• 05.10.2009 14:23

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Räikkönen gegen asphaltierte Auslaufzonen

Während Fernando Alonso aus Sicherheitsgründen mehr asphaltierte Auslaufzonen fordert, plädiert Kimi Räikkönen für mehr Kiesbetten

(Motorsport-Total.com) - Seit Jahren gibt es in der Formel 1 den Trend, dass mehr und mehr Auslaufzonen asphaltiert werden. Dies bietet einerseits den Vorteil, dass die Fahrer bei einem Ausritt in der Regel leichter Gelegenheit haben, selbst zu korrigieren und einen Unfall zu verhindern, birgt aber andererseits auch die Gefahr, dass Fahrfehler nicht mehr richtig bestraft werden.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella

Kimi Räikkönen findet, dass es wieder mehr Kiesbetten geben sollte

Wenn ein Formel-1-Auto bei hoher Geschwindigkeit durch ein Kiesbett segelt, besteht das Risiko, dass der Kontakt zum Boden verloren geht - und damit auch die erwünschte Verzögerung bis zum Einschlag. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit eines Überschlags deutlich höher. Andererseits spricht für Kiesbetten, dass die Bremswirkung zum Beispiel bei einem technischen Gebrechen höher ist als bei einem pfeilschnellen Ausrollen auf Asphalt.#w1#

Vor allem aber stören sich Puristen daran, dass asphaltierte Auslaufzonen die Fahrer dazu verleiten, das Limit bewusst nach außen zu schieben, weil man im Falle einer Fehleinschätzung ohnehin ohne großen Zeitverlust korrigieren kann. Paradebeispiele dafür sind die Zielschikane in Montréal oder die Haarnadelkurve in Hockenheim. In Singapur hat Mark Webber Fernando Alonso sogar in einer solchen Auslaufzone überholt.

"Die neuen Strecken haben riesige Auslaufzonen aus Asphalt. Wenn du da einen Fehler machst, macht es keinen Unterschied, denn du kommst meistens auf die Strecke zurück", findet Kimi Räikkönen. Da sind dem Weltmeister von 2007 alte Rennstrecken wie Suzuka schon lieber: "Hier klebst du eben in der Mauer. So sollte es sein - man sollte für Fehler bestraft werden. Das macht das Fahren aufregender und man muss auch präziser sein."

Zuvor hatte Alonso nach den Unfällen im Qualifying zum Grand Prix von Japan gefordert, dass sogar mehr Auslaufzonen aus Sicherheitsgründen asphaltiert werden sollten. Der Renault-Pilot weiß, dass gerade die zweite Degner-Kurve, in der es am vergangenen Wochenende gleich ein paar Mal krachte, kritisch ist. Daher fordert er: "Ich glaube, wir vermissen da und dort asphaltierte Auslaufzonen, zum Beispiel in Kurve eins."


Fotos: Kimi Räikkönen, Großer Preis von Japan, Sonntag


"Das würde Unfälle wie die heute verhindern", argumentiert der künftige Ferrari-Pilot. "Man muss aber immer einen Kompromiss zwischen den Motorrädern und der Formel 1 eingehen. Für uns sind asphaltierte Auslaufzonen besser, für die Motorräder Kiesbetten. Aber mit Asphalt wären die heutigen Unfälle nicht passiert, denn wenn du dann von der Strecke abkommst, bremst du halt ab. Im Kies hebt das Auto ab und du krachst geradeaus in die Reifenstapel."

Die Degner-Passage, die am Samstag unter anderem Webber, beide Toro Rossos und Heikki Kovalainen abwarf, sei ein perfektes Beispiel: "Kurve acht war in Suzuka schon immer schwierig. Der Randstein am Ausgang ist ziemlich wellig. Wenn du dann ins Kiesbett kommst, kannst du nicht mehr bremsen. Das sollten sie bis nächstes Jahr asphaltieren. Vor drei Jahren war es aber auch nicht anders. Dieses Jahr sind dort halt aus irgendeinem Grund so viele Unfälle passiert."