Randsteine, Kiesbetten, Pay-Driver: Diskussion über Sicherheit

Nach einem schweren Unfall in der GP3 kritisieren einige Piloten wieder einmal die hohen Randsteine - Auch Kiesbetten und Pay-Driver sorgen für Diskussionen

(Motorsport-Total.com) - Das Rennwochenende in Spa heizt wieder einmal Diskussionen über die Sicherheit in der Formel 1 an. Unter anderem sind es einmal mehr die hohen Randsteine, die vielen Fahrern ein Dorn im Auge sind. Gleichzeitig ärgern sich einige Piloten aber auch über die großen Auslaufzonen und die ihrer Meinung nach übertriebene Vorsicht. Sie wollen, dass die Fahrer für Fehler wieder bestraft werden.

Titel-Bild zur News: Kevin Magnussen

Seltener Anblick: Kiesbetten sind in der Formel 1 mittlerweile eine aussterbende Art Zoom

"Motorsport hat sich diesbezüglich geändert. Für mich als Rookie ist das nicht schlecht", erklärt beispielsweise Andre Lotterer und ergänzt: "Allgemein, wenn man eingeschossen ist und alles durchlebt hat in der Karriere, finde ich, dass richtige Tracklimits gut wären. Vielleicht erst einmal fünf oder zehn Meter Kiesbett, sodass man wirklich bestraft wird. Dann kann man Asphalt machen, damit eine gewisse Sicherheit vorhanden ist."

"Früher musste man immer auf Kiesbetten aufpassen. Damals konnte Talent besser erkannt werden", findet der Caterham-Pilot. Auch im Qualifying in Spa hat man wieder gesehen, dass viele Piloten in manchen Kurven ein deutlich höheres Risiko eingehen als früher, da sie schlimmstenfalls in der Auslaufzone landen. So war selbst Mercedes-Pilot Lewis Hamilton mehrfach neben der Strecke gewesen. Hätte es an den entsprechenden Stellen ein Kiesbett gegeben, wäre sein Qualifying wohl vorzeitig beendet gewesen.

Streitpunkt Auslaufzonen

"Ich hatte auch ein paar Verbremser. Vor allem in die letzte Kurve hinein, dort war es extrem knifflig", gibt Nico Hülkenberg zu und ergänzt: "Es ist wie es ist. Das ist doch kein Problem. Trotzdem war es ein gutes Qualifying, morgen wir es ein schönes Rennen. Okay, früher wärst du in der Bus-Stop-Schikane steckengeblieben, aber an anderen Stellen ist hier doch noch viel Kies. Alles gut."

Trotzdem sorgen die asphaltierten Auslaufzonen in dieser Saison immer wieder für Ärger. In Spielberg wurden den Fahrern im Qualifying gleich reihenweise Zeiten gestrichen, da sie sich nach Ansicht der Rennleitung durch die Benutzung einer Auslaufzone einen Vorteil verschafft hatten. In Silverstone beschwerten sich dann Sebastian Vettel und Fernando Alonso im Rennen per Funk mehrfach darüber, dass der jeweils andere die Strecke verlassen habe.

Fernando Alonso, Sebastian Vettel

Sebastian Vettel und Fernando Alonso gingen bei ihrem Silverstone-Duell ans Limit Zoom

Besonders wegen dieser Vorfälle fordern viele Experten wie Marc Surer schon lange, die Auslaufzonen wieder durch Kiesbetten zu ersetzen. Dann müsste die Rennleitung in solchen Fällen nicht mehr eingreifen, da die Fahrer sich bereits selbst bestrafen würden. "Die Problematik sieht man auch in anderen Serien - zum Beispiel im GT-Bereich", berichtet Lotterer.

"Dort gibt es viele Gentleman-Driver, die gern Rennfahrer werden. Die verbremsen sich, gehen durch den Auslauf und kommen wieder zurück. Das hätte die vor 20 Jahren einen Haufen Geld gekostet. Dann hätte sich so jemand gedacht, dass es nichts für ihn ist, er hätte aufgehört. Heutzutage können auf diesem Wege nun mehr Leute einfach Rennen fahren."


Großer Preis von Belgien

Diese Gentleman-Driver, in der Formel 1 Pay-Driver genannt, stellen für Lotterer ein großes Risiko da, weil sie "mit der Technik und der Geschwindigkeit nicht umgehen" können. Der Caterham-Pilot erklärt: "Dann passieren aber auch größere Unfälle. Das hat man bei den 24 Stunden von Spa gesehen." Dort war es in der Anfangsphase gleich zu mehreren schweren Unfällen gekommen.

Randstein verursacht schweren GP3-Unfall

Einen heftigen Abflug hatte an diesem Wochenende auch GP3-Pilot Konstantin Tereschtschenko. Der Debütant wurde nach einem Dreher von einem Randstein in der Bus-Stop-Schikane ausgehoben und mehrere Meter in die Luft geschleudert, bevor sein Auto auf der Seite wieder aufsetzte, sich überschlug, in die Reifenstapel krachte und anschließend in Flammen aufging.

Tereschtschenko konnte nach dem Unfall zwar ohne fremde Hilfe aus dem Wrack aussteigen, allerdings hat sein Abflug wieder einmal die Diskussion über den Sinn oder Unsinn der hohen Randsteine entfacht. "Da hat jemand Bonusmeilen gesammelt", sagt Lotterer leicht süffisant, wird dann allerdings wieder ernst und ergänzt: "Ich verstehe diese Randsteine nicht, das ist doch eine Schanze. Man hat es doch gesehen."

"Der ist über diesen Randstein drübergeflogen, es ist eine schöne Schanze", erklärt auch Hülkenberg und fügt hinzu: "Wir haben immer schon darüber gesprochen, dass eine solche Gefahr besteht. Wir Fahrer haben nur darauf gewartet, dass so etwas mal passiert. Das ist genau das Beispiel. In Monza gab es mal genau das gleiche mit Vergne damals."

Und auch in dieser Saison sorgten die Randsteine bereits für Ärger. So wurde beispielsweise in Bahrain ein Randstein nach einer Beschwerde der Piloten noch vor dem Rennen entfernt. Eine Maßnahme, an die "Hülk" in Spa nicht glaubt: "Ich glaube, da gibt es Verbesserungspotenzial. Aber das wird nicht bis morgen passieren."

"Der ist über diesen Randstein geflogen, es ist eine schöne Schanze." Nico Hülkenberg

Eingesetzt werden diese Randsteine, damit die Piloten an den entsprechenden Stellen nicht abkürzen können. In der Praxis dienen sie allerdings nicht der Sicherheit, sondern bewirken eher das Gegenteil. "Es ist gut, dass die FIA die Sicherheit immer weiter verbessern möchte. Es ist aber kein leichter Job, die jeweils folgende Problematik vorherzusehen", erklärt Lotterer. Und so wird es wohl auch in Zukunft weiterhin viele Streitpunkte geben.