Räikkönen holt Pole im dramatischen WM-Endspurt

Räikkönen auf Pole, Montoya Vierter, Schumacher Siebenter ? dramatisches Indy-Qualifying ließ keine Wünsche offen

(Motorsport-Total.com) - Selbst Steven Spielberg hätte im WM-Endspurt der Formel 1 heute nicht besser Regie führen können: Außenseiter Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) fuhr unerwartet auf die Pole Position, Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) landete auf Platz vier und WM-Leader Michael Schumacher stellte seinen schweren Ferrari in die vierte Reihe.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Räikkönen wuchs über sich hinaus, hatte aber wohl den Tank nicht allzu voll

Eine bessere Show hätte man den zahlreich erschienenen US-Fans kaum bieten können, ab dem zwölften Starter ? Kimi Räikkönen ? hätte praktisch jeder das Potenzial für die erste Reihe gehabt. Zunächst führte allerdings lange Toyota-Routinier Olivier Panis, der mit einem starken Mittelsektor und einer optisch perfekten Runde auf eine Zeit von 1:11.920 kam, was schlussendlich genug war für den sensationellen dritten Platz.

Grandioser Schlusssektor von "Iceman" Räikkönen

Geschlagen wurde der Franzose erst von Räikkönen, der im ersten und zweiten Sektor nur geringen Vorsprung herausfahren konnte, dann mit einem bärenstarken Schlussabschnitt aber den Grundstein für seine Pole Position legte. Zwischen dieses Duo schob sich in der Folge nur noch Ferrari-Wasserträger Rubens Barrichello, der nach dem ersten Sektor noch klar in Führung lag, im kurvenreichen Mittelteil jedoch drei Zehntel einbüßte.

Mit stumpfen Waffen kämpfte heute Nachmittag Michael Schumacher, der seinen Ferrari offenbar voller tanken ließ als sein Teamkollege. Mit einem recht instabil wirkenden Heck fuhr der Weltmeister auf Rang sieben, eine halbe Sekunde hinter den Schnellsten, eine Viertelsekunde hinter Montoya. Letzterer hatte gemeinsam mit Stallkollege Ralf Schumacher den besten Top-Speed (350 km/h), kam aber über Position vier nicht hinaus.

"Schumi II" und Fernando Alonso (Renault) landeten auf den Positionen fünf und sechs, dahinter dann Schumacher, gefolgt von David Coulthard (McLaren-Mercedes) und Cristiano da Matta (Toyota). In einem Qualifying der knappen Abstände klaffte erst zum zehntplatzierten Italiener Jarno Trulli (Renault) ein größeres Loch (0,896 Sekunden), was kaum verwundert, warf der Heißsporn doch in der Schlussphase des Warm-Ups völlig unnötig sein Einsatzauto weg, das anschließend in aller Hektik repariert werden musste.

Nick Heidfeld verpasst BAR-Duo nur knapp

Jenson Button und Jacques Villeneuve (beide BAR-Honda) komplettierten das erste Dutzend, starker 13. wurde unmittelbar dahinter Nick Heidfeld (Sauber-Petronas). Der Mönchengladbacher war vor allem im ersten Sektor konkurrenzfähig und hielt damit sogar Jaguar-Hoffnung Mark Webber, heute völlig von der Rolle, knapp hinter sich. Heinz-Harald Frentzen verlor das Sauber-Stallduell und musste sich mit Rang 15 begnügen.

Ganz hinten kam es zu keinen nennenswerten Überraschungen mehr, doch im Paddock rätselte im Anschluss an die Session ohnehin alles über die Strategien der WM-Kontrahenten. Speziell Michael Schumacher scheint für morgen viel Benzin an Bord zu haben ? laut Ross Brawn definitiv mehr als sein Teamkollege Barrichello. Jedenfalls ist ein hochspannender Grand Prix angerichtet, in dem scheinbar alles passieren kann.

Reifenseitig war die Situation zwischen Bridgestone und Michelin oberflächlich betrachtet relativ ausgeglichen, zumal die Temperaturen seit dem Vormittag von kühlen 13 auf normale 19 Grad gestiegen sind. Apropos Wetter: Die bedrohlichen Regenwolken, die zum Schluss aufkreuzten, zogen über den "Brickyard" hinweg. Außerdem fiel noch auf, dass die erzielten Zeiten tendenziell langsamer waren als in den Freien Trainings.