Räikkönen gewinnt in Monaco - Heidfeld Zweiter
Kimi Räikkönen fuhr heute in Monaco in einer eigenen Liga - BMW WilliamsF1 Team Fahrer auf dem Podium - Schumachers punkten
(Motorsport-Total.com) - Es war der Grand Prix des Jahres, das berühmteste Autorennen der Welt - und selbst wenn die Prozession der 900 PS starken Boliden an der Côte d'Azur zu Beginn einzuschlafen drohte, wurde es am Ende doch wieder einmal ein aufregender Motorsport-Nachmittag. Den Sieg sicherte sich Kimi Räikkönen mit einer weiteren eindrucksvollen Demonstration seiner derzeitigen Überlegenheit.

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Kimi Räikkönen feierte heute einen dominanten Triumph in Monte Carlo
Der McLaren-Mercedes-Pilot kam am Start zwar einen Tick schlechter weg als Fernando Alonso (Renault), machte aber vor der Sainte Devote die offen stehende Tür zu und gab seine Führung von dem Moment an nicht mehr ab. Das Feld sortierte sich dahinter relativ rasch ein - mit Giancarlo Fisichella (Renault) auf Platz drei vor Jarno Trulli (Toyota), Mark Webber, Nick Heidfeld (beide BMW WilliamsF1 Team), David Coulthard (Red-Bull-Cosworth) und Michael Schumacher (Ferrari).#w1#
Langweiliges erstes Renndrittel, dann plötzlich Action
In dieser Reihenfolge ging es relativ statisch durch das erste Renndrittel. Für ein wenig Action auf den hinteren Positionen sorgten Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes) und Ralf Schumacher (Toyota), die das Feld von hinten aufrollen mussten und sich zügig an den Minardi-Cosworths und Jordan-Toyotas vorbeiarbeiteten. Ansonsten fielen in den ersten paar Runden nur drei ungeplante Boxenstopps von Narain Karthikeyan (Jordan-Toyota) auf, der im 18. Umlauf endgültig aufgeben musste.
In der 23. Runde überschlugen sich dann urplötzlich die Ereignisse: Während vorne Räikkönen fünf Sekunden vor Alonso und zehn vor Fisichella führte, drehte sich in der Mirabeau-Kurve Christijan Albers (Minardi-Cosworth). Der Niederländer stand quer und blockierte die Fahrbahn, was zu einem Verkehrsstau führte. Michael Schumacher konnte in dieser Situation nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr sich an Coulthard seinen Frontflügel ab.
Natürlich musste in jener Phase das Safety-Car auf die Strecke gehen, was einige Piloten nutzten, um ihre Boxenstopps zu absolvieren. Unter anderem kamen beide Renault-Fahrer gleichzeitig zum Service, wodurch Fisichella warten musste und einige Positionen verlor. Alonso und Fisichella fuhren anschließend bis zum Ende durch, mussten für diesen risikoreichen Poker aber einen hohen Preis zahlen: Unter der schweren Benzinlast verabschiedeten sich nach und nach ihre Michelin-Reifen.
Schumacher war während der Safety-Car-Phase überrundet
Als das Safety-Car wieder in die Boxengasse abbog, lag Michael Schumacher direkt hinter dem führenden Räikkönen, allerdings mit einer Runde Rückstand. Trulli lag auf Platz zwei, weil er seinen Tankstopp nicht vorzog, und Alonso war Dritter. Allerdings setzte sich Räikkönen an der Spitze von jenem Zeitpunkt an in Siebenmeilenstiefeln vom Rest ab, denn weil er nicht an die Box gekommen war, konnte er mit dem leichteren Auto auf und davon fahren.
In der 29. Runde brach dem bis dahin stark auftrumpfenden Minardi-Cosworth-Piloten Patrick Friesacher beim Anbremsen der Hafenschikane das Heck aus, der Österreicher konnte aber einen heftigen Einschlag in die Leitplanken vermeiden. Dennoch musste er aussteigen. Zuvor hatte sich bereits Coulthard infolge des Albers-Zwischenfalls aus dem Rennen verabschiedet. Die für Monaco-Verhältnisse recht kurze Ausfallsliste komplettierte übrigens Vitantonio Liuzzi (Red-Bull-Cosworth) mit einem durch einen Leitplankenkuss ausgelösten Reifenschaden.
Im Mittelfeld bildeten sich mehrere Gruppen
Während Räikkönen nicht einmal bei seinem einzigen Boxenstopp die Führung abgeben musste, bildete sich im Verfolgerfeld durch die unterschiedlichen Tankstrategien eine interessante Gruppe mit Fisichella und Trulli an der Spitze. Auch um Platz zwei entwickelte sich ein spektakulärer Fight: Webber und Heidfeld übten Druck auf Alonso aus, der mit seinen völlig abgefahrenen Hinterreifen nicht mehr die Pace der ersten Runden gehen konnte.
Das BMW WilliamsF1 Team holte anschließend Heidfeld vor Webber zum zweiten Stopp, wodurch der Deutsche an seinem Stallkollegen vorbeigespült wurde. In der Folge holten sie den durch den Boxenaufenthalt verlorenen Boden auf Alonso binnen weniger Runden wieder auf - und kurz vor Schluss bremste sich Heidfeld am Hafen an Alonso vorbei. Wenig später schaffte dies auch Webber, allerdings so kompromisslos, dass er selbst und der Renault-Pilot die Schikane abkürzen mussten, was noch ein Nachspiel haben könnte.
Trullis Manöver des Tages war zu beherzt
Für das Überholmanöver des Tages sorgte allerdings Trulli, als er sich in der Loews-Kurve so knallhart an Fisichella vorbeiquetschte, dass er brutal über den Gehsteig fahren musste. Dabei dürfte an seinem Toyota etwas gebrochen sein. Nach einem obligatorischen Kontrollstopp spielte der Italiener jedenfalls keine Rolle mehr. Fisichella wurde in der Folge wegen abbauender Reifen nach hinten durchgereicht, beendete den Grand Prix nur als Zwölfter.
Durch diese vielen Zwischenfälle wurden die Schumacher-Brüder überraschend in die Punkte gespült. Während der letzten Runden zog Alonso ein Paket mit Montoya, Ralf Schumacher, Barrichello und Michael Schumacher hinter sich her. Michael Schumacher kam in der letzten Runde irgendwie an seinem Teamkollegen vorbei und wagte auf der Ziellinie auch noch ein riskantes Manöver gegen seinen Bruder, der darauf wütend reagierte: "Michael hat sie nicht mehr alle", schimpfte der Toyota-Pilot.
Räikkönen, der in den letzten Runden nur noch langsam um den Kurs rollte, sicherte sich also den Sieg im wichtigsten Rennen des Jahres vor dem fehlerfrei fahrenden Heidfeld und Webber, während Alonso, Montoya, Ralf und Michael Schumacher und Rubens Barrichello die restlichen Punkte unter sich aufteilten. Insgesamt sahen heute 14 von 18 gestarteten Autos die Ziellinie.
Harakiri-Aktion von Villeneuve kostete Sauber Punkte
Felipe Massa (Sauber-Petronas) verfehlte als Neunter WM-Punkte knapp - und hatte dies ausgerechnet seinem eigenen Teamkollegen zu verdanken: Villeneuve versuchte gegen den Brasilianer eine Attacke in der Sainte Devote, verbremste sich dabei aber und raste direkt in die Leitplanken. Massa konnte zwar in den Notausgang ausweichen, verlor dabei aber wertvolle Positionen, während sich Villeneuve an der Box eine neue Frontpartie abholen musste und auf Rang elf ins Ziel fuhr.
In der Weltmeisterschaft läuft nach dem heutigen Resultat alles auf einen Zweikampf zwischen Alonso und Räikkönen hinaus: Alonso hat zwar 22 Punkte Vorsprung auf den finnischen "Iceman", der nun seinerseits einen Zähler vor Trulli liegt, sein Vorsprung schmilzt aber stetig. Michael Schumacher ist mit einem Rückstand von 37 Punkten wohl endgültig aus dem Titelrennen. Bei den Konstrukteuren führt Renault nun mit 63 Punkten vor McLaren-Mercedes (51) und Toyota (43).

