• 02.06.2006 15:12

Ralf Schumacher: "Sprechen über ein paar Zehntel"

Ralf Schumacher über die Weltpremiere des Toyota TF106B in Monaco, der um "ein paar Zehntel" schneller sein soll als das Vorgängermodell

(Motorsport-Total.com) - Toyota-Pilot Ralf Schumacher konnte beim Grand Prix von Monaco einen wertvollen WM-Punkt für das japanische Formel-1-Team mit Sitz in Köln sammeln. Im Interview analysiert der 30-Jährige das siebte Rennen des Jahres, bei dem erstmals der neue TF106B zum Einsatz kam, und erklärt die Besonderheiten des Stadtkurses von Monte Carlo.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher holte in Monaco einen WM-Punkt für das Toyota-Team

Frage: "Ralf, war Monaco viel Arbeit für den achten Platz und einen Punkt?"
Ralf Schumacher: "Das ist in Monaco immer so. Es ist ein ziemlich hartes Rennen, physisch wie auch mental, weil es mit den niedrigeren Durchschnittsrundenzeiten das längste Rennen hinsichtlich der Dauer ist. Wir sind logischerweise alle fit. Aber du musst die Konzentration aufrechterhalten. Auf den meisten Strecken hast du Grünflächen oder Auslaufzonen am Kurvenausgang. Wenn du in Monaco einen einzigen Fehler machst, dann fängt dich eine Wand oder eine Absperrung auf. Man bekommt keine zweite Chance."#w1#

Frage: "Hat man deshalb eine andere Einstellung?"
Schumacher: "Nun ja, du musst einfach die Grenzen, die dir auferlegt werden, wie zum Beispiel durch den Faktor der Balance des Autos, besser akzeptieren. Eine andere Sache ist, dass sich die Fahrbahnoberfläche zwischen dem ersten Rausfahren am Donnerstag und dem Rennen stark verändert. Das gilt natürlich überall, aber nicht so sehr wie in Monaco, wo sich die Rundenzeiten um fünf Sekunden unterscheiden können. In Monte Carlo sind die Zeiten von Donnerstag wahrscheinlich weniger relevant als an den meisten anderen ersten Trainingstagen während der Saison. Das Hauptziel ist es, selbst einen Rhythmus zu finden und einen Schaden am Auto zu vermeiden."

Einsatz des neuen TF106B

"Das Auto hat kein komplett neues Aerodynamikpaket." Ralf Schumacher

Frage: "War Monaco demnach ein schwieriger Ort für das Debüt des neuen TF106B?"
Schumacher: "Nein. Wir wussten bevor wir nach Monaco kamen, dass der neue Wagen ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist und nicht ein großer. Wir sprechen ungefähr über ein paar Zehntel, weil die Veränderungen mechanischer Art sind - aus Gründen der Steifigkeit und so weiter. Das Auto hat kein komplett neues Aerodynamikpaket."

Frage: "Wie fühlte es sich an?"
Schumacher: "Wir hatten schwierige Trainingssitzungen am Donnerstag, und es war schwierig, Grip zu finden. Die Strecke schien länger als normalerweise zu brauchen, um Haftung zu bekommen, und wir arbeiteten noch am Samstag im Freien Training an der Balance des Autos."

Frage: "Warum waren die Toyotas im Freien Training am Samstag so weit im Rückstand?"
Schumacher: "Wie ich schon sagte, hatten wir immer noch einige Balanceprobleme und etwas Reifenkörnen. Deshalb waren wir darauf konzentriert, die richtigen Reifen für das Rennen zu finden. Dafür behielten wir die Rennabstimmung bei und zogen vor dem Qualifying keine neuen Reifen auf, wodurch wir am Samstagmorgen teilweise schwach aussahen. Aber wir waren immer zuversichtlich, dass unsere Zeiten im Qualifying konkurrenzfähiger und repräsentativer werden würden. Das war ja auch der Fall."

Zufrieden mit dem Qualifyingergebnis

"Im Qualifying fühlte sich das Auto im Vergleich zum kompletten Wochenende am besten an." Ralf Schumacher

Frage: "Machte es das schwierig, neue Reifen aufzuziehen und im Qualifying anzugreifen?"
Schumacher: "Erfahrung hilft in dieser Situation. Du musst dich daran gewöhnen, aber du hast ja ohnehin zwei Chancen. Also ist es besser, diese Reifen im Qualifying statt im Freien Training zu nutzen. Im Qualifying fühlte sich das Auto im Vergleich zum kompletten Wochenende am besten an, und obwohl ich es nicht bis in die finale Sitzung geschafft habe, konnte ich eine Zeit herausfahren, mit der ich zufrieden sein kann. Auch wenn wir nicht so stark waren wie in den vorherigen beiden Rennen."

Frage: "War das Qualifying frei von Verkehr oder problematisch, wie es manche vorhergesagt hatten?"
Schumacher: "Ich hatte Glück mit dem Verkehr. Ein Lob an die Ingenieure, dass sie das Timing gut hinbekommen haben. Aber da die Balance in Monaco über das ganze Wochenende nicht hundertprozentig war, musste ich vorsichtig sein. Du brauchst vollstes Vertrauen, um wirklich Tempo zu haben, und deshalb kannst du nicht viel tun, wenn du durch das Auto zu einem bestimmten Limit gezwungen wirst. Wenn du darüber hinauskommst, findest du dich in der Absperrung wieder. Und das macht keinen Sinn."

Rennstrategie ging nicht ganz auf

"Unglücklicherweise hat das nicht geklappt, weil Heidfeld früher stoppte, als wir erwarteten." Ralf Schumacher

Frage: "Hast du als Schnellster außerhalb der Top 10 für einen langen ersten Stint aufgetankt?"
Schumacher: "Das war der Plan, aber schlussendlich habe ich vor dem geplanten Zeitpunkt einen Boxenstopp eingelegt. Mein Teamkollege stoppte in Runde 45 und ich hatte ähnlich viel Sprit, aber ich kam in Runde 39 rein, da ich im ersten Teil des Rennens hinter Nick Heidfeld feststeckte und wir versuchten, eine Position zu gewinnen. Unglücklicherweise hat das nicht geklappt, weil er früher stoppte, als wir erwarteten."

Frage: "Du hattest dich vor Heidfeld qualifiziert. Hattest du Probleme beim Start?"
Schumacher: "Ja. Wir untersuchen das, weil mein Teamkollege auch Positionen verloren hat. Ich verlor gegen Christian Klien und Heidfeld, die sich beide hinter mir qualifiziert hatten. Und wie jeder weiß, bleibt man in Monaco - wenn du hinter jemandem bist - so lange dort, bis sie einen Fehler machen. Ich hatte einen neuen Reifensatz für den Start übrig und deshalb gehofft, eine Position gutzumachen. Positiv gesehen war es eine Verbesserung im Vergleich zum vergangenen Jahr, als ich als Letzter startete.

Frage: "Wie siehst du die Dinge, wenn du nach vorne schaust?"
Schumacher: "Wir haben einen Test in Barcelona vor dem Grand Prix von Großbritannien in Silverstone, und beide Strecken sind Monte Carlo nicht ähnlich. Wir werden dort hoffentlich Daten sammeln und den TF106B auf Hochgeschwindigkeitsstrecken weiterentwickeln können, die den mechanischen Verbesserungen, die wir am Auto vorgenommen haben, mehr entgegenkommen. Dann ist es noch eine Frage dessen, wie wir auf den Verbesserungen aufbauen und das Auto im Laufe der Saison weiterentwickeln. Es war ein schwieriger Start für das ganze Team, aber jeder arbeitet hart, um Fortschritte zu erzielen und das Gesamtpaket zu verbessern."