• 09.07.2005 18:23

Räikkönen: "Ich kann nichts dagegen machen"

Nach dem zweiten Motorschaden innerhalb weniger Tage ist Kimi Räikkönen enttäuscht, aber nicht geknickt - Angriff im Rennen geplant

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Kimi, das ist schon das zweite Rennen hintereinander, bei dem du den Motor wechseln und eine Rückversetzung um zehn Positionen in Kauf nehmen musst..."
Kimi Räikkönen: "Das ist wieder keine ideale Situation, aber ich kann nichts dagegen machen. Ich kann nur so schnell wie möglich fahren. Wir müssen abwarten, was morgen passiert. Natürlich ist das nicht die Art und Weise, wie man eine Weltmeisterschaft gewinnt, wenn man ständig um zehn Plätze rückversetzt wird. Wir sind nicht so schnell, um so viel herschenken zu können."

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Enttäuscht, aber nicht am Boden zerstört: Kimi Räikkönen heute in Silverstone

Frage: "In Frankreich konntest du mit einem langen Stint viele Positionen gutmachen, weil viele andere Fahrer vor dir zum ersten Tankstopp kommen mussten. Wird es morgen auch so laufen?"
Räikkönen: "Wir werden sehen. Das hängt davon ab, was an der Spitze passieren wird. Wenn die Führenden vorne genauso schnell davonfahren können wie in Frankreich, dann sind wir in keiner allzu guten Position, aber das müssen wir abwarten. Das Auto war heute jedenfalls ziemlich gut."#w1#

Auto lag in den schnellen Kurven "nicht schlecht"

Frage: "Angesichts des Setups für das Qualifying sah deine Runde ziemlich schnell aus, nicht wahr?"
Räikkönen: "Ja, die schnellen Kurven waren nicht schlecht, aber das Problem war, dass wir wegen des Motorschadens im Training keine neuen Reifen mehr ausprobieren konnten. Ich wusste also nicht, wie sich das Auto anfühlen würde. Zumindest ist es ganz okay gelaufen, das Auto war auch gut. Ich kann mich darüber nicht beklagen."

Frage: "Wie gehst du mit dieser neuerlichen Enttäuschung jetzt um?"
Räikkönen: "Es ist ja nicht das erste Mal, die Situation ist also nicht neu für mich, aber es ist hoffentlich das letzte Mal. Es ist nicht so einfach, wenn man sich überlegt, was uns alles schon passiert ist. Wir versuchen aber trotzdem, unser Bestes zu geben."

Frage: "Es hat fast den Anschein, als seiest du im Qualifying immer schneller, wenn du bestraft wirst..."
Räikkönen: "Nein, nicht wirklich. Ich wäre unter normalen Umständen vielleicht sogar noch schneller, denn so müssen wir uns etwas mehr auf das Rennen konzentrieren."

"Eigentlich sollte der Kurs Überholmanöver eher zulassen"

Frage: "Das Überholen ist hier einfacher als in Magny-Cours, oder?"
Räikkönen: "Eigentlich sollte der Kurs Überholmanöver eher zulassen, ja, aber andererseits führen auf die meisten langen Geraden schnelle Kurven, in denen es schwierig ist, jemandem dicht zu folgen. Zumindest habe ich aber einen neuen Motor mit etwas mehr Power. Vielleicht kann ich damit ein paar Konkurrenten überholen."

Frage: "Wie stehst du jetzt zum derzeitigen Motorenreglement, wo es dir Frankreich kaputt gemacht hat und nun auch dieses Wochenende?"
Räikkönen: "Aus meiner Sicht ist es natürlich nicht gut, aber es ist für alle Teams und alle Fahrer gleich. Ich bin nicht der Erste, der dafür bestraft wird. Es ist halt Pech, dass es immer uns trifft. Die Regel ist einerseits gut, weil die schnellsten Autos zurückfallen und das Rennen dadurch aufgewertet wird, aber aus unserer Sicht ist das natürlich nicht nett."

