Räikkönen und der Rücktritt: "Keine Entscheidung"
Kimi Räikkönen weiß noch nicht, ob er seine Karriere nach 2009 fortsetzen wird - Ausblick auf den Grand Prix von Kanada
(Motorsport-Total.com) - Keke Rosberg hat als Erster den Verdacht geäußert, dass sich sein Landsmann Kimi Räikkönen Ende 2009 aus der Formel 1 zurückziehen könnte, und der Ferrari-Pilot sprach im Rahmen der heutigen FIA-Pressekonferenz in Montréal zumindest offen an, dass er auch diese Möglichkeit in Betracht zieht. Außerdem machte er sich Gedanken über den bevorstehenden Grand Prix von Kanada.

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Kimi Räikkönen sieht das mögliche Ende seiner Karriere sehr emotionslos
Frage: "Kimi, hast du das Monaco-Rennen inzwischen im TV gesehen? Wie siehst du es im Nachhinein?"
Kimi Räikkönen: "Ich habe es noch nicht im TV gesehen, aber es war eines dieser Rennen, die einfach nicht klappen. Ich habe keine Punkte mitgenommen. Das liegt in der Vergangenheit - hoffentlich werden wir hier besser abschneiden."#w1#
Ferrari stärker als 2007
Frage: "Low-Downforce-Setup, keine Motorbremse, keine Traktionskontrolle - wie wird das Fahren hier?"
Räikkönen: "Ich schätze, es wird schwieriger als in den vergangenen Jahren, aber wir haben auch ein besseres Auto als im Vorjahr. Es hängt davon ab, wie das Auto funktioniert, aber ich glaube, es wird nicht so stark anders werden, wie alle erwarten. Die Stadtkurse sind schwieriger, aber es ist kein großes Problem und vom Speed her kein großer Unterschied. Ich denke, die ersten Runden werden schwierig, solange es noch rutschig ist, aber wenn einmal etwas Gummi liegt, dann wird das helfen."
Frage: "Deine Statistik hier in Kanada ist sehr gut. Du warst immer in den Punkten, selbst 2003, als du vom 20. Startplatz aus noch Sechster wurdest. Magst du die Strecke in Montréal?"
Räikkönen: "Ja, ich mag die Strecke. Es läuft zwar meistens etwas schief, aber wir sind trotzdem immer in die Punkte gekommen. Ich wünsche mir ein Wochenende ohne Fehler oder Probleme. Ich denke, dass der Speed gut genug sein sollte, um zu gewinnen. Warten wir ab."
Frage: "Was ist deiner Meinung nach die größte Falle in Montréal: die 'Wall of Champions', der Gummiabrieb neben der Ideallinie oder etwas anderes?"
Räikkönen: "In den vergangenen drei Jahren sind einige Kurven aufgebrochen. Dann sind Steine auf der Ideallinie. Wenn man auf denen fährt, kann man sich drehen. Sollte das wieder passieren, dann wird es in den Passagen sehr schwierig. Und die Kerbs sind auch eine Herausforderung. Wenn man die falsch trifft, kann man in der Mauer landen."
Frage: "Wäre dir hier ein Trocken- oder ein Regenrennen lieber?"
Räikkönen: "Das Wetter kann ich nicht beeinflussen, also denke ich nicht darüber nach."
Frage: "Es ist ein sehr wichtiges Rennen für dich, wenn man sich anschaut, wie es zuletzt gelaufen ist..."
Räikkönen: "Nicht wirklich. Natürlich würde ich lieber maximale Punkte holen als welche zu verlieren, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns und unsere Ausgangsposition war früher schon mal viel schlechter. Das Rennen ist nicht besonders wichtig, aber wir wollen ein gutes Resultat holen."
Monaco und Kanada Schlüsselrennen?
Frage: "In der Türkei hast du gesagt, dass Monaco und Kanada wichtige Rennen für dich sind, weil du dort in den vergangenen Jahren Probleme hattest. Du hast gesagt, das sei ein guter Indikator für den weiteren WM-Verlauf. Monaco war nun nicht so berühmt, also in welche Richtung entwickelt sich die Weltmeisterschaft?"
Räikkönen: "Ich habe damit gemeint, dass wir bei diesen Rennen sehen können, ob wir das Auto verbessert haben. In Monaco waren wir viel stärker als 2007, aber aufgrund der Umstände ist nicht alles so aufgegangen, wie wir es geplant hatten. Wir hatten einen guten Speed. Auch hier rechnen wir damit, dass wir stärker sein werden als im Vorjahr. Es kann ganz leicht schief laufen oder passen. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht gewinnen sollten. Es ist noch zu früh, um das zu sagen, aber wir werden versuchen, das Rennen zu gewinnen, und dann sehen wir weiter."
Frage: "Du bist Weltmeister, aber es geht sehr eng zu. Stehst du in diesem Jahr mehr unter Druck und erwartest du, dass die Entscheidung erst ganz am Ende fallen wird? Wie hart umkämpft wird dieses Rennen hier verlaufen?"
Räikkönen: "Meistens läuft es zwischen den Topteams und Topfahrern sehr eng ab, aber das weiß man nie vorher. Es ist eng. Hoffentlich können wir zurückschlagen, wenn es zählt. Ich fühle mich aber nicht unter Druck. Wir haben im Vorjahr den Titel geholt, obwohl unsere Ausgangsposition damals viel schlechter war. Ein schlechtes Rennen macht normalerweise keinen Unterschied. Okay, wir haben die WM-Führung verloren, wir hätten locker ein paar Punkte mehr holen können, aber es war eben nicht so. Hier wollen wir es besser machen."
