• 22.10.2010 14:58

Ralf Schumacher: "Wer soll Red Bull schlagen?"

Wen die Experten im WM-Kampf vorne sehen, wer der "Weltmeister der Herzen" wäre und wie Christian Horner das interne Stallduell managt

(Motorsport-Total.com/SID) - Für die Kollegen wäre WM-Spitzenreiter Mark Webber der "Weltmeister der Herzen", ein ehemaliger Champion bezeichnet Sebastian Vettel dagegen als "verhätschelt" und "verdorben": Bei den Weltmeister-Tipps aktueller und vergangener Formel-1-Größen schneidet die deutsche Titelhoffnung meist schlecht ab. Lediglich seine deutschen Kollegen und sein ehemaliger Teamchef Gerhard Berger glauben vor dem Rennen in Südkorea, dass der Red-Bull-Pilot in den letzten drei Läufen die 14 Punkte Rückstand auf seinen Teamkollegen Webber aufholen und sich zum jüngsten Weltmeister der Geschichte krönen kann. Auch dem punktgleich mit dem Deutschen auf Rang zwei liegenden Fernando Alonso werden große Chancen eingeräumt.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher tippt auf seinen Landsmann Sebastian Vettel

Besonders hart klingt das Urteil von Rubens Barrichello. Der erfahrenste Pilot im aktuellen Feld behauptet, dass nahezu alle seine Kollegen Webber und nicht Vettel die Daumen drücken: "Nach dem, was passiert ist, ist Mark zu einer Art Wunsch-Weltmeister geworden", sagt der Brasilianer. "Auch ich sympathisiere mit ihm. Seit er in Silverstone seine Meinung gesagt und seine Position im Team gestärkt hat, denken wahrscheinlich viele so." Damals hatte Webber den Aufstand geprobt, nachdem er Vettel im Qualifying seinen neuen Frontflügel hatte abtreten müssen. "Nicht schlecht für eine Nummer zwei", hatte der Australier nach seinem Sieg über den Boxenfunk gerufen.

Harte Worte von Villeneuve

Der frühere Weltmeister Jacques Villeneuve fällt gar ein vernichtendes Urteil über den angeblich verwöhnten Vettel: Dieser sei "verhätschelt" und "manchmal recht ungestüm, doch wenn ihn das Team nicht auf seine Fehler hinweist, wird er nichts lernen. Red Bull ist schuld daran, ihn verdorben zu haben." Der heutige Webber-Manager Flavio Briatore kritisiert die "vielen Fehler", die der 23-Jährige in dieser Saison gemacht hat. Der Ex-Renault-Teamchef spricht sich dafür aus, dass Red Bull Webber vor dem Saisonfinale "zur klaren Nummer eins erklärt".

Hoch im Kurs steht Vettel dagegen bei den meisten deutschen Vertretern: "Es ist noch nichts verloren", sagt beispielsweise Rekord-Weltmeister Michael Schumacher aufmunternd. Für dessen Bruder Ralf, als Experte für den TV-Sender 'RTL' in Südkorea, ist Vettel gar der Favorit: "Ich sehe nicht, wer Red Bull schlagen soll, und wenn Sebastian konstant fährt und keine Fehler macht, hat er die besten Chancen."

¿pbvin|512|3206||0|1pb¿Nick Heidfeld zeigt sich beeindruckt von Vettels überzeugendem Sieg in Japan: "Vor dem Rennen habe ich noch auf Webber getippt, aber wenn ich mir Vettels Pace anschaue, wird es noch einmal richtig eng." In den Augen von Nico Rosberg wird der Titelkampf zwischen Webber, Vettel und Alonso entschieden. Die beiden McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton hat er nicht mehr auf der Rechnung.

Kubica sieht keine Chance für Vettel

Auch für Ex-Pilot Berger, unter dessen Führung Vettel 2008 bei Toro Rosso sensationell den ersten Sieg einfuhr, ist der Heppenheimer "fast der Favorit. Er hat das beste Auto und fährt schneller als Webber", findet der Österreicher. Der deutsche Red-Bull-Pilot habe gar "das Zeug zum Mehrfach-Weltmeister". In den Augen von Renault-Pilot Robert Kubica ist Vettel dagegen chancenlos: "Webber oder Alonso werden Weltmeister. Mein Gefühl sagt mir, dass es sich nur noch zwischen den beiden entscheidet."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Südkorea, Freitag


Bei Red Bull ist man schon froh, dass der Stallkrieg unter Kontrolle scheint: "Wir haben das Glück, dass unsere Jungs ziemlich rational sind", findet Teamchef Christian Horner. "Aus Teamsicht geben wir unser Bestes, um beide Fahrer dabei zu unterstützen, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, aber letzten Endes ist beiden klar, dass sie auf das Team angewiesen sind und dass sie sich auch gegenseitig einander verlassen können müssen."

"Es wäre dumm, Fernando im Ferrari und die McLaren-Fahrer zu unterschätzen", fährt er fort. "In den anderen Teams gibt es tonangebende Fahrer, daher ist es für uns wichtig, mit beiden Fahrern vor der Konkurrenz zu sein. Die Punkte sind dieses Jahr mit den höheren Zahlen irreführend. Die Abstände sind viel kleiner, als sie derzeit aussehen, und es werden noch faszinierende drei Rennen."