"Wenn etwas passiert, dann passiert es eben"

Frage: "Du hattest in deiner Karriere schon oft Pech. Bist du abergläubisch?"
Räikkönen: "Nein, bin ich nicht. Wenn etwas passiert, dann passiert es eben. Wenn man Zuverlässigkeitsprobleme hat, muss man einen besseren Job machen, aber schade ist, dass diese Dinge immer bei mir passieren. Das schadet uns in der Weltmeisterschaft. Besonders bitter ist es, dass es letztes Jahr, als es egal gewesen wäre, nicht passiert ist, aber jetzt plötzlich ständig. Das ist schon frustrierend."

Frage: "Glaubst du, dass du trotz all dieser Probleme noch um den WM-Titel fighten kannst?"
Räikkönen: "Es macht es auf jeden Fall nicht einfacher, aber man muss erst einmal das Rennen abwarten, denn wir können entweder zu viel an Boden verlieren oder die Situation noch drehen. Solange wir noch eine Chance haben, werden wir fighten. Unser Auto ist ja sehr schnell, aber wir müssen den Speed auch umsetzen und nicht ständig irgendwelche Probleme bekämpfen."

Räikkönen will die ersten Boxenstopps erst abwarten

Frage: "Auf den ersten Blick riecht es nach einer Wiederholung von Magny-Cours, aber glaubst du, dass es wirklich ähnlich wie vorige Woche laufen wird?"
Räikkönen: "Alles hängt davon ab, was vor den ersten Boxenstopps passiert. Wenn die Führenden zusammenbleiben und sich nicht wie in Magny-Cours absetzen können, dann würde uns das natürlich helfen, aber ich weiß nicht, wie viel Benzin sie an Bord haben, daher geben wir einfach einmal unser Bestes und schauen dann, wo wir in Relation zur Konkurrenz stehen."

Frage: "Du wirkst gelassener als vor einer Woche. Kommt das daher, dass du die Situation jetzt schon kennst, oder bist du einfach optimistischer als in Magny-Cours?"
Räikkönen: "Nein, ich bin nicht allzu optimistisch, denn dies ist keine optimale Situation. Natürlich gewöhnt man sich Enttäuschungen, aber sie tun immer weh. Es bringt aber nichts, zu schreien und irgendwelche Sachen herumzuschmeißen, denn damit verschwendet man nur unnütz Energie. Stattdessen konzentriere ich mich darauf, das Blatt morgen vielleicht doch noch zu wenden."

Keine Aussage zu Montoyas psychischem Zustand

Frage: "Welchen psychologischen Effekt haben deine Leistungen in deinen Augen auf deinen Teamkollegen, Juan-Pablo Montoya? In Magny-Cours warst du zum Beispiel schneller, obwohl du für neun Runden mehr Benzin an Bord hattest. Wie kommt er damit klar?"
Räikkönen: "Es waren in Magny-Cours nur drei Runden, aber ich kann das nicht beantworten. Das müsste man ihn selbst fragen. Ich denke, er hat keine einfache Saison, nicht nur vom Auto her, sondern er war ja auch verletzt und hatte daher einen ungünstigen Start mit dem Team. Es wird aber besser und er lernt auch das Auto immer besser kennen. Aber wie es in ihm aussieht, das muss man ihn selbst fragen."

Frage: "Hätte es möglicherweise Einfluss auf die Reifenwahl gehabt, wenn dein Motor schon gestern kaputt gegangen wäre? Man muss diese Entscheidung ja bis Samstagmorgen treffen, aber wenn ein Motorschaden schon am Freitag auftritt, hat man weniger Zeit dafür."
Räikkönen: "Die Reifenwahl war schon gestern ziemlich klar. Daran hätten wir nichts geändert. Aber sicher ist ein Motorschaden in der ersten Session am Freitag oder Samstag besser, denn in der zweiten versucht man meistens, noch einmal neue Reifen aufzuziehen und für das Qualifying zu testen. Dann hat man wenigstens eine ungefähre Idee, wie sich das Auto auf der schnellen Runde anfühlen wird. Dazu hatte ich diesmal keine Gelegenheit, also musste ich mit dem Setup ein bisschen schätzen. Von daher ist die Situation vielleicht schwieriger als in Magny-Cours."