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Räikkönen: "Ich weiß, wie die Dinge funktionieren"

Kimi Räikkönen hat am Montag das erste Rollout mit dem neuen Renault E20 In Jerze absolviert - Der "Iceman" will zunächst aber keine konkreten Ziele nennen

(Motorsport-Total.com) - Lotus-Renault hat den neuen E20 am Sonntag in einem Internetvideo präsentiert und sich heute Montag der versammelten Presse in Jerez gezeigt. Das 20-minütige Internetvideo ist allerdings schon vor einer Woche in Enstone gedreht worden. Am Montag hatten die Pressevertreter nicht nur die Möglichkeit, dem "Iceman" einige Worte zu entlocken, sondern konnten auch den E20 auf der Strecke bewundern. Räikkönen kletterte hinter das Steuer und absolvierte im Rahmen von Filmaufnahmen einen kurzen Shakedown mit dem neuen Auto.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen hat die ersten Meter im neuen Lotus-Renault E20 zurückgelegt

Der Weltmeister von 2007 ist motiviert und es macht ihm sichtlich Spaß, wieder im Formel-1-Fahrerlager zu sein. "Ich glaube nicht, dass ich jetzt die Formel 1 aus einem anderen Winkel betrachte. Es ist ein neues Jahr und es wird im Vergleich zu den vergangenen Jahren einige Veränderungen geben, aber ich kenne den Sport. Ich weiß, wie die Dinge hier funktionieren", sagt Räikkönen, der im Jahr 2001 sein Debüt in der Königsklasse gegeben hat.

Dennoch muss er sich auf einige Neuheiten, wie DRS und speziell die Pirellli-Reifen einstellen. Dazu ist der 32-Jährige nie mit einem für eine Renndistanz vollgetanktem Auto gefahren, da in seiner ersten Karriere tanken erlaubt war. "Das Racing wird etwas anders sein, aber der Rest ist mehr oder weniger gleich", sieht Räikkönen die Sache wie gewohnt cool. "Bei einem Teamwechsel ändert sich natürlich einiges, genauso wie Dinge außerhalb des Rennsports, aber ich glaube, es wird eine ähnliche Erfahrung werden."

Als Räikkönen Ende 2009 die Königsklasse verließ und in die Rallye-WEM wechselte, wurde ihm oft nachgesagt, dass er die Lust verloren hatte. Dem widerspricht er vehement, als er in Jerez das Thema darauf kam. "Das war deine Meinung. Ich hätte den Sport viel früher verlassen, wenn ich keinen Spaß mehr gehabt hätte."


Fotos: Rollout des Lotus-Renault E20


Man darf in diesem Zusammenhang natürlich nicht vergessen, dass Räikkönen damals mehrere Millionen Euro dafür bekommen hat, dass er nicht fährt und auch für kein anderes Team fährt. Santander hatte Fernando Alonso bei Ferrari platziert und dem Finnen ein großzügigen Scheck überreicht. "Ich habe den Rennsport immer geliebt und ich war immer sehr glücklich. Es gab viele Stories von euch (der Presse; Anm. d. Red.) über meine Motivation., aber ich hatte nie ein Problem. Das ist nie meinen Gedanken entsprungen."

Wie heiß der "Iceman" auf das Fahren ist, davon konnte sich Lotus bei einem zweitägigen Test Ende Januar in Valencia überzeugen. Räikkönen spulte in einem zwei Jahre alten Renault über 600 Kilometer ab. Es ging in erster Linie darum, wieder ein Gefühl für die Geschwindigkeit und die Abläufe zu bekommen. Aufgrund der Regeln hatte er in Spanien die Demonstrationsreifen von Pirelli montiert.

Test in Valencia war wichtig

Der kurze Ausflug war wichtig, denn Räikkönen und Lotus zeigten sich sehr zufrieden. "Seit ich weg war, sind die Reifen wahrscheinlich der größte Unterschied. Aber seit meinem Test mache ich mir deutlich weniger Sorgen als zuvor. Für mich war es schön, wieder ein Auto zu fahren. Es ist schwierig zu beurteilen, wie gut es lief, aber ich hatte sofort alle Gefühle wieder zurück und habe mich daran gewöhnt, mit dem Team zu arbeiten. Das war das Hauptziel."

Auch Teamchef Boullier ist soweit zufrieden mit seinem neuen Aushängeschild. Lotus will in den nächsten Jahren wieder an die Spitze der Formel 1 und um den WM-Titel kämpfen. Seit Genii-Capital das Team übernommen hat, hat man nach Robert Kubica, der ursprünglich als Topmann verpflichtet wurde, nun ein großes Kaliber angeln können.

"Er bringt eine Siegermentalität mit ins Team. Er weiß was er will", streicht Boullier die Unterschiede zu unerfahrenen Piloten wie Witali Petrow, Bruno Senna oder Romain Grosjean heraus. "Er ist ein richtiger Racer und passt sehr gut in unser Team, das ebenfalls die Racer-Mentalität hat. "Wenn er im Auto ist, dann weiß er genau was er will. Dadurch wird das Leben für das Team einfacher."

"Er ist ein richtiger Racer." Eric Boullier

"Es bedeutet auch, dass die Ambitionen und die Verantwortung des Teams gestiegen sind, es ist aber auch eine andere Arbeitsweise, wenn man mit einem Weltmeister arbeitet. Er möchte wieder gewinnen. Diese Ambition teilen wird mit ihm." Da Räikkönen zwei Jahre kein Formel-1-Rennen bestritten hat, stellt sich auch die Frage, wie er sich schlagen wird.

Für Boullier, der den Finnen beim Test und der Arbeit mit den Ingenieuren beobachtet hat, ist die Antwort klar: "Wie schwierig es sein wird? Für mich wird es ganz einfach." Die Vertragsverhandlungen sind "sehr einfach gewesen. Als er in der Fabrik war, hat er allen gezeigt, wie motiviert und professionell er ist. Er hat der Moral des Teams und der Motivation einen großen Schub verliehen."

Kimi Räikkönen

Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen ist zurück im Fahrerlager der Formel 1 Zoom

Die Basis für die Zukunft wurde bei Lotus gelegt. Es stellt sich die Frage, wie gut der neue E20 sein wird. Im Vorjahr hatte man zu Beginn der Saison ein respektables Auto gebaut, doch über das Jahr gesehen rutschte man in der Hackordnung immer weiter ab. Räikkönen will keine Euphorie schüren. "Niemand weiß genau, wie lange es dauern wird. Das Team hat großen Erfolgshunger und will zurück auf die Siegerstraße."

"Es ist aber nicht leicht. Wäre es so, dann würde jeder gewinnen. Es gibt hier definitiv Leute, die wieder zurück wollen und bereit sind, alle Mühen zu investierten. Sie haben schon vorher gewonnen, also hoffentlich passiert es bald wieder. Es ist aber jeder erfolgshungrig." Zunächst möchte Räikkönen abwarten, wie die Testfahrten verlaufen und dann eine erste Standortbestimmung machen.

"Wir haben keine Ahnung, wo wir stehen. Vielleicht haben wir nach dem Test eine bessere Vorstellung." Deshalb legt er sich zunächst auch keine Ziele fest: "Es ist besser, wenn wir erst abwarten."