Reaktive Radaufhängung: Allison nicht verärgert

Die FIA lässt die reaktive Radaufhängung wahrscheinlich nicht zu, doch Lotus-Technikchef James Allison nimmt diese Entscheidung sportlich zur Kenntnis

(Motorsport-Total.com) - Mit einem System, das die Bodenhöhe des Autos beim Bremsen anpassen kann, wollte Lotus in der Formel-1-Saison 2012 einen Schritt nach vorne machen. Doch noch bevor das System überhaupt am neuen E20 getestet werden konnte, kam schon die schriftliche Mitteilung von Charlie Whiting, dass es seiner Meinung nach nicht legal ist.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean und James Allison

James Allison (rechts) freut sich schon auf die bevorstehende Formel-1-Saison

Dabei handelt es sich zum jetzigen Zeitpunkt freilich nur um eine Einschätzung des Technischen Delegierten der FIA. Theoretisch könnte Lotus die reaktive Radaufhängung sehr wohl einsetzen und beim Saisonauftakt in Melbourne die technische Abnahme und die Entscheidung der Rennkommissare abwarten. Diese würden aber voraussichtlich Whitings Einschätzung teilen und Lotus disqualifizieren.

FIA-Verbot noch nicht rechtskräftig

"Letztendlich entscheiden die Kommissare", weiß Technikchef James Allison, kündigt aber keine sportjuristischen Versuche an: "Charlie hat sich ziemlich klar geäußert." Daher habe man die Entwicklung bereits eingestellt - was er recht sportlich hinnimmt: "Es ist frustrierend. Es hat schon oft Situationen gegeben, in denen wir von solchen Entscheidungen profitiert haben, aber diesmal geht es eben gegen uns. Das gehört halt zur Formel 1 dazu."

"Schon lange bevor die Sache in die Medien kam, wusste das ganze Feld Bescheid. Da haben wir viele Komplimente bekommen", lächelt der Brite. "Die Idee ist ja nicht neu, die gibt es schon lang, aber sie tatsächlich umzusetzen, das war gute Ingenieursarbeit. Ich bin traurig, dass wir nicht damit fahren dürfen." Doch dem System nachzutrauern, sei sinnlos. Stattdessen habe man sich sofort nach der Klarstellung um andere Bereiche gekümmert, denn: "Das ist, was wir tun, Forschung und Entwicklung."

"Dieses Projekt wurde in die Öffentlichkeit getragen und uns in letzter Minute weggenommen, aber es gibt unzählige Projekte, an denen wir intern arbeiten, von denen aber klar wird, dass es sich nicht lohnt, weiter in sie zu investieren", sagt er. "Diese Projekte werden geboren, kurze Zeit am Leben gehalten - und dann sterben sie. Bei dieser Sache ist es nicht anders. Wir dachten, wir würden das System am Auto haben, aber stattdessen musste es sterben. Der einzige Unterschied ist, dass das alles sehr öffentlich passiert ist."


Fotos: Rollout des Lotus-Renault E20


Die Zielsetzung für 2012 bleibt ohnehin unverändert: "Der vierte Platz wäre für das Team ein guter Schritt und eine gute Plattform für die nächsten zwei oder drei Jahre, denn dann wollen wir den Titel ins Visier nehmen. Das wird aber schwierig, denn der vierte Platz wäre für das Team in dieser frühen Phase ein großer Erfolg. Darüber würden wir uns alle sehr freuen", wiederholt Allison, was Genii-Capital-Chef Gerard Lopez schon gestern gesagt hat.

Stillstand bedeutet Rückschritt

"Die Formel 1 ist manchmal lustig", fährt er fort. "Es gab Teams, die vergangenes Jahr am Beginn vor uns waren, aber für ihre eigenen Maßstäbe trotzdem katastrophal schlecht waren. Ferrari zum Beispiel war mit der Saison 2011 sehr unglücklich, obwohl ihr Auto eindeutig besser war als unseres." Trotz der zwei Podestplätze in Australien und Malaysia, an die sich Allison gern zurückerinnert: "Wir hatten einen tollen Saisonstart."

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen bei seinen ersten Runden mit dem Lotus-Renault E20 Zoom

"In der Formel 1 geht es aber viel mehr um den Schwung als um die absoluten Ergebnisse, und dass wir den Schwung des Saisonbeginns nicht mitnehmen konnten, was für alle sehr enttäuschend: für die Leute in der Fabrik, für die Sponsoren, für die Fahrer", bedauert er. "Man möchte immer progressiv sein und es wäre sehr zufriedenstellend, mit diesem Auto wieder ein gutes Niveau zu erreichen, das unseren Erwartungen entspricht. Dann wollen wir auf diese Basis auch aufbauen und nicht zurückfallen, wie das im vergangenen Jahr der Fall war."

Das gestern vorgestellte Modell, das ab morgen in Jerez de la Frontera getestet wird, ist natürlich noch nicht die finale Spezifikation für den Saisonauftakt am 18. März: "Für die ersten Rennen kommen noch viele neue Teile, die sich stark auf die Performance auswirken werden", kündigt Allison an, ohne das als große Sache verkaufen zu wollen, denn: "Das ist bei allen Teams so. Da darf man nicht stillstehen."