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Überlegener Auftaktsieg für Räikkönen in Australien

Kimi Räikkönen fuhr in Melbourne ungefährdet den Sieg vor den Silberpfeilen ein - Heidfeld starker Vierter, drei Deutsche in den Punkterängen

(Motorsport-Total.com) - Weit mehr als 100.000 Zuschauer und strahlender Sonnenschein bei Temperaturen knapp über 20 Grad machten den heutigen Saisonauftakt in Melbourne zu einem wahren Volksfest - und auch wenn die sportliche Spannung und Action auf der Strecke ein wenig fehlte, war unterm Strich doch für recht gute Formel-1-Unterhaltung gesorgt.

Titel-Bild zur News: Podium in Australien 2007

Zufriedene Gesichter: In Melbourne konnten auf dem Podium alle strahlen...

Den Sieg sicherte sich im ersten Rennen nach der Ära Michael Schumacher ausgerechnet dessen Nachfolger Kimi Räikkönen (Ferrari), der in 58 Runden bis auf einen Verbremser fehlerlos blieb und damit das Potenzial seines überlegenen F2007 optimal ausschöpfen konnte. Weltmeister Fernando Alonso feierte als Zweiter einen soliden Einstand bei McLaren-Mercedes, Grand-Prix-Debütant Lewis Hamilton landete sensationell ebenfalls auf dem Podium.#w1#

Alonso nach schlechtem Start nur Vierter

Räikkönen erwischte den besten Start, stach vor Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team) in die erste Kurve. Alonso fiel zunächst vom zweiten auf den vierten Platz zurück, musste sich also auch hinter seinem Teamkollegen Hamilton anstellen, während Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team) als Fünfter aus der ersten Runde zurückkam. Zur Überraschung vieler Beobachter verlief die Anfangsphase aber ohne Rempeleien oder Unfälle.

Start in Australien 2007

So begann die Saison 2007: Räikkönen geht vor Heidfeld in die erste Kurve Zoom

Aus deutscher Sicht lief es am Start ebenfalls nicht schlecht, denn neben Heidfeld lag auch Ralf Schumacher (Toyota) von Anfang an in den Punkterängen. Nico Rosberg (Williams-Toyota) konnte wenigstens seinen zwölften Startplatz behaupten, während sich Felipe Massa (Ferrari) nach einem Motorwechsel am Vormittag von ganz hinten nur langsam nach vorne arbeitete - und hinter den beiden Hondas das erste Mal richtig aufgehalten wurde.

Das Rennen sortierte sich im Prinzip relativ schnell, so dass das erwartete Chaos ausblieb - mit ein Grund für die hohe Ankunftsquote von 17 von 22 Autos. Erster Ausfall war Christijan Albers (Spyker-Ferrari), der mit Verdacht auf Bremsdefekt ausschied, Scott Speed (Toro-Rosso-Ferrari) hatte einen Reifenschaden, bei Kubica steckte das Getriebe im fünften Gang und Alexander Wurz (Williams-Toyota) und David Coulthard (Red-Bull-Renault) kollidierten nach jeweils farbloser Vorstellung.

Räikkönen absolvierte eine Spazierfahrt im Park

An der Spitze setzte sich Räikkönen schnell von seinen Verfolgern ab, ohne dass man je den Eindruck hatte, er sei am Limit. In Runde 14 gab es dann die erste Verschiebung, als Heidfeld mit den weichen Reifen den kurzen ersten Stint hinter sich hatte und die Boxen ansteuerte. Zum Vergleich: Polesetter Räikkönen kam in der 20. Runde zum ersten Mal an die Box, Alonso in der 22. und Hamilton, der dadurch in seinem ersten Grand Prix kurz in Führung ging, in der 23.

Kimi Räikkönen vor Nick Heidfeld

Räikkönen konnte sich von Anfang an mühelos von den Verfolgern absetzen Zoom

Heidfeld fiel durch seinen kurzen ersten Stint auf Platz fünf hinter Kubica zurück, doch bevor es zu einem Rad-an-Rad-Duell zwischen den beiden Teamkollegen kommen konnte, schied Kubica aus. Abgesehen davon gab es in den Punkterängen kaum ernsthafte Duelle - nur Rosberg schob sich mit einer unauffälligen, aber starken Performance immer weiter nach vorne. Highlight aus seiner Sicht war ein aggressives Überholmanöver gegen Schumacher.

