Räikkönen setzte alles auf die Karte Sieg

Kimi Räikkönen ging im verregneten Finish in Spa-Francorchamps volles Risiko und wurde dafür vom Schicksal gnadenlos bestraft

(Motorsport-Total.com) - "Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach", lautet ein altes Sprichwort, das sich Kimi Räikkönen heute in Spa-Francorchamps mal besser zu Herzen genommen hätte. Der Ferrari-Star führte den Grand Prix von Belgien zwei Runden vor Schluss noch an, doch unterm Strich schrieb er seine vierte Nullnummer der Saison.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen muss sich wieder auf einiges an Kritik gefasst machen

Räikkönen büßte mit den härteren Bridgestone-Reifen im letzten Stint vier Sekunden auf Lewis Hamilton ein und sah den McLaren-Mercedes im Rückspiegel immer größer werden. In der 42. Runde ritt Hamilton bei der Bus-Stop-Schikane seine erste Attacke, die noch in die Hose ging. Ein paar Meter weiter war der Brite dann durch - dank des Schwungs der abgeschnittenen Schikane, wie Ferrari später bei der Rennleitung argumentierte.#w1#

Kurioser Fight gegen Hamilton

Auf dem Weg hoch zur Kemmel-Gerade setzte Räikkönen zum Konter an, doch Hamilton konnte diesen abwehren. Bei Blanchimont war der "Iceman" dann erstmals neben der Strecke - und wenige Sekunden später landete er nach einer Beinahekollision mit Hamilton und Nico Rosberg in der Mauer. Die bis dahin starke Performance dürften die italienischen Medien in ihren morgigen Berichten elegant vergessen, stattdessen wird der Patzer die Schlagzeilen dominieren.

"Ich war darauf eingestellt, alles auf eine Karte zu setzen. Leider bin ich abgeflogen", analysierte der amtierende Weltmeister achselzuckend. "Ich wollte nur gewinnen. Ich rutschte in der schnellen Linkskurve weg und wollte zurück auf die Strecke kommen, aber dabei drehte ich mich. Ich brauche die Punkte, daher wollte ich unbedingt gewinnen. Es hat leider nicht geklappt. Als Zweiter hätte ich zu viele Punkte verloren."

"Jetzt müssen wir schauen, was wir noch tun können", war sein lapidarer Kommentar zu den WM-Chancen, denn der Rückstand auf Spitzenreiter Hamilton beträgt nun schon 23 Punkte. Zum Vergleich: 2007 fehlten fünf Rennen vor Schluss 16 Zähler, zwei Rennen vor Schluss sogar 17 - und trotzdem reichte es beim Finale in São Paulo noch zum Titelgewinn. So ein Kunststück zweimal en suite zu schaffen, wäre freilich ein kleines Wunder.


Fotos: Kimi Räikkönen, Großer Preis von Belgien, Sonntag


Stallorder bei Ferrari ein Thema?

Weil auch sein Rückstand auf Teamkollege Felipe Massa schon 15 Punkte beträgt, dürften in den nächsten Wochen die Rufe nach einer Stallorder wieder laut werden. Doch damit beschäftigt sich Räikkönen überhaupt nicht: "Es liegt nicht an mir, ob es Felipe schafft oder nicht. Ich werde mein Bestes geben und abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Ich werde versuchen, Rennen zu gewinnen", kündigte er an.

Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton

Dieses Abschneiden von Lewis Hamilton ist Ferrari ein Dorn im Auge Zoom

Zur Untersuchung gegen Sieger Hamilton wollte sich Räikkönen übrigens nicht groß äußern: "Es gibt Regeln, was passiert, wenn man eine Schikane abkürzt und daraus einen Vorteil zieht. Das untersuchen sie gerade. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen", gab der Ferrari-Pilot etwas verschnupft zu Protokoll, ehe er seine Sachen zusammenpackte und sich auf den Heimweg machte - schließlich steht schon in sieben Tagen das Ferrari-Heimspiel in Monza bevor...