• 21.04.2003 12:30

Reaktionen auf Michael Schumachers Sieg

Michael Schumacher erntete für seinen gestrigen Sieg unter schwierigen Umständen in Imola viel Lob und Anerkennung

(Motorsport-Total.com/sid) - Erst als Michael Schumacher Imola längst verlassen hatte, gestattete der Formel-1-Weltmeister einen Einblick in seine Gefühlswelt, nachdem wenige Stunden vor seinem 65. GP-Sieg beim Großen Preis von San Marino seine Mutter Elisabeth (55) in der Kölner Uni-Klinik gestorben war. "Meine Mutter liebte es, auf der Kartbahn zu sein. Sie liebte es, wenn wir in unseren Karts über die alte Strecke in Kerpen düsten, und sie liebte es, uns Rennen fahren zu sehen. Sie hätte gewollt, dass wir dieses Rennen fahren, da bin ich sicher", teilte Schumacher auf seiner Homepage mit.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher feierte in Imola einen seiner größten Siege

Lange lieferten sich Michael und sein Bruder Ralf spektakuläre Zweikämpfe. Der fünfmalige Weltmeister fuhr schließlich scheinbar unbelastet seinen ersten Saisonsieg heraus, "Schumi II" wurde am Ende eines "schrecklichen Tages" (Michael Schumacher) Vierter.

Während Ralf mit seiner Frau Cora schon rund 20 Minuten nach dem Rennen die Strecke verließ, stellte sich Michael Schumacher bei der Siegerehrung den Tifosi, obwohl ihm der Automobil-Weltverband FIA freigestellt hatte, auf die Zeremonie zu verzichten. Zuvor war er lange im Ferrari geblieben, den Helm nahm er erst ab, als er außer Reichweite der Fernsehkameras war.

Mit Tränen in den Augen und versteinerter Miene stand Michael Schumacher dann bei der Siegerehrung auf dem obersten Podest, einen Trauerflor am Arm, den Jubel der Fans bei den Nationalhymnen schien er nicht wirklich wahrzunehmen. Auf die übliche Champagnerdusche wurde verzichtet.

Wie Ralf, der mit einem schwarzen Streifen am Helm gefahren war, hatte auch Michael darum gebeten, keine Interviews geben zu müssen. In der offiziellen Siegerpressekonferenz vertrat ihn sein Teamchef Jean Todt. "Michael hat Großartiges geleistet, weil er ein absoluter Profi ist. Seine Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen", sagte der Franzose.

Michael Schumacher bedankte sich später für die Unterstützung seines Teams in diesen schweren Stunden. "Alle im Team, wirklich alle - der Präsident, die Techniker, die Ingenieure, die Mechaniker und der Koch, einfach alle - haben mir an diesem schrecklichen Tag zu verstehen gegeben, wie sehr sie hinter mir stehen. Das hat gut getan", meinte der 34-Jährige, der schließlich knapp zwei Stunden nach dem Rennen im schwarzen Anzug und begleitet von seiner Frau Corinna in einem blauen Minivan die Strecke verließ.

"Ich möchte Michael Schumacher ehren als Pilot und Mensch. Es tut mir sehr Leid, dass ich selbst nicht in Imola an der Strecke war. Ich bewundere Michael für seine Leistung", erklärte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo aus Maranello.

Im Fahrerlager ernteten die Schumacher-Brüder, die am Samstagnachmittag nach ihren Plätzen eins und zwei in der Qualifikation noch einmal nach Köln zu ihrer Mutter geflogen waren, großen Respekt. "Michael weiß genau, für wen dieser Sieg ist", meinte BMW-Motorsport-Direktor Gerhard Berger, der 1997 wenige Tage nach dem Tod seines Vaters das Rennen in Hockenheim gewann: "Es ist ein irrsinnig trauriges Gefühl, gleichzeitig aber auch ein schönes, wenn man diesen Sieg der Mutter widmet, in meinem Fall war es der Vater. Es ist der Platz, wo dich deine Eltern am liebsten gesehen haben", sagte Berger.

"Das war sicher das schwierigste Rennen für beide Brüder. Sie tun mir sehr, sehr leid", meinte Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der mit den Kerpenern gut befreundet ist: "Unter diesen Umständen keinen Fehler zu machen und dieses Rennen als Sieger zu beenden, ist eine grandiose Leistung. Sie haben gezeigt, dass sie ganz große Kerle sind."

Elisabeth Schumacher hatte bereits seit mehr als einer Woche nach einer Notoperation auf der Intensivstation im künstlichen Koma gelegen. Schon die Tage vor dem Rennen hatten ihre beiden Söhne an ihrem Bett verbracht, doch erst in Imola wurde öffentlich bekannt, wie schlecht es um ihren Gesundheitszustand bestellt war. Nur eine Lebertransplantation hätte ihr noch helfen können. Den Wettlauf gegen die Zeit verlor sie aber.

Dass sich Michael Schumacher durch seinen fünften Sieg in Imola nach 1994, 1999, 2000 und 2002 in der WM-Wertung als neuer Dritter (18 Punkte) hinter den McLaren-Mercedes-Piloten Kimi Räikkönen (Finnland/32), der in Imola dank einer cleveren Strategie mit einem Stopp weniger Zweiter wurde, und David Coulthard (Schottland/19) zurückmeldete, war an diesem Tag Nebensache. Die Konkurrenten hatten den Champion im Gegensatz zu den italienischen Medien ohnehin nie abgeschrieben. "Für mich war Michael immer die Nummer eins. Wer geglaubt hatte, er würde nicht mit um die WM kämpfen, hat keine Ahnung von dem Geschäft", sagte Gerhard Berger.

Auch für Norbert Haug ist Ferrari "von heute an der absolute Favorit". Während die "Roten" schon beim nächsten Rennen am 4. Mai in Barcelona ihren neuen F2003-GA einsetzen wollen, lässt der neue Silberpfeil noch sechs bis acht Wochen auf sich warten. "Wir brauchen schon noch drei bis sechs Rennen, bis wir das neue Auto einsetzen", sagte Haug dem Sport-Informations-Dienst (sid): "Aber wenn wir die nächsten Rennen gut überstehen und dann wirklich mit dem neuen Auto nachlegen, geht immer noch was."