• 04.04.2008 17:34

  • von Dieter Rencken

Ratloser Alonso: "Sind einfach zu langsam"

Fernando Alonso im Interview über den ernüchternden Trainingsauftakt in Bahrain, die Sehnsucht nach einem Siegerauto und die Kollision mit Adrian Sutil

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, es scheint, dass hier in Bahrain einige Probleme damit haben, die Hinterreifen zum Arbeiten zu bekommen, speziell auf der weicheren Gummimischung. Wie geht es dir damit?"
Alonso: "Für uns ist das kein Problem. Die beiden Reifen weichen nicht so stark voneinander ab, und mit der weichen Mischung haben wir keine Schwierigkeiten. Unsere Baustellen sind ganz anderer Natur im Moment. Wir sind nicht konkurrenzfähig und wir müssen über Nacht alles umkrempeln, denn heute sind wir nicht glücklich."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso wirkt nicht so, als würde er bei Renault Freude am Fahren haben

Frage: "Was ist euer großes Problem hier?"
Alonso: "Wir sind einfach zu langsam. Herauszufinden, wo wir die ganze Zeit verlieren, ist nicht so einfach. Wir glauben, dass Bremsstabilität und Traktion heute unsere größten Schwierigkeiten waren. Hier in Bahrain machen dir diese beiden Faktoren die Rundenzeit total kaputt, das ist klar."#w1#

Alonso in Bahrain ratlos

"Ganz egal, was wir auch tun, es bringt nichts." Fernando Alonso

Frage: "Hat das mit dem Setup zu tun oder ist das eine eingebaute Schwäche des Autos?"
Alonso: "Wir haben einiges umgestellt, um Verbesserungen zu erreichen, aber ganz egal, was wir auch tun, es bringt nichts. Unser Auto passt einfach nicht zu dieser Strecke."

Frage: "Die Streckencharakteristik hier ist sehr ähnlich wie die in Melbourne..."
Alonso: "Genau gleich. Auch unsere Probleme."

Frage: "Wie sandig ist die Strecke?"
Alonso: "Gar nicht so schlimm. Heute Morgen haben wir am Anfang ein bisschen zugewartet, damit die anderen die Strecke sauber fahren, aber als wir dann raus sind, war der Grip gar nicht so schlecht. Vor uns sind ja schon einige Rahmenserien gefahren und die Strecke wurde in der Nacht auch noch gereinigt - da haben sie einen guten Job gemacht. Die Strecke war heute in gutem Zustand."

Frage: "Was war da eigentlich zwischen dir und Adrian Sutil am Ende der Session los?"
Alonso: "Nichts. Ich habe zu nahe hinter ihm gebremst und hatte keinen Anpressdruck, dadurch blockierten meine Räder. Mir wäre das Auto beinahe ausgebrochen. Das konnte ich zwar gerade noch abfangen, aber es war zu spät, um die Kollision noch zu verhindern. Ich war einfach zu schnell."

Frage: "Du wünschst dir für 2009 wieder ein Siegerauto. Kannst du dir vorstellen, dass das bei Renault möglich ist?"
Alonso: "Ja, warum nicht? Wir haben gerade mal zwei Grands Prix hinter uns. Da darf man keine voreiligen Schlüsse ziehen. Alle werden sich während der Saison verbessern, aber wir haben enormes Steigerungspotenzial, denn wir wissen, dass es einige Bereiche gibt, in denen wir sehr schwach sind. Die können wir verbessern. Danach schauen wir weiter. Williams war am Ende des Vorjahres auch nicht weit vorne, aber jetzt ist Rosberg immer im Spitzenfeld. Das muss unser Ziel für diese Saison sein: Wir wollen immer in einer guten Position sein, nahe am Podium dran."

Frage: "Könnte Williams mit einem Siegerauto ein interessantes Team für dich sein?"
Alonso: "Leute, es ist erst der dritte Grand Prix! Ich muss näher an die Topfahrer und an das Podium herankommen, wenn ich mir wieder ein Siegerauto verdienen will."

Andere Art des Rennfahrens

"Es ist eine neue Herausforderung, die ich sehr genieße." Fernando Alonso

Frage: "Wie anders ist es, im Mittelfeld zu fahren und nicht mehr an der Spitze?"
Alonso: "Es ist kein großer Unterschied. Die Herausforderung ist sogar größer, denn ich stecke immer mitten in einer Gruppe. Im Vorjahr sind wir oft 20 schnelle Runden gefahren, aber dann haben wir die Drehzahl runtergenommen und wir ließen es ruhiger angehen, um ins Ziel zu kommen. Das ist jetzt nicht mehr drin. Jetzt pushe ich auch in der letzten Runde noch, denn wenn etwas passiert, kann das einen Punkt mehr bedeuten. Es ist eine neue Herausforderung, die ich sehr genieße."

Frage: "Macht dich das zu einem besseren Rennfahrer?"
Alonso: "Vielleicht. Dieses Jahr geht es vor allem darum, das Maximum herauszuholen und immer einen guten Job zu machen. Vielleicht ist das Resultat am Ende nicht spektakulär, aber so ist es nun einmal."

Frage: "Tut es weh, nicht mehr im Rampenlicht zu stehen?"
Alonso: "Nein, nicht wirklich. Ich hatte in der Vergangenheit Glück, denn meine Teams waren immer konkurrenzfähig. Dieses Jahr muss ich mich eben hinten anstellen, aber ich habe ja gewusst, worauf ich mich da einlasse."

Frage: "Du hast gesagt, dass man den Rückstand von 2007 nicht in einem Winter aufholen kann. Andererseits hat Renault den Vorsprung von 2006 auch in einem Winter verloren..."
Alonso: "Ich habe keine Erklärung dafür, denn ich war ja im Vorjahr nicht im Team. Sie haben aber oft gesagt, dass sie im Vorjahr unter der Reifenumstellung gelitten haben. Die Bridgestone-Reifen funktionieren ganz anders als früher die Michelins. Die Reifen wirken sich auch auf die Aerodynamik des Autos aus, was eine andere Philosophie notwendig macht. Das war ein Problem, aber ich glaube, dass wir das Reifenthema immer besser in den Griff bekommen."