• 27.01.2014 21:46

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Key verrät: Sein Delfin wäre fast ein Gabelstapler geworden

Der Toro-Rosso-Technikchef simulierte eine Nase ähnlich der von Lotus, erkannte in diesem Ansatz aber zu viele Mankos: "Vielleicht revidieren wir uns"

(Motorsport-Total.com) - James Key gilt einer der führenden Technikexperten in der Formel 1. Dass er es versteht, sich mit extravaganten Ideen von der Konkurrenz abzuheben, hat der Brite spätestens mit dem STR9 bewiesen. Der am Montag in Jerez präsentierte Toro-Rosso-Bolide für die Saison 2014 wartet mit einer eigenartigen Delfinnase auf, die bisher bei keinem anderen Auto zu finden war. Allerdings steckten in Faenza auch noch andere Pfeile im Köcher - darunter auch die Gabelstapler-Variante nach Lotus-Vorbild.

Titel-Bild zur News: James Key

James Key ist ein kreativer Kopf, geht aber beim Design nicht zu viele Risiken ein Zoom

Auf Nachfrage von 'Motorosport-Total.com' zeigt sich Key nämlich wenig überrascht von dem, was die Konkurrenz bisher präsentierte und wittert keinen Fall für die FIA-Kommissare - fast keinen: "Abgesehen von der Nase des Lotus nicht", meint er und fügt lachend an: "Die braucht noch den Segen, aber es ist eine clevere Idee." Key verweist darauf, dass die Konstruktion zwar optisch markant sei, sich der E22 sonst aber nicht radikal von anderen Boliden unterscheiden würde: "Da ist man schnell abgelenkt."

So neu war für den ehemaligen Sauber-Mann der Ansatz einer gespaltenen Frontkonstruktion nicht, schließlich tüftelten auch er und seine Mitstreiter an etwas Ähnlichem, allerdings in einem früheren Stadium der Entwicklung. "Es war nicht exakt das Gleiche, aber sehr nahe dran", weiß Key, der zumindest am Computer vielversprechende Ergebnisse beobachtete. "Es funktionierte gut in der Theorie, aber in der Realität hätte es zu viele Nachteile gehabt und wir haben uns für eine sicherere Lösung entschieden."

Gewicht und Kühlung als Risikofaktoren

Key sagt, dass er die Überlegung verstehe, die hinter dem in Enstone gewählten Ansatz steckt und zitiert eine insbesondere zu Saisonbeginn äußerst beliebte Floskel: "Ich halte es nicht für illegal. Ich glaube, dass es dem Geist des Reglements entspricht." Schließlich ist es nicht in Stein gemeißelt, dass Toro Rosso nicht doch noch die alten Pläne aus der Schublade kramt. "Es ist ein Jahr des Wandels. Wenn der Weg von Lotus einen Trend aufzeigt und einen Vorteil verspricht, revidiere wir uns vielleicht."

Obwohl bei Toro Rosso mit dem Gabelstapler-Ansatz kein Durchbruch zu erwarten gewesen ist, kann sich Key gut vorstellen, dass die Konstruktion zumindest bei den Schwarz-Goldenen gut funktioniert. Zurück zu den nicht vorhandenen Überraschungen: Langweilig war Key beim Betrachten der Präsentationsfotos der Konkurrenz dennoch nicht: "Trotzdem haben wir viele interessante Dinge gesehen, Ferrari ist einen ganz anderen Weg gegangen", findet Key, der nicht nur den Nasendoktor spielte.

Auch die Heckpartie, die beim STR9 extrem schlank und aggressiv ausfällt, kostete einige Mühe. "Das war eine Herausforderung", pustet der Technikchef durch und verweist auf die Hürden, die das Turbo-Reglement mit sich bringt. "Man muss sich etwas einfallen lassen, um zusätzliche Kühlungsmöglichkeiten zu generieren. Öl und Wasser sind mengenmäßig weniger, weil der Motor kleiner ist, aber die Ladeluftkühlung macht es komplizierter. Und auch die Kühlung für KERS ist viel größer."


Präsentation des Toro Rosso STR9

In Faenza kam die Schwierigkeit hinzu, dass das Entwicklerteam keinerlei Vorerfahrung mit dem Renault-Motor hatte, den die Truppe 2014 erstmals bezieht. Dazu war der STR9 chronisch auf Diät, hat aber wohl erfolgreich abgespeckt: "Es ging zuallererst darum, das Gewichtslimit nicht zu überschreiten. Daran haben wir viel gearbeitet und umso besser das gelingt, umso flexibler ist man bei der Gewichtsverteilung." Key erwartet in den kommenden Monaten keinen Stillstand: "Die Regeln haben sich im Laufe des Jahres immer entwickelt, also wird auch 2015 anders werden."