• 30.08.2009 20:55

Räikkönen: "Es hat sich nichts geändert"

Der Ferrari-Pilot auf der Pressekonferenz über ein hartes Rennen, das er mit viel Einsatz als Sieger beendete, und seine Prognose für Monza

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Erzähle uns etwas über deine Liebesaffäre zu dieser magischen Strecke. Du hast hier viermal gewonnen."
Kimi Räikkönen: "Ich denke nicht, dass es diesbezüglich irgendetwas Spezielles gibt. Unglücklicherweise haben wir das Rennen im vergangenen Jahr mehr oder weniger in der letzten Runde verloren. Ich denke, dass die Strecke viele Fahrer mögen."

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen ist glücklich, dass es mit dem Sieg endlich geklappt hat

"Es ist ein ordentlicher Kurs. Ein Kurs im alten Stil, sehr flüssig und es geht aufwärts und den Berg hinab, es macht viel Spaß, hier zu fahren. Die Strecke ist im Wald, und sie bietet einem alles, was man sich wünscht. Glücklicherweise war ich hier schon immer sehr gut, seitdem ich vor vielen, vielen Jahren hier das erste Mal war."

"Irgendwie scheint die Strecke für mich gut zu sein. Aber das kümmert mich nicht. Es ist ein schöner Ort, um Rennen zu gewinnen. Zudem bekommen wir hier sehr gute Rennen zu sehen. Der Kurs ist gut für die Zuschauer, für die Teams, für die Fahrer."#w1#

"Es war ein sehr gutes Wochenende. Natürlich hätten wir gestern besser abschneiden und uns das Leben ein wenig einfacher machen können, aber wir haben es sowieso geschafft zu gewinnen, was die Hauptsache ist. Das ist für den Moment gut, nun werden wir versuchen, dies für die kommenden Rennen aufrecht zu halten."

Frage: "Was bedeutet dir dieser Sieg persönlich nach einer ziemlich schwierigen Saison?"
Räikkönen: "Wir haben versucht, ihn zu holen. Natürlich müssen wir realistisch sein, denn wir wissen, dass unser Auto nicht so schnell ist wie jenes der Teams vor uns in der Meisterschaft. Aber an manchen Orten, wie zum Beispiel auf den vergangenen paar Kursen, war es ziemlich in Ordnung. In Ungarn waren wir näher am Sieg als jemals zuvor in diesem Jahr."

"Hier haben wir es geschafft. Es hängt wirklich vom Kurs ab. Für das Team ist das wichtig, sie werden es genießen, besonders nach der harten Zeit in diesem Jahr. Aber wir können nicht erwarten, dass wir Rennen nach Rennen gewinnen, wir werden aus diesem Grund an jedem Wochenende 100 Prozent geben."

"Es hängt wirklich davon ab, ob wir es hundertprozentig richtig hinbekommen oder nicht. Und wenn lustige Dinge passieren, so wie hier im Qualifying, dann können wir es schaffen. Das verleiht uns eine wesentlich bessere Chance. Für das Team war es ein gutes Ergebnis und wir sind sehr glücklich."

Frage: "Wie viel Druck hast du gespürt, als Giancarlo direkt hinter dir war?"
Räikkönen: "Ich wusste, dass er schneller war. Womöglich leisteten wir uns einen kleinen Fehler, als wir beim ersten Boxenstopp auf die härteren Reifen wechselten und sie einfach nicht warm wurden. Drei Runden vor dem Stopp begannen sie plötzlich viel besser zu arbeiten. Ich war in der Lage, härter Druck zu machen."

"Ich wusste, dass es für ihn sehr schwierig werden würde, vorbeizukommen, wenn ich es schaffe, ihn bei den Stopps hinter mir zu halten. Sie waren im mittleren Sektor sehr schnell. Manchmal kamen sie uns sehr nahe, aber ich begann einfach, KERS ein wenig anders zu verwenden, um sicherzustellen, dass er keinen Angriff auf mich wagen kann, und es war aus diesem Grund nicht allzu schwierig. Ich meine, es ist sowieso schwierig zu überholen, es war aus diesem Grund sehr einfach."

Frage: "In der ersten Kurve warst du der einzige Fahrer, der neben die Ideallinie fuhr. War dies etwas, das du mit dem Team diskutiert hattest?"
Räikkönen: "Nein, zuerst versuchte ich, den normalen Weg zu fahren, aber ich denke, dass es Nick oder sonst jemand war, der etwas zu schnell nach innen stach und Jarno Trulli sehr weit nach außen drückte. Ich hatte also keinen Platz, um irgendwohin zu fahren. Ich musste einfach geradeaus lenken und außen herum fahren. Das funktionierte, aber das war zunächst nicht der Plan. Ich hatte einfach keinen Platz mehr."

Frage: "Warst du in der Lage, KERS vielleicht früher zu verwenden?"
Räikkönen: "Nein, denn es ist dort sehr uneben. Ich bin dort auch im vergangenen Jahr gelandet. Es macht keinen allzu großen Unterschied aus. Es ist ein viel weiterer Weg. Wenn ich auf der Strecke hätte bleiben können, dann hätte ich dies getan. Wenn ich dadurch schneller gewesen wäre, dann hätte ich es in jeder Runde getan, aber dies war nicht der Fall."

Frage: "Wie schätzt du deine Chancen in Monza ein?"
Räikkönen: "Es wird schwierig werden. Unser Auto ist über die Randsteine nicht so stark wie einige andere Autos, und das ist dort wirklich der Schlüssel, um schnell zu sein. Man muss in der Lage sein, so stark über die Randsteine zu fahren, wie man dies möchte. Das ist nicht unser stärkster Punkt, es wird aus diesem Grund schwierig werden. Wir werden sehen, wie sich unser Auto dort verhält und was wir dort erreichen können."

Frage: "Ferrari hat zu den vergangenen Rennen nicht viele neue Teile mitgebracht, aber du bist dennoch zweimal auf dem Podium gestanden und hast einen Sieg geholt. Könnte dies an dir und nicht am Auto liegen?"
Räikkönen: "Ich denke, das kann jeder für sich selbst entscheiden. Wir haben für das Auto einen etwas anderen Weg gefunden. Wir sind ein wenig anders an die Sache rangegangen als zu Beginn des Jahres und haben dann in den vergangenen Rennen ein Comeback gefeiert. Mit Sicherheit ist das Auto nicht so schnell, wie wir dies gerne haben möchten, wie es dies vielleicht sein sollte."

"Aber sein Verhalten ist gut, und dies ermöglichte teilweise mehr. Wenn du es so fahren kannst, wie du möchtest, dann bringt dich das manchmal in eine bessere Position. Ich bin mit der Art und Weise, wie es funktioniert, glücklich, aber mit mehr Abtrieb bin ich mir ziemlich sicher, könnte es ein sehr schnelles Auto sein."

"Wir wissen jedoch, dass wir keinerlei neue Teile mehr bekommen werden. Wir sind aus diesem Grund dort, wo wir stehen, und solange wir punkten und sich das Auto gut anfühlt denke ich, dass wir es immer noch schaffen können, gute Ergebnisse zu erzielen. Es ist schwierig, mehr Siege zu erwarten, aber hoffentlich können wir Podium-Plätze und gute Punkte erwarten, und vielleicht unter bestimmten Umständen einen Sieg."

Frage: "Hättest du ohne KERS gewinnen können, und wo war es am wichtigsten, als du die Führung übernommen hast, oder als du dich verteidigt hast?"
Räikkönen: "Es gibt keinen Grund, sich zu fragen, ob ich hätte gewinnen können oder nicht. Wir haben gewonnen, und wir haben KERS bei jedem Rennen und das ist eine Tatsache. Es hat beim Start geholfen. Ich hatte einen wirklich sehr guten Start, aber dann war da Barrichello - ich weiß nicht, was ihm beim Start passierte."

"Das hat dort also wirklich geholfen. Dann überholte ich Robert und dann natürlich half es mir dabei, an Fisichella vorbeizukommen. Das hat für uns gut funktioniert. Aber es ist eine normale Sache, es bei jedem Rennen zu verwenden. Es ist ja nicht so, dass es plötzlich verschwindet."


Fotos: Kimi Räikkönen, Großer Preis von Belgien, Sonntag


Frage: "Es gibt eine Menge Gerüchte darüber, dass Giancarlo dein nächster Teamkollege wird. Kann ich diesbezüglich deine Meinung haben?"
Räikkönen: "Für mich ist es egal, wer im zweiten Auto sitzt, es ist nicht meine Entscheidung. Sicherheit wird das Team entscheiden, was beim kommenden Rennen passiert. Wenn ich lediglich dieses Rennen anschaue, dann hatten sie wohl ein schnelleres Auto als wir, es ist also womöglich in gewisser Weise eine etwas schwierige Entscheidung."

Frage: "Du hast gesagt, dass du die Art und Weise geändert hast, wie du KERS verwendest, um dich zu verteidigen. Kannst du erklären, was du genau gemacht hast?"
Räikkönen: "Ich verwendete es stärker im letzten Teil als zuvor, einfach um sicherzustellen, dass ich auf der Rückgerade eine gute Geschwindigkeit habe. Das war der einzige Unterschied."

Frage: "Es sieht danach aus, als würdest du Ferrari angesichts der ganzen Gerüchte über das kommende Jahr eine schwierige Zeit bescheren. Denn es wurde gesagt, dass du Ferrari verlassen könntest, weil du keine gute Leistung zeigst. Plötzlich hast du sehr gute Leistungen gezeigt. Ist etwas in dir, weswegen du diese Leistungen zeigst, zeigst du, dass der wahre Räikkönen noch da ist?"
Räikkönen: "Nein. Es hat sich nichts geändert, wie ich dies schon gesagt habe. Wir haben eine ziemlich gute Art und Weise gefunden, um mit dem Auto zu arbeiten. Wir waren in Monaco gut. Das vergangene Rennen war sehr ähnlich, Ungarn war ähnlich."

"Dieser Ort ist im Vergleich zu vielen anderen ein wenig anders. Es ist einfach so, dass wir jedes Mal ziemlich gut waren, wenn das Auto stark war. Es gibt nichts, was ich anders gemacht habe. Wir haben nun einfach ein gutes Ergebnis erzielt, und hoffentlich können wir so weitermachen."

"Meiner Meinung nach wird es Rennen geben, wo es für uns nicht einfach wird, aber wir können es immer probieren. Es gab beinahe in jedem Jahr Gerüchte, seitdem ich in der Formel 1 bin, aus diesem Grund schere ich mich nicht mehr wirklich darum."

"Ich mache mir über das kommende Jahr keine Sorgen. Ich habe einen Vertrag, das ist also nichts, über das ich mir Sorgen machen sollte. Ich fälle die Entscheidungen nicht, schlussendlich werden wir sehen, was passiert. Vielleicht hat Ferrari andere Pläne, aber soweit ich weiß hat sich nichts geändert."

Frage: "Auf Basis der Benzin-Gewichte hättest du mindestens zwei Runden länger fahren können als Giancarlo. Giancarlo erwähnte vorhin, dass er hinter dem Safety Car Benzin gespart hat, ich nehme an, du hast dasselbe getan. Warum bist du in derselben Runde an die Box kommen?"
Räikkönen: "Ich weiß es nicht, das ist schwierig zu sagen. Manche Motoren benötigen ein wenig mehr Benzin als andere. Ich denke, dass unser Motor womöglich etwas mehr Benzin benötigt als der Renault oder Mercedes. Vielleicht ist dies der Unterschied."

"Ich versuchte hinter dem Safety Car ziemlich stark, meine Reifen aufzuwärmen, ich habe also aus diesem Grund definitiv nicht versucht, so viel Benzin zu sparen, wie wir dies hätten tun können. Aber es hat sich bezahlt gemacht, wir kamen nach dem Safety Car auf den ersten Platz, und dies zählt viel mehr als eine Runde bis zum Boxenstopp."

Frage: "Es ist beinahe anderthalb Jahre her, dass du das letzte Rennen gewonnen hattest. Hat der Champagner aus diesem Grund auf dem Podium besser geschmeckt im Vergleich zu den Situationen, in denen du Zweiter oder Dritter warst?"
Räikkönen: "Nein, das hat nichts damit zu tun. Es gibt in der Formel 1 immer Spekulationen. Das ändert nichts. Es ist dieselbe Sache. Wenn du Erster, Zweiter oder Dritter bist, macht es im Hinblick auf das, was in der Flasche ist, keinen Unterschied aus. Aber natürlich ist das Gefühl alles in allem schöner. Es ist gut für das Team und gut für mich, das ist in gewisser Weise schön."