Das Interview zum Rennen mit Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Michael, nur Platz sieben in Monaco - da stimmt doch etwas nicht, oder?"
Michael Schumacher: "Da stimmt etwas nicht, das ist richtig, aber was nicht gestimmt hat, das war ja offensichtlich..."

Frage: "Sprichst du damit die Kollision in der Mirabeau-Kurve an?"
Schumacher: "Richtig, ja. Ich weiß nicht, wie lange ich da gestanden bin, hatte keine Nase mehr, musste an die Box fahren. Als das Safety-Car kam, hatte ich schon eine Runde Rückstand. Alles, was gegen mich sprechen konnte, kam auf einmal zusammen."#w1#

Kurioser Verkehrsstau ringt Schumacher ein Grinsen ab

Frage: "Wann hast du zuletzt im Stadtverkehr so einen Stau erlebt?"
Schumacher: "Ich komme schon seit vielen Jahren nach Monaco, und es hat sicherlich schon viele Situationen gegeben, die ähnlich waren. Ich kann mich jetzt nicht an eine bestimmte Situation erinnern, aber wenn man die Jahre Revue passieren lässt, dann ist das sicher schon einmal vorgekommen."

Frage: "Hast du das Gefühl, dass dir im Moment das Pech ein bisschen nachläuft?"
Schumacher: "Ich glaube, dass das einfach Umstände sind, die eintreten können. So etwas gehört zu einem Rennen dazu. Ich bin in der Vergangenheit von diesen Situationen verschont geblieben, weil ich natürlich auch weiter vorne und dadurch weniger oft in so etwas involviert war. Im Moment haben wir eben eine Phase, in der solche Dinge passieren."

Frage: "Du bist der schlechteste Deutsche in der Fahrer-WM. Verlierst du langsam die Geduld, wenn es nicht vorangeht?"
Schumacher: "Es ging doch voran! Ich glaube, wir waren heute im Rennen von der Pace her die Schnellsten. Es waren andere Umstände, die es nicht zugelassen haben, weiter vorne zu landen."

"Wir haben schon schönere Momente gehabt"

Frage: "Aber wie frustrierend ist es, wenn am Ende trotzdem die Punkte ausbleiben?"
Schumacher: "Es ist sicherlich nicht unbedingt schön. Wir haben schon schönere Momente gehabt in der Vergangenheit, aber ich habe es mehrfach wiederholt: Das Rennfahren macht auch so Spaß!"

Frage: "Was wäre aus deiner Sicht ohne die Zwischenfälle möglich gewesen?"
Schumacher: "Man kann sich die Zeiten ja anschauen und das ausrechnen. Ich bin jetzt noch nicht in der Lage, das aus dem Stehgreif zu tun, weil ich im Auto gesessen bin und andere Sachen zu tun hatte."

Frage: "Wo bist du eigentlich in der letzten Runde an deinem Teamkollegen vorbeigezogen?"
Schumacher: "In der Schikane, in Kurve zehn. Rubens hat im Tunnel hinter Ralf ein wenig Anpressdruck verloren, hat es aber probiert und mir die Innenbahn offen gelassen. Da bin ich halt durchgezogen, was ich beinahe bei Start und Ziel noch genutzt hätte, um auch noch an Ralf vorbeizugehen. Das war ganz schön eng."

"Wir fahren Rennen und keine Kaffeefahrten"

Frage: "Dein Bruder meinte zu dem Manöver auf der Start- und Zielgeraden wörtlich, dass du sie nicht mehr alle hast. Wie reagierst du darauf?"
Schumacher: "Ich weiß nicht, ob ich darauf antworten muss. Wir fahren Rennen und keine Kaffeefahrten. Ich glaube, ich war sechs Hundertstel hinter Ralf. Das ist bei weitem nicht viel, also war die Attacke gerechtfertigt. Man muss sich ja nur die Ergebnisse anschauen. Ich bin ein Vollblutrennfahrer. Dazu gehören auch solche Situationen."

Frage: "Wie geht es jetzt weiter? Nächste Woche steht ja schon das nächste Rennen an, also kann nicht getestet werden..."
Schumacher: "Ich glaube nicht, dass wir das Testen auslassen werden. Ob ich selbst im Auto sein werde, bezweifle ich, denn ich habe verschiedene andere Termine, aber wir testen weiter und werden uns natürlich auf den Nürburgring vorbereiten."

Schumacher glaubt bald wieder an Grand-Prix-Siege

Frage: "Gibt es für die Fans, die an den Nürburgring kommen wollen, Hoffnung auf einen Schumacher-Sieg?"
Schumacher: "Na klar! Guckt euch doch die Rennen an, guckt euch die Zeiten an! Wenn ihr die alle mal durchrechnet, werdet ihr feststellen, dass wir gute Chancen haben, wieder ganz vorne mitzufahren. Es muss nur das Qualifying wieder einmal klappen, wie es ja in Bahrain oder Imola schon der Fall war. Wir müssen nur unsere Schwächen so gut wie möglich kaschieren und unsere Stärken so gut wie möglich ausnutzen. Sobald wird das hinkriegen, sind wir wieder dabei. Ich hoffe, dass wir den Fans am Nürburgring etwas mehr bieten können als in den letzten Rennen."

Frage: "Das heißt, es muss vor allem an der Qualifikationsleistung gearbeitet werden, oder?"
Schumacher: "Das ist im Moment das größte Manko. Hier war es ganz extrem - extremer, als ich es mir vor dem Wochenende vorgestellt hatte. Ich kann aber nur noch einmal an Bahrain und Imola erinnern, denn dort war es nicht ganz so schlimm. Wenn wir wieder auf so einen Abstand kommen, haben wir auch im Rennen wieder eine realistische Chance. Am Nürburgring wird es ja nur noch ein Qualifying mit der Benzinmenge für das Rennen geben. Da kann man schon etwas ausgleichen. Dann wird man sehen, wer strategisch die bessere Arbeit leistet."