Frage: "Ihr habt McLaren-Mercedes durch einige Fehler Punkte geschenkt. Hast du Angst, dass das wieder passieren kann und dass McLaren-Mercedes eine Weltmeisterschaft gewinnt, die eigentlich zwischen dir und Felipe Massa entschieden werden sollte?"
Räikkönen: "Nein. Menschen machen Fehler. Das ist in der Formel 1 normal und in jedem anderen Bereich des Lebens. Wir verlieren gemeinsam und wir gewinnen gemeinsam und lernen aus unseren Fehlern. Natürlich versuchen wir immer, die Dinge zu verbessern, wenn es nicht wie geplant läuft, weil man dann Punkte verliert. Das erste Rennen war schwierig für uns, aber im zweiten Rennen präsentierte sich das Team ganz anders. Wir können uns verbessern und aus den Dingen lernen, daher glaube ich nicht, dass wir noch einmal solche Probleme haben werden."
Frage: "Du hast Probleme mit dem Aufwärmen der Reifen. Kann Felipe Massa damit besser umgehen? Was passiert da bei dir?"
Räikkönen: "Es kann dafür viele Gründe geben: Reifendruck, Setup, Fahrstil und so weiter. Manchmal bekommt man es hin, manchmal nicht. Speziell bei manchen Bedingungen ist es schwierig, aber dann muss man eben sein Bestes versuchen und warten, bis es klappt. Das ist nicht immer einfach."
Räikkönen und die Rücktrittsgedanken
Frage: "Es gibt Gerüchte, dass du Ende 2009 aufhören wirst. Ist da was dran?"
Räikkönen: "Solche Gerüchte gibt es schon seit vielen Jahren. Ich sage immer, dass ich noch bis Ende nächsten Jahres einen Vertrag habe. Ob ich dann weitermache oder nicht, habe ich noch nicht entschieden. Bis jetzt ist das mein letzter Vertrag, aber warten wir mal ab, was dieses und nächstes Jahr noch passiert."

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Seit einiger Zeit präsentiert sich Kimi Räikkönen mit einem Tattoo am Unterarm Zoom
Frage: "David Coulthard ist 37 Jahre alt, Michael Schumacher war 36. Kannst du dich nicht bis Mitte 30 fahren sehen? Würde dir das Rennfahren nicht fehlen?"
Räikkönen: "Solange ich das Gefühl habe, dass es mir fehlen würde, werde ich nicht aufhören. Vielleicht finde ich mal etwas, was ich noch lieber mache. Ich weiß nicht, was nach nächstem Jahr passieren wird. Ich habe mich noch nicht entschieden. Vielleicht treffe ich dieses Jahr noch eine Entscheidung - oder auch nicht, dann halt nächstes Jahr. Aber bis jetzt ist es offen. Schwer zu sagen. Solange ich Spaß habe, werde ich weitermachen, und wenn es mir keinen Spaß mehr macht, dann höre ich auf. Das kann Ende nächsten Jahres sein, es kann aber auch erst in vier Jahren sein. Dafür ist es noch zu früh."
Frage: "Wovon wirst du deine Entscheidung abhängig machen und warum denkst du daran, dass es dir keinen Spaß mehr machen könnte? Wie wirst du an deine Entscheidung herangehen?"
Räikkönen: "Es kommt nur darauf an, ob ich es noch mag oder nicht. Davon werde ich es abhängig machen. Es gibt viele Gründe dafür, warum man Formel 1 fährt oder nicht. Vielen gefällt das Fahren, aber der Rest nicht. Wenn die Dinge, die man nicht mag, Überhand nehmen, dann muss man aufhören."
Frage: "Was gefällt dir denn nicht?"
Räikkönen: "Das weiß doch eh jeder. Ich mag das Fahren, aber alles andere muss ich nicht haben. Ich denke, alle sind in der Formel 1, weil sie das Rennfahren lieben. Aber wenn die Dinge Überhand nehmen, die einem nicht gefallen, dann musst du es sein lassen. Ganz einfach."
Das schöne Fahren und die nervigen Verpflichtungen
Frage: "Meinst du damit zum Beispiel die Medienverpflichtungen?"
Räikkönen: "Das kann alles Mögliche sein. Es gibt Dinge, die einem nicht gefallen, die nicht gut für einen sind und mit denen man sich nicht abgeben will. Vielleicht klappt etwas nicht so, wie man es sich vorstellt. Es gibt viele Dinge abseits der Rennen. Wenn das der Fall ist, dann musst du gehen."
Frage: "Hast du noch bestimmte Ziele? Was möchtest du noch erreichen, bevor zu zurücktrittst? Willst du zwei- oder dreimal Weltmeister werden?"
Räikkönen: "Natürlich will ich das schaffen, aber selbst wenn nicht, dann habe ich bereits einen Titel gewonnen. Es wäre nicht das Ende des Lebens. Aber klar: Ich bin hier, weil ich gewinnen will, weil ich Weltmeister werden will. Das ist das Ziel. Es ist jedoch nicht immer einfach."
Frage: "Kannst du dir vorstellen, Ferrari zu verlassen?"
Räikkönen: "Eher nicht."
Frage: "Definitiv nicht?"
Räikkönen: "Ich habe gesagt eher."
Frage: "Verhandelst du mit Ferrari über einen neuen Vertrag?"
Räikkönen: "In gewisser Weise ja, aber ich habe ja gesagt: Es gibt noch keine Entscheidung."
Frage: "Hast du eine Meinung zum Fall Max Mosley?"
Räikkönen: "Mir ist das egal. Es ist sein Privatleben, das hat nichts mit der Formel 1 zu tun. Ich denke, es war eine gute Entscheidung."

