• 12.05.2004 09:51

Rampf: "Wir richten uns derzeit auch auf McLaren aus"

Saubers Technischer Direktor über die zwei Barcelona-Punkte und wie man sich im Verlauf der Saison weiter verbessern möchte

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie werten sie den siebten Platz von Barcelona mit drei Tagen Distanz?"
Willy Rampf: "Diese Klassierung gibt uns allen eine große Genugtuung, denn es ist sehr schwierig geworden, WM-Punkte zu holen. Zum einen hat es sieben Werksteams, die alle enorme Anstrengungen unternehmen, weil sie Rennen gewinnen müssen, zum anderen hat die Zuverlässigkeit der Top-Teams stark zugenommen. Es fallen kaum noch Autos aus. Jeder Punkt ist deshalb Gold wert."

Titel-Bild zur News: Willy Rampf

Willy Rampf ist vom Einstand Giancarlo Fisichellas begeistert

Frage: "Was war für sie denn am Positivsten?"
Rampf: "Ich möchte da nicht einen einzelnen Punkt herausheben. Einerseits haben wir mit dem Auto von der Performance her bereits in Imola einen großen Schritt nach vorne gemacht, anderseits hat in Barcelona auch unsere Zwei-Stopp-Strategie perfekt funktioniert. Dabei hat auch die Konstanz der Bridgestone-Reifen mitgeholfen. Zudem haben beide Piloten einen tollen Job gemacht. Beide fuhren angriffslustig und regelmässig zugleich."#w1#

Jaguar und Toyota bleiben die Hauptgegner von Sauber

Frage: "Sauber hat jetzt drei Punkte auf dem Konto, hinten lauern Toyota und Jaguar, aber vorne scheint auch McLaren-Mercedes in Reichweite. Ist ihr Ziel die Sicherung des sechsten Ranges, oder greifen sie nun sogar McLaren an?"
Rampf: "Als unsere direkten Gegner für diese Saison betrachten wir nach wie vor Jaguar und Toyota - daran hat sich nichts geändert. Aber im Sport muss man sich immer nach vorne orientieren, deshalb richten wir uns derzeit auch auf McLaren aus. Allerdings gehe ich schon davon aus, dass sich im Laufe der Saison das Plus an Budget, Manpower und technischen Ressourcen von McLaren-Mercedes auswirken wird."

Große Fortschritte im Aerodynamik-Bereich

Frage: "Barcelona war ja bisher alles andere als eine Sauber-Lieblingsstrecke. Woher kommt die deutliche Leistungssteigerung?"
Rampf: "Da gibt es einige Faktoren. Das Zusammenspiel zwischen unseren beiden neuen Piloten und den Ingenieuren immer effizienter. Aber auch Bridgestone hat erhebliche Anstrengungen unternommen. Den mit Abstand größten Schritt haben wir jedoch im Bereich der Aerodynamik erzielt. Wir konnten vor dem Rennen in Imola den Abtrieb und die aerodynamische Effizienz deutlich verbessern, und haben auch für Barcelona nochmals einen kleinen Schritt gemacht."

Der neue Windkanal zeigt erste Erfolge

Frage: "Sind das bereits die ersten Früchte aus dem neuen Windkanal?"
Rampf: "Das ist in der Tat so. Mit jeder Woche, die wir im neuen Kanal arbeiten, gewinnen wir neue Erkenntnisse. Von der Dimension und der Geschwindigkeit her betraten wir ja Neuland, sodass Erfahrungswerte fehlten. Dieser Windkanal ist ein sehr komplexes Arbeitsgerät, deshalb braucht es Zeit, um ihn perfekt nutzen zu können. Vor allem zeigt es sich auch, wie wichtig es ist, dass wir das 1:1-Auto messen können. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt bei uns aber auch die CFD-Entwicklung, die mit der Arbeit im Windkanal Hand in Hand geht."

Frage: "Kann man also von Sauber schon bald einen Angriff auf die Spitze erwarten?"
Rampf: "Nein, davon sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Und vor allem darf man jetzt nicht den Fehler machen zu glauben, die Fortschritte im Windkanal kämen über Nacht. Das braucht alles seine Zeit, aber ich bin absolut überzeugt, dass wir in der Lage sind, uns mittelfristig zu verbessern."

Rampf erwartet weitere "spürbare" Verbesserungen

Frage: "Was heißt das konkret?"
Rampf: "Das heißt, dass wir dieses Jahr sicher noch spürbare Verbesserungen machen können, dass aber die Auswirkungen des Windkanals erst beim C24 richtig zum Tragen kommen werden."

Frage: "Wo liegt denn kurzfristig das größte Verbesserungspotenzial für den C23?"
Rampf: "Unsere größte Schwäche ist ganz klar das Qualifying. Es ist für uns schwierig, eine sehr schnelle Runde zu fahren. Die Beständigkeit der Bridgestone-Reifen war in Barcelona im Rennen sehr gut, aber bei der ersten schnellen Runde, die für die Startaufstellung so wichtig ist, tun wir uns im Vergleich zu den Michelin-Teams schwer. Deshalb haben wir uns in Barcelona ja letztlich auch für ein konservatives Qualifying mit viel Benzin an Bord und eine Zweistopp-Strategie entschieden."

Sauber auf der Suche nach mehr Qualifying-Speed

Frage: "Wie kann man denn dieses Problem lösen?"
Rampf: "Bridgestone kennt unsere Anforderungen und arbeitet daran. Unser Reifenpartner hat insbesondere im Bereich der Konstanz sowie der Unempfindlichkeit auf hohe Asphalttemperaturen große Fortschritte gemacht. Jetzt arbeitet man auch daran, die Reifenperformance auf einer schnellen Runde weiter zu verbessern."

Frage: "Wie sind sie denn aus technischer Sicht mit Ihren zwei Piloten zufrieden?"
Rampf: "Giancarlo bringt genau das, was wir von ihm erwartet hatten. Er ist seit 1996 in der Formel 1 und hat natürlich jede Menge Erfahrung. Das hat er gerade auch am vergangenen Wochenende gezeigt. Felipe hat von dem Jahr als Testpilot bei Ferrari enorm profitiert. Seit er 2002 für uns fuhr, hat er sich im Bereich der Technik erheblich gesteigert. Sein Feedback ist sehr detailliert, und er macht auch selber Vorschläge, was man am Auto verbessern könnte. Zudem ist er im Rennen deutlich konstanter geworden. Schnell war er ja schon immer."