei viel geringerem Rückstand als Leclerc heute zehn statt sieben Wochenenden zur Verfügung.

Insgesamt kann Leclerc 2022 im besten Fall noch 190 Punkte sammeln und sein Konto somit theoretisch auf 391 Punkte aufstocken. Sollte ihm das gelingen, muss Max Verstappen in den sieben verbleibenden Rennen nur sechsmal Vierter und einmal Fünfter werden, um seinen WM-Titel erfolgreich zu verteidigen, und kann sich dabei sogar eine Nullnummer im F1-Sprint in Brasilien leisten.

Oder, anders formuliert: Wenn Verstappen dank der Red-Bull-Dominanz auch in Monza den fast vorprogrammiert erscheinenden Sieg mit schnellster Runde einfährt und Leclerc dort Zweiter wird, braucht Verstappen aus den letzten sechs Rennen nur noch sechs sechste Plätze, oder er muss zweimal Zweiter werden und einmal Vierter.

Verstappen: Große WM-Party in Singapur?

Der früheste Zeitpunkt, an dem Verstappen den WM-Titel fixieren kann, ist übrigens der Grand Prix von Singapur am 2. Oktober (ANZEIGE: Jetzt Tickets kaufen und beim "Nightrace" live dabei sein!). Ferrari-Teamchef Mattia Binotto weiß daher genau: "Wenn man schaut, wie viele Rennen noch zu fahren sind, ist es schon ein riesiger Abstand", wie er in einem Interview mit 'Sky' sagt.

"Beim letzten Mal habe ich gesagt, dass wir uns nur auf uns verlassen können und nicht auf die anderen. Das gilt jetzt noch mehr, nachdem der Abstand weiter zugenommen hat. Für uns ist wichtig, dass wir uns auf jedes Rennen konzentrieren und versuchen, die Probleme zu lösen. [...] Dann müssen wir uns auch für die nächste Saison verbessern."

Ferrari: Droht Gefahr von hinten durch Mercedes?

Während die Rechenspiele im Hinblick auf den Fahrertitel naturgemäß unterhaltsam sind und für die Fans im Vordergrund stehen, muss Ferrari in der Realität die Ziele vermutlich neu adjustieren. In der Konstrukteurswertung beträgt der Vorsprung auf das drittplatzierte Mercedes-Team nur noch 30 Punkte. Und Mercedes befindet sich seit Zandvoort wieder im Aufwind.

"Im Rennen sind sie sehr schnell", weiß Carlos Sainz. "Wenn sie im Quali nah dran sind, sind sie im Rennen meist noch schneller. Und wenn wir im Quali großen Vorsprung haben, holen sie den im Rennen oft auf. Wir müssen unsere Rennpace verbessern, denn im Vergleich zu Red Bull und Mercedes ist das einer unserer Schwachpunkte."

Bei Red Bull kann man indes entspannt auf das letzte Saisondrittel blicken. Helmut Marko geht davon aus, dass Verstappen mit zwei bis drei weiteren Siegen endgültig durch wäre. Teamchef Christian Horner ist da vorsichtiger: "Ich weiß nicht, wie gut Helmut in Mathe ist. Aber solange die WM nicht auch rechnerisch entschieden ist, ist nichts fixiert."


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Zugegeben: "Die Tabelle sieht aus unserer Sicht sehr gesund aus. Aber unsere Herangehensweise ist für jeden der noch ausstehenden Grands Prix gleich methodisch. Das zeigt, dass unser Team sehr konzentriert bleibt. Wenn wir mehr solche Rennen hinlegen wie in Zandvoort, dann erledigt sich das Thema WM letztendlich ganz von selbst."

Red Bull: 2022 keine Angst vor Monza

Der bevorstehende Grand Prix in Monza war in der Vergangenheit ein Angstrennen für Red Bull. Besonders in den Renault-Jahren fehlte es an Motorleistung. Die einzigen Siege, die zu Buche stehen (2011 und 2013), hat Vettel geholt. Aber: "Wenn ich mir anschaue, wie stark wir dieses Jahr auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken waren, freue ich mich auf Monza", sagt Horner.

Das Kräfteverhältnis, erwartet er, werde "von Strecke zu Strecke variieren. In Zandvoort war Mercedes so stark wie in Ungarn. Auf solchen Strecken ist ihr Auto schnell. Ich schätze, sie können auch in Singapur schnell sein. Monza ist aber eine ganz andere Nummer, und Ferrari hat dort Heimvorteil. Dort lastet auf ihnen der Druck, den Max in Zandvoort hatte."

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