"Jungbullen" wollen die Großen auf die Hörner nehmen

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost erklärt, warum es die kleinen Rennställe 2014 besonders schwer haben, und räumt Probleme beim Shakedown in Misano ein

(Motorsport-Total.com) - Toro Rosso, der "kleine Bruder" von Red Bull in der Formel 1, stellte heute mit dem STR9 sein neues Fahrzeug für die bevorstehende Saison vor. Das Jahr der großen Regelreformen stellt insbesondere für ein kleines Team wie Toro Rosso eine Herkulesaufgabe vor, weil die Entwicklung mit einem weißen Blatt Papier begonnen werden musste. Gibt es mehrere interessante technische Richtungen, haben die größeren Teams naturgemäß mehr Ressourcen, um mehrere Ansätze parallel verfolgen zu können.

Titel-Bild zur News: Franz Tost, Daniil Kwjat, Jean-Eric Vergne

Teamchef Franz Tost mit den beiden Fahrern für die bevorstehende Saison Zoom

"Die Topteams haben bei einer Reglementänderung auf alle Fälle einen Vorteil", erklärt Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost, "denn durch die großen Ressourcen und den finanziellen Rückhalt haben die natürlich ganz andere Möglichkeiten, auf irgendwelche Änderungen zu reagieren. Wenn ein Team feststellt, dass sie irgendwo in eine falsche Richtung entwickelt haben, braucht es finanzielle Mittel und die Manpower dazu. Je besser ein Team aufgestellt ist, je mehr Geld es hat, je mehr technische Ressourcen, umso schneller kann es reagieren. Deshalb werden die Topteams auch vorne bleiben."

Im wirtschaftlich schwierigen Umfeld ist es gerade für die kleinen Teams schwierig, neue Großsponsoren an Land zu ziehen. "Ich schaue mich immer noch Tag und Nacht nach Sponsoren um, denn ich weiß: Je mehr finanzielle Ressourcen du hast, desto besser wird die Leistung sein. Vor allem mit den neuen Regeln, wenn man etwas ändern will, kostet das immer Geld", sagt Tost und erklärt: "Die Zuverlässigkeit ist sehr wichtig. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele Turbos wir brauchen werden."

Fabrik wurde in den vergangenen Jahren ausgebaut

Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, dass die Fabrik in Faenza in den vergangenen Jahren ausgebaut wurde. Zwar ist die Erweiterung noch nicht abgeschlossen, aber "ohne mehr Ingenieure und ohne die verbesserte Infrastruktur wäre es sehr, sehr schwierig gewesen, dieses Auto pünktlich zu bauen. Mit den Ressourcen, die wir noch vor zwei oder drei Jahren hatten, wären wir nie und nimmer pünktlich fertig geworden", gesteht der Österreicher.


Fotos: Präsentation des Toro Rosso STR9


Wünschenswert wäre daher aus seiner Sicht die Einführung einer Budgetobergrenze. Diese steht derzeit "zur Diskussion, aber bis jetzt wurde noch nichts entschieden", so Tost. "Es wäre gut, die Kosten zu senken. Der Wille ist da und wir diskutieren darüber, aber es ist vor allem eine Entscheidung der Topteams. Wenn die Budgetobergrenze auf 250 Millionen Dollar festgelegt wird, dann ist es für uns keine Budgetobergrenze, weil wir sowieso nicht so viel ausgeben."

Was die sportliche Leistung angeht, ist der Ausgangspunkt für Toro Rosso der achte Platz mit 33 Punkten, der in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft 2013 errungen wurde. Teams wie Sauber oder Force India, die damals noch vor der ehemaligen Minardi-Truppe aus Faenza lagen, sollen im Idealfall 2014 angegriffen werden. Aber auf konkrete Vorhersagen lässt sich Tost nicht ein.

Tost wagt keine Prognosen

"Wir fangen alle bei null an." Franz Tost

"Wir fangen alle bei null an und es gibt kaum ein Team, das Anhaltspunkte hat, wo man von der Performance her steht. Ich wage momentan keine Prognose", bleibt er zurückhaltend. "Ich sage nur: Wir müssen besser sein als letztes Jahr, wir müssen einen Schritt nach vorne machen. In verschiedenen Bereichen haben wir uns stärker aufgestellt, vor allem in der Technik. Es wird noch etwas dauern, bis wir da Auswirkungen sehen können, aber wir müssen am Ende der Saison besser sein als letztes Jahr."

Entscheidend sei "auf alle Fälle die Zuverlässigkeit. Bis jetzt haben wir noch keine Anhaltspunkte, wo wir da stehen", ergänzt Tost. "Es gibt zwei Energierückgewinnungs-Systeme. Wir müssen schauen, wie die miteinander kommunizieren. Das ist nicht so einfach, wie wir jetzt schon beim Filmdrehtag in Misano gesehen haben. Da gibt es einige Problemfelder zu lösen. Dann muss man schauen, wie es mit der Haltbarkeit des Motors und mit dem Benzinverbrauch aussieht."