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  • 29.07.2001 16:42

  • von Fabian Hust

Ralf Schumacher siegt bei turbulentem Deutschland-GP

Unfälle, Überholmanöver und zahlreiche Ausfälle - Ralf Schumacher beendete einen turbulenten Grand Prix als Sieger

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Horrorunfall begann der Große Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring. Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher war bereits wie im Vorjahr vor der ersten Kurve in einen Unfall verwickelt. Dieses Mal konnte der Ferrari-Pilot nach dem Start plötzlich wegen Problemen im Getriebebereich nicht mehr beschleunigen, Prost-Pilot Luciano Burti krachte auf den langsam fahrenden Ferrari-Piloten mit voller Wucht auf, stieg in die Luft und schlug zwischen den beiden Arrows-Piloten Enrique Bernoldi und Jos Verstappen nach einer Drehung in der Luft kopfüber hart auf den Asphalt auf. Bernoldi konnte mit einer spektakulären Vollbremsung gerade noch verhindern, dass der in der Luft stehende Prost auf sein Auto herunterfällt, was ernsthafte Folgen gehabt haben könnte.

Titel-Bild zur News: Luciano Burti

Böser Schreckmoment: Luciano Burti steigt über Michael Schumacher auf

Luciano Burti und Michael Schumacher schlitterten mit ihren beschädigten Autos von der Strecke, Burti hatte das große Glück, dass der Überrollbügel den harten Aufprall aushielt und er so keine Kopfverletzungen erlitt. Das linke Vorderrad von Burtis Prost landete knapp am Cockpitrand von Bernoldis Arrows - auch hier half nur Glück vor einem übleren Ausgang des Unfalls. Nach ein paar Metern hinter dem Safety Car entschied sich die Rennleitung, das Rennen abzubrechen, weil viel zu viele Trümmerteile auf der Start- und Zielgeraden lagen.

Dass dieser spektakuläre Unfall für alle Beteiligten ohne Folgen blieb, ist in erster Linie den sehr sicheren Autos zu verdanken, doch auf Grund der offenen Cockpits und der wieder einmal umherfliegenden Reifen war auch eine große Portion Glück im Spiel. Profitieren von dieser Entscheidung taten nicht nur Michael Schumacher und Luciano Burti, die mit ihren Ersatzautos um 14:26 Uhr wieder auf die Einführungsrunde fahren konnten, sondern auch die beiden European-Minardi-Piloten, die wegen technischer Probleme ihre Autos an die Box zurückrollen lassen mussten und das Rennen zuvor aus der Boxengasse aufgenommen hatten.

Der zweite Start verlief ohne Zwischenfälle, doch schon in der ersten Schikane kam es in der zweiten Runde zum zweiten Zwischenfall, als Jaguar-Pilot Pedro de la Rosa sich brutal verbremste und Nick Heidfeld im Sauber mit voller Wucht abschoss - für den Deutschen, der vom tollen siebten Startplatz in das Rennen gegangen war, war ein aussichtsreiches Rennen damit schon vorzeitig gelaufen. Vorne zogen die beiden BMW-Williams von Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher dem Feld Runde um Runde davon.

Rubens Barrichello setzte Ferrari auf eine Zwei-Stopp-Strategie und der Brasilianer lieferte sich beinharte Duelle mit den McLaren-Mercedes-Piloten, darunter vor allem David Coulthard, den der Brasilianer sensationell Eingangs des Motodroms auf der Kurvenaußenseite überholte. Anschließend ließ Michael Schumacher seinen Teamkollegen passieren, da beide auf unterschiedlichen Strategien unterwegs waren.

In Runde 14 war das Rennen für Saisonpechvogel Mika Häkkinen auf Platz 5 liegend gelaufen, der mit einem technischen Problem ausschied, nachdem Kühlwasser aus dem Seitenkasten auslief. 20 Runden vor Schluss war es Juan-Pablo Montoya, der Pech hatte und zwar gleich doppelt. Zuerst klemmte in Führung liegend an der Box der Füllstutzen der Tankanlage, was den Kolumbianer weit zurückwarf, dann verrauchte der BMW-Motor. Für den Formel-1-Neuling war dies bitter, denn er war heute eindeutig stärker als Teamkollege und Sieger Ralf Schumacher und hätte sein erstes Rennen gewinnen können.

Für Michael Schumacher bleibt Hockenheim nach dem Ausfall im vergangenen Jahr in der ersten Kurve, dem Startunfall in diesem Jahr weiterhin kein gutes Pflaster. 22 Runden vor Schluss musste der dreifache Formel-1-Weltmeister sein Auto mit technischen Problemen abstellen. Doch der Pechvogel konnte schon wenige Minuten später wieder ein Strahlen aufsetzen, denn WM-Widersacher David Coulthard rollte 18 Runden vor Schluss auf einem Podiumsplatz liegend mit einem Motorschaden aus. Damit behält Schumacher fünf Rennen vor Saisonende seinen 37-Punkte-Vorsprung.

13 Runden vor Schluss steuerte Rubens Barrichello zum zweiten Boxenstopp seine Crew an - auch hier klemmte der Tankrüssel, doch die zweite Position kostete den Brasilianer dieser Fauxpas nicht. Nach seinem Sieg im Vorjahr erneut ein großartiger Erfolg für den Brasilianer, der aber dennoch seinen dritten WM-Platz an Sieger Ralf Schumacher abgeben musste.

Den dritten Platz belegte Jacques Villeneuve, der damit zum zweiten Mal nach Barcelona mit dem BAR-Honda auf das Podium fahren konnte. Sensationell das Ergebnis für das Benetton-Renault-Team, das von den zahlreichen Ausfällen profitierte und die Autos auf die Plätze 4 und 5 brachte. Giancarlo Fisichella konnte trotz einem Ausflug in das Kiesbett wenige Runden vor Schluss seinen Platz vor Jenson Button behaupten, der seine ersten WM-Zähler in der Saison sammelte.

Den letzten Punkteplatz fuhr zum wiederholten Male Jean Alesi ein. Prost-Acer-Teamkollege Luciano Burti schied nach seinem Unfall nach einem Dreher Ausgangs des Motodroms aus. Für das Ex-Team von Heinz-Harald Frentzen lief es alles andere als gut. Jarno Trulli fiel nach einem Dreher im Zweikampf gegen Olivier Panis im BAR-Honda weit zurück und musste sein Auto mit technischen Problemen abstellen. Frentzen-Nachfolger Ricardo Zonta fuhr Arrows-Pilot Jos Verstappen ins Heck und gab nach einem Wechsel der Nase seines EJ11s später auf. Überhaupt sahen nur 10 von 22 Autos das Ziel. Zu den Fahrern auf der Ausfalliste gehören des weiteren Sauber-Pilot Kimi Räikkönen und die beiden Jaguar-Piloten Eddie Irvine und Pedro de la Rosa.