Für weniger Unterhaltung als erwartet sorgte Massa, der von seinem Teamkollegen Räikkönen sogar überrundet wurde und mit einer konservativen Einstoppstrategie vom Speed her naturgemäß nichts Überragendes abliefern konnte. Dennoch kämpfte er sich bis auf Platz sechs nach vorne, schlussendlich fehlten ihm nur 0,3 Sekunden auf Giancarlo Fisichella (Renault). Apropos Strategie: Den mit Abstand längsten Stint fuhr der ebenfalls auf einen Stopp ausgerichtete Wurz.

Hamilton war eindeutig der Mann des Rennens

Über weite Strecken freundeten sich unsere britischen Kollegen im Pressezentrum dann schon mit der Sensation an, dass Hamilton in seinem ersten Grand Prix Alonso besiegen könnte, doch beim zweiten Boxenstopp fuhr der Doppelweltmeister einen um zwei Runden längeren Stint - und kombiniert mit einer schwachen Runde von Hamilton führte dies zu einem Positionswechsel. Ob dies von der Box aus gesteuert wurde oder nicht, sei dahingestellt.

Lewis Hamilton

Besser als Hamilton kann man seinen Einstand in der Formel 1 nicht feiern Zoom

Räikkönen gewann den Grand Prix jedenfalls völlig ungefährdet mit 7,2 Sekunden Vorsprung auf Alonso, Hamilton als Dritter und Heidfeld als Vierter waren aber die eigentlichen Überraschungsmänner. Fisichella, Massa, der starke Rosberg und Schumacher rundeten die Punkteränge ab, an denen Jarno Trulli (Toyota) um 7,6 Sekunden vorbeischrammte. Debütant Heikki Kovalainen (Renault) wurde nach fehlerhafter Vorstellung schwacher Zehnter.

Die Honda-Piloten konnten sich nicht in Szene setzen, bester Vertreter der Japaner wurde aber mit Rubens Barrichello (11.) immerhin ein Werks- und kein Super-Aguri-Fahrer - Takuma Sato sah zwar die Zielflagge, fiel aber gegenüber dem Qualifying auf Rang zwölf zurück. Pech hatte Lokalmatador Mark Webber: An der Box blieb das Gaspedal seines Red-Bull-Renault stecken, später drehte er sich in der Boxeneinfahrt - Platz 13 weit außerhalb der Top 8.

Wer soll diesen Ferrari 2007 schlagen?

Fazit nach dem Saisonauftakt: Ferrari hat eindeutig das schnellste Auto, doch McLaren-Mercedes ist den Roten dicht auf den Fersen - und an einem guten Tag mischt selbst das BMW Sauber F1 Team an der Spitze mit. Die vielleicht größte Enttäuschung im Albert Park war vermutlich Renault, denn von Siegen sind die Franzosen weit entfernt, und auch Bridgestone hat in Sachen Markierung der unterschiedlichen Reifentypen noch Arbeit vor sich, denn die weißen Punkte sind nicht zu erkennen.

Ralf Schumacher vor Jarno Trulli

Schumacher hatte Trulli sicher im Griff, holte einen unerwarteten WM-Punkt Zoom

Aus deutscher Sicht kann man Befürchtungen, wonach es ohne Michael Schumacher langweilig werden könnte, ebenfalls erst einmal vom Tisch wischen: Heidfeld mischt mitten in der Weltspitze mit und könnte in dieser Form sogar für Grand-Prix-Siege in Frage kommen, während Rosberg und speziell Ralf Schumacher die Erwartungen übertroffen haben, indem sie in die Punkte fuhren. Bilanz: drei deutsche Fahrer, vier zumindest zum Teil deutsche Autos in den Top 8.

Ein wenig enttäuschend verlief die Formel-1-Premiere allerdings für den vierten Mann aus dem schwarz-rot-goldenen Quartett, Adrian Sutil: Der Spyker-Ferrari-Fahrer hatte gleich am Start eine Berührung mit Anthony Davidson (Super-Aguri-Honda), der nicht von der Linie weggekommen war, blieb anschließend eher farblos und leistete sich mit dem Überqueren der weißen Linie bei der Boxenausfahrt einen Anfängerfehler, der mit Durchfahrstrafe belegt wurde - 17. und letzter Platz.