• 30.08.2009 19:02

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Badoer-Nachfolger: Entscheidung steht bevor

Schon Anfang nächster Woche will Ferrari entscheiden, wer in Monza im zweiten Auto sitzen wird -Luca Badoer würde sich Punkte zutrauen

(Motorsport-Total.com) - Das heutige Rennen in Spa-Francorchamps hat wieder einmal deutlich gemacht, dass Ferrari dringend einen anderen Fahrer ins zweite Cockpit setzen muss. Denn während Kimi Räikkönen einen umjubelten Sieg einfuhr, wurde Ersatzmann Luca Badoer wieder Letzter. Seine schnellste Runde war um mehr als zwei Sekunden langsamer als die des Teamkollegen.

Titel-Bild zur News: Luca Badoer

War's das? Luca Badoer erfüllte die Vorgabe, sich deutlich zu steigern, nicht...

"Ferrari will nicht Letzter sein, das ist klar", seufzt Teamchef Stefano Domenicali und kündigt eine baldige Entscheidung an: "Wir werden in den nächsten drei Tagen bekannt geben, wer in Monza für uns fahren wird. Felipe hat morgen eine wichtige Untersuchung. Anschließend werden wir alle Optionen auf den Tisch legen, die wir als beachtenswürdig einschätzen. Dann werden wir eine Entscheidung treffen."#w1#

Massa ist weiter kein Thema

Der Italiener schließt einen Gasteinsatz von Fernando Alonso kategorisch aus und glaubt auch nicht, dass Massa rechtzeitig fit wird. Auf die Frage, ob der rekonvaleszente Vizeweltmeister plant, als moralische Unterstützung zum Heimrennen der Scuderia zu kommen, entgegnet er: "Das glaube ich nicht." Doch auf Spekulationen, wer den Platz von Badoer in zwei Wochen übernehmen könnte, will sich Domenicali nicht einlassen.

Transparent für Luca Badoer

Spott für Luca Badoer: Dieses Transparent stach uns vor dem Rennen ins Auge Zoom

Durch den sensationellen zweiten Platz gab Giancarlo Fisichella ein starkes Empfehlungsschreiben für sich ab. "Er ist ein sehr schneller Fahrer", sagt Domenicali über seinen Landsmann. Nur: Force India ist schon die ganze Saison auf den Geraden am schnellsten und könnte gerade in Monza noch stärker sein als an diesem Wochenende. Gut möglich, dass Fisichella nach dem heutigen Ergebnis seinen Traum vom Ferrari-Cockpit gar nicht wahrnehmen will...

Für Badoer ist das Abenteuer Formel 1 wahrscheinlich beendet, auch wenn er selbstbewusst sagt: "Ich glaube, dass ich in Monza in die Punkte fahren kann. Wir testen dort viel. In Mugello, Fiorano und Monza könnte ich mit geschlossenen Augen fahren! Ich kenne mich dort aus und glaube, dass ich dort wieder im zweiten Ferrari sitzen werde. Mit dem heutigen Rennen im Gepäck fühle ich mich jetzt bereit. Es wird halt viel spekuliert, weil alle für Ferrari fahren wollen."

Formel 1 hat sich seit 1999 verändert

Er räumt nach zwei Rennen in der Königsklasse, in denen er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, aber auch gewisse Probleme ein: "Die Formel 1 funktioniert heute mit vielen Computern. Es geht nicht nur ums Fahren, sondern auch um viele andere Dinge. Ich finde es sehr schwierig, das richtige Feeling zu bekommen und das Auto am Limit zu bewegen. Mir ist aber seit Valencia ein großer Fortschritt gelungen."


Fotos: Luca Badoer, Großer Preis von Belgien, Sonntag


Interessant war, dass der 38-Jährige im ersten Sektor mit 330 km/h den besten Topspeed hatte und auch regelmäßig Sektorenbestzeiten hinknallte, auf die gesamte Runde gesehen aber dennoch der langsamste Mann im Feld war. "Wir hatten die Flügel zu flach eingestellt. Das war ein Fehler, denn so war ich auf den Geraden sehr schnell, aber ich verlor im Mittelsektor viel Zeit", erläutert Badoer, der ob seiner Leistungen auf mehreren hämischen Fantransparenten verspottet wurde.

Doch das stand heute nicht im Vordergrund: "Luca soll sich mit uns freuen, denn er ist ein Mitglied des Teams", so Domenicali. Da nimmt ihn der erfolgloseste Formel-1-Pilot aller Zeiten beim Wort: "Wir haben das Rennen mit Kimi gewonnen. Das ist sehr gut für Ferrari und für den Teamgeist und für alle Mitarbeiter. Nach dem Unfall von Felipe war es für uns nicht einfach, aber heute haben wir gewonnen. Jetzt traue ich dem Team auch in Monza ein gutes Rennen zu."