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Ralf Schumacher: Hätte in Argentinien 1997 gewinnen können

Erster Formel-1-Sieg im dritten Rennen? Fast wäre Ralf Schumacher diese Sensation gelungen - Nach einer Kollision mit Jordan-Teamkollegen Fisichella wurde er Dritter

(Motorsport-Total.com) - Im dritten Saisonrennen 1997 setzte Ralf Schumacher ein erstes Ausrufezeichen. Der Deutsche fuhr im Jordan-Peugeot in seinem dritten Formel-1-Rennen auf den dritten Rang im Grand Prix von Argentinien. Nach 72 Rennrunden fehlten ihm nur zwölf Sekunden auf Rennsieger Jacques Villeneuve im Williams. Er hätte das 100. Rennen für Jordan gewinnen können, glaubt er im Nachhinein.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve, Ralf Schumacher

Ralf Schumacher mit Sieger Jacques Villeneuve auf dem Argentinien-Podium Zoom

"Wir hatten wirklich Glück in dem Jahr. Okay, nicht Glück, aber Gary Anderson hat in jenem Jahr ein großartiges Auto gebaut", erinnert sich Schumacher im Podcast 'Beyond the Grid'. "Das einzige Problem war, dass wir zwei junge Fahrer in einem jungen Team waren."

In seiner ersten Formel-1-Saison trat der jüngere Bruder von Michael Schumacher gemeinsam mit Giancarlo Fisichella für das Team von Eddie Jordan an. "Als wir den ersten Test im Auto in Jerez gefahren sind, konnten wir nicht glauben, wie schnell wir waren. Das hat niemand erwartet", weiß Schumacher noch.

Schumacher sieht Schuld beim Team

"Wir hatten Angst, mit wenig Sprit zu fahren, da wir wirklich schneller als Williams zu jenem Zeitpunkt waren. Und Williams war das Team, das es zu schlagen galt." In den ersten beiden Saisonrennen in Australien und Brasilien lief es für Schumacher nicht nach Wunsch, er schrieb zwei Nullnummern.

"Im Qualifying in Melbourne sind wir zum ersten Mal mit wenig Sprit gefahren. Zuvor waren wir noch nie mit dieser Abstimmung gefahren. Dann haben wir als junge Fahrer es nicht hinbekommen. Es hat nicht geklappt." Beim dritten Saisonlauf in Buenos Aires schlug schließlich seine erste große Sternstunde.

"Das lief völlig schief, denn das hätten wir gewinnen können", meint Schumacher heute. "Wenn man es sich im Nachhinein ansieht, dann war Jordan im Jahr später mutig genug, eine Teamorder zwischen Damon und mir auszusprechen. In jenem Rennen in Argentinien war Giancarlo einfach langsamer."

Ralf Schumacher

Schumacher fährt in seinem dritten F1-Rennen auf P3 aufs Podium Zoom

Schumacher war zwar vor Fisichella ins Rennen gegangen, fiel aber in der Anfangsphase zurück. Er kämpfte sich durchs Feld und wollte in Runde 25 am Italiener vorbei. Dabei kam es zum Teamkollegen-Duell und schließlich zur Berührung. Fisichella schied daraufhin aus, Schumacher musste an die Box.

"Das war ein klarer Fehler des Teams, da sie die Situation nicht im Griff hatten", analysiert der Deutsche. "Was soll man auch von zwei 20-jährigen Fahrern erwarten? Die wollen natürlich gewinnen." Wäre die Kollision nicht passiert, hätte Jordan "easy" gewinnen können, ist Schumacher überzeugt.

"Das war wirklich schade!", ist er heute noch frustriert. "Natürlich, ich habe danach Jahre gebraucht, um ein Rennen zu gewinnen. Und da gab es diese Chance." Bis zum Grand Prix in Imola 2001 musste sich Schumacher gedulden, um endlich seinen ersten Sieg einzufahren.

"Teamkollege kann niemals ein Freund sein"

Nach der Kollision in Buenos Aires war die Stimmung bei Jordan zwischen Schumacher und Fisichella unterkühlt. Laut 'auto motor und sport' nahm der Römer eine erzwungene Entschuldigung vom Deutschen nicht an. Auch Teamchef Eddie Jordan war der Ansicht, dass man das Rennen ohne Kollision hätte gewinnen können, da Schumacher auf einer Einstoppstrategie unterwegs war.

"Es gab nicht wirklich eine Beziehung zu Fisichella", gibt der 44-Jährige zu. "Ich war nicht die Person, die eine gute Beziehung zum Teamkollegen pflegte. Ein Teamkollege kann niemals ein Freund sein", lautete Schumachers Motto. Er habe nur die nötigste Zusammenarbeit für das Wohl des Teams durchgeführt. "Danach kämpft man gegen ihn. Ich würde nie gemeinsam mit meinem Teamkollegen Abendessen wollen."

Seine Zeit bei Jordan endete nach zwei Jahren. Auf jene Zeit blickt er mit Zufriedenheit zurück: "Jordan war auch danach ein wirklich starkes, kompaktes Team. Die haben auch mit einem kleinen Budget immer noch gute Resultate erzielt. Eddie hatte die Fähigkeit, junge, talentierte Leute in die richtigen Positionen zu stecken."

Die Saison 1997 schloss er auf dem elften WM-Rang ab, im Jahr darauf fuhr er zwei weitere Male auf das Podium. Er musste einsehen: " Jordan war zu klein, um das Auto optimal weiterzuentwickeln. Wir haben [1997] also nicht das Beste aus dem Auto herausgeholt."