• 21.06.2009 21:12

  • von Dieter Rencken

Räikkönen: "Wir brauchen mehr Anpressdruck"

Kimi Räikkönen ärgert sich über die falsche Strategie in Silverstone, plädiert aber für KERS und freut sich über Ferraris Aufwärtstrend

(Motorsport-Total.com) - Im ersten Stint lag Kimi Räikkönen in Silverstone nach einem Raketenstart überraschend schon an fünfter Stelle, am Ende wurde er heute aber nur Achter. Dafür gab es immerhin einen Punkt, den er im Finish noch gegen Timo Glock verteidigen musste. In der Analyse nach dem Rennen präsentierte sich der Ferrari-Pilot dann mit gemischten Gefühlen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen legte heute einen der besten Starts seit langem hin

Frage: "Kimi, du lagst anfangs schon an fünfter Stelle, bist aber am Ende nur Achter geworden. Wie ist dein Rennen gelaufen?"
Kimi Räikkönen: "Wir hatten einen guten Start, aber wir hatten nicht so viel Benzin an Bord und das hat viel gekostet. Im Nachhinein betrachtet wäre es besser gewesen, mehr Benzin mitzunehmen, denn nach dem ersten Boxenstopp steckte ich hinter Trulli fest und das kostete eine Menge Zeit. Leider gehört das dazu. Ich war ein paar Mal nahe dran, ihn zu überholen, aber es ist in der Formel 1 nicht einfach, an einem Gegner vorbeizugehen, vor allem auf dieser Strecke. Also steckte ich fest und nach den Boxenstopps kamen alle vor uns wieder raus."#w1#

Strategische Fehlentscheidung

Frage: "Du hattest einen guten Start, aber nach ein paar Runden schien deine Performance nachzulassen. Gab es ein Problem mit dem Auto?"
Räikkönen: "Nein. Wir haben ein bisschen Benzin gespart, um eine zusätzliche Runde drehen zu können, um Nakajima zu kriegen. Er kam dann sowieso früher als wir rein und wir kamen an ihm vorbei, aber die Jungs hinter mir hatten noch mehr Benzin an Bord und kamen später rein als ich. Aber im Nachhinein ist man immer klüger. Das Auto war gut, aber wenn du im Pulk fährst, kannst du den Speed nicht nutzen. Dabei haben wir zu viel Zeit verloren. Ansonsten war mit dem Auto alles in Ordnung."

¿pbvin|512|1645||1pb¿"Es wäre mehr drin gewesen, aber wenn man wenig Benzin hat und trotzdem fast Zehnter wird, ist es fast gescheiter, nicht in die Top 10 zu kommen und sich dann frei entscheiden zu können. Im Vergleich zum Qualifying waren wir im Rennen aber ziemlich stark, wenn wir freie Fahrt hatten. Es ist enttäuschend, einen guten Start zu haben und trotzdem kein besseres Ergebnis einzufahren. Ein Punkt ist besser als nichts, aber nach dem ersten Stint hätte ich mir ein bisschen mehr erwartet. So ist das halt."

Frage: "Der Weg zur ersten Kurve ist hier nicht sehr lang, aber du hattest einen Superstart, obwohl du ausgangs Copse neben der Strecke warst. Wie kam es dazu und welche Rolle spielte KERS dabei?"
Räikkönen: "Der Grip ist hier auf beiden Seiten der Strecke ähnlich. Wir waren innen. Ich hatte einen guten Start und wenn dann der Grip der Reifen voll da ist, kann man KERS nutzen. Das hat uns definitiv geholfen. Die erste Kurve ist nicht sehr breit und wenn so viele Autos durchwollen, kann das ganz schön eng werden, aber zum Glück trug es den Williams ein bisschen nach außen."

"Also fuhr ich einfach auf das Gras und konnte an den anderen vorbeifahren. Ich hätte Nakajima gerne überholt, aber das ging sich knapp nicht aus. Aber der Start war insgesamt sehr gut. Erst mit dem ersten Boxenstopp fiel ich zurück. Das hat unser Rennen ein bisschen kaputt gemacht, aber diese Entscheidungen trifft man schon vor dem letzten Qualifying. Für uns hat es heute nicht funktioniert. Vom Speed hat nicht so viel gefehlt - nur Red Bull war in einer eigenen Liga. Das war positiv, auch wenn ich natürlich ein bisschen enttäuscht bin."

KERS im Rennen eingesetzt

Frage: "Hast du KERS auch im Rennen eingesetzt und hat es dir wirklich geholfen?"
Räikkönen: "Ja, es war eine große Hilfe. Ich konnte Glock im ersten und zweiten Sektor locker hinter mir halten, aber im dritten Sektor kam er immer ein bisschen näher. Mit den harten Reifen fiel es mir schwer, die Vorderachse in den engen Kurven zum Arbeiten zu bekommen, aber ich drückte ausgangs der letzten Kurve immer auf den KERS-Knopf, sodass ich mich vorne halten konnte. Das hat schon einiges gebracht."


Fotos: Kimi Räikkönen, Großer Preis von Großbritannien, Sonntag


"In der letzten Kurve der letzten Runde kam er mir noch nahe, weil er sehr früh aufs Gas ging, während ich innen ziemlich langsam war, aber er kam nicht vorbei. KERS hat am Start geholfen und beim Verteidigen der Position. Ich hatte es immer in Verwendung. Manchmal musste ich es ein bisschen mehr aufladen, weil das Aufladen hier ziemlich schwierig ist, aber es war in Ordnung."

Frage: "Felipe Massa kam heute nahe ans Podium ran. Stimmt dich dieser Aufwärtstrend für die nächsten Rennen optimistisch? Ihr seid ja das einzige Team, das KERS noch einsetzt..."
Räikkönen: "Wir setzen es ein, weil es für uns eine Hilfe ist. Ohne KERS wären wir langsamer, vor allem auf eine gezeitete Runde im Qualifying. Im Rennen hilft es am Start und im Zweikampf. Das kann schon einen großen Unterschied machen. Unser KERS funktioniert sehr gut. Man kann es jederzeit ausbauen, wenn man es nicht verwenden will, aber wenn man es braucht, kann man es fahren - und das ist bei uns mehr oder weniger immer der Fall. Wenn es nichts bringen würde, hätten wir es nicht im Auto. Diese Entscheidung fällt uns leicht."

"Das Auto ist noch nicht so stark, wie wir das gerne hätten. Heute war es besser als gestern im Qualifying. Im letzten Rennen war es genau andersrum. Manchmal geht es auf eine Runde besser, manchmal im Longrun. Das hat viel mit dem Wetter zu tun, denke ich - und mit den Reifen. Das Handling ist sehr gut, aber wir brauchen mehr Anpressdruck. In den langsamen Kurven verlieren wir zu viel Zeit, während wir in den schnellen Kurven schon ganz gut dabei sind. Wenn du mehr Anpressdruck findest, funktionieren die Reifen automatisch besser und das ganze Auto macht einen Sprung. Das fehlt uns einfach